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Teil 18: Lügenpresse

13.10.2015 - 21:14 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Tödlich, britisch, elegant.
United Artists
Tödlich, britisch, elegant.
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Bond gegen die Macht der Medien: In der Morgen stirbt nie wird ein Actionfeuerwerk wie selten zuvor abgebrannt.

1997: Der Morgen stirbt nie
Vor der chinesischen Küste sinkt ein britisches Kriegsschiff nach einer Attacke durch chinesische Jets - ein Angriff in internationalen Gewässern! Die Telefondrähte laufen heiß, England und China stehen am Rande eines Krieges. M (Judi Dench) glaubt aber nicht, dass die Chinesen die Hoheit der internationalen Gewässer verletzen würden. Eine Spur führt zum Medienmogul Elliot Carver (Jonathan Pryce), der gerade dabei ist, ein weltumspannendes Nachrichtennetzwerk aufzubauen. James Bond (Pierce Brosnan), gerade von einer Mission aus Russland zurückgekehrt, reist nach Hamburg, wo er auf einer Party nicht nur Carver, sondern auch dessen Frau Paris (Teri Hatcher) trifft, die er von früher kennt. Die beiden verbringen eine gemeinsame Nacht, doch am nächsten Tag ist Paris tot und Bond von Carvers Killern verfolgt. Dabei läuft er häufiger der mysteriösen Wai Lin (Michelle Yeoh) über den Weg.

Für viele steht Der Morgen stirbt nie für den Anfang vom Ende. Ich sehe das nicht ganz so. Klar, mit Moore- und Connery-Klassikern kann der Film nicht mithalten. Aber auf seine Weise versprüht er doch ein nicht zu leugnendes Charisma, das sich besonders durch seine fast schon als hyperaktiv zu bezeichnende Energie auszeichnet. Brosnans zweiter Film ist sehr viel actionlastiger als die meisten der Vorgänger, aber ich finde, das darf bei Bond ruhig auch sein.

Und das muss es auch, wenn man Pierce Brosnan den muskulösen Götz Otto als ultimativen deutschen Beißer-Verschnitt entgegenstellt. Außerdem: Wenn die Action so toll eingefangen ist, stört das doch wirklich keinen, oder? Zudem wird mit Elliot Carver der wohl zeitgemäßeste Gegenspieler aufgefahren. Manipulation der Medien ist ja bis heute ein wichtiges Thema, auch wenn Carver den Spieß umdreht und sich seine eigenen Nachrichten kreiert, um die Nummer 1 zu bleiben. Jemand anderen als Jonathan Pryce kann ich mir im Nachhinein nicht für diese verschlagene Persönlichkeit nicht vorstellen. Wie ein böser Steve Jobs steht er auf der Bühne in Hamburg, richtet das Wort an die Welt und suhlt sich in seinem Erfolg. Seine Finger macht er sich nicht schmutzig, dafür hat er ja Mr. Stamper (Otto) und seine kleine Söldnerarmee. Und ein Stealth-Boot! Das ist einfach nur cool und ein Grund, warum Bond mit fortschreitender Technologie immer noch funktioniert; 1962 wäre derartige Technik nicht denkbar gewesen.

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Teri Hatcher hat nur einen kurzen Auftritt, ist allerdings gut genug, um einigermaßen in Erinnerung zu bleiben - und damit meine ich nicht den Moment, in dem sie die äußeren Hüllen fallen lässt. Sie, oder vielmehr Paris Carver, ist schlussendlich ein persönlicher Grund für Bond, Carver zu hassen und zu jagen. Die weibliche Unterstützung kommt durch Haupt-Bondgirl Wai Lin, schelmisch und selbstsicher porträtiert von Michelle Yeoh, die Bond in einem Zweikampf relativ sicher in seine Schranken weisen könnte. Die Chemie zwischen den beiden Agenten stimmt und ihre verbalen Schlagabtausche sind herrlich anzusehen und -hören.

Zwei wichtige Charaktere sollten noch Erwähnung finden: Einmal Colin Salmon als Chief of Staff Charles Robinson, der Bill Tanner ersetzt und meiner Meinung nach seine Sache sehr viel besser macht und mit kühler Souveränität durch die Pre-Credit-Mission leitet. Das andere ist Henry Gupta, von Magier Ricky Jay gespielt, ein Tech-Terrorist, der Carver bei der Fehlplatzierung des britischen Schiffes geholfen hat. Der Plan, wie das vonstatten geht, ist sehr technisch und ich könnte es so direkt nicht erklären, aber es macht in seiner Allgemeinheit Sinn und ist schlüssig. Gupta ist sehr, sehr viel zurückhaltender als Carver in seinem Auftreten, fast schon schüchtern. (Ein Wiedersehen mit Jack Wade gibt es auch, aber das ist eigentlich mehr ein Cameo-Auftritt.)

Die Handlung halte ich heute noch für recht aktuell und dringlich, schließlich ist die Welt mehr denn je von digitaler Berichterstattung abhängig. Und dabei zuzusehen, wie ein profitgeiler Medienzar das Weltgeschehen verändert, um Schlagzeilen zu haben, ist gruseliger als ein überdimensionaler SPECTRE-Plan jemals sein könnte. Da ist es dann auch nicht so schlimm, dass am Ende noch ein Putsch innerhalb der chinesischen Regierung mit auf den Plan kommt.

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