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Teil 16: Hart, härter, Dalton

09.10.2015 - 11:09 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Tödlich, britisch, elegant.
United Artists
Tödlich, britisch, elegant.
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Lizenz zum Töten sorgte für Kontroversen unter Bond-Fans. So gnadenlos haben sie ihren Helden noch nie gesehen.

1989: Lizenz zum Töten
Kurz vor seiner Hochzeit kann CIA-Agent Felix Leiter (David Hedison) gemeinsam mit James Bond (Timothy Dalton) den Drogenbaron Franz Sanchez (Robert Davi) in den Bahamas aufspüren und in einem großen Coup in Gewahrsam nehmen. Was keiner von ihnen ahnt: Sanchez gelingt keine 24 Stunden nach seiner Gefangennahme mit Hilfe eines korrupten Polizisten die Flucht und schickt seine Männer, um Leiter zu bestrafen. Der Agent wird von einem Hai angegriffen und verstümmelt, seine Frau erschossen. Bond erfährt noch vor seinem Rückflug nach London von der Katastrophe und schwört beim Anblick seines gefolterten Freundes auf Rache. M (Robert Brown) verbietet ihm, gegen Sanchez vorzugehen, doch Bond lässt sich nicht abhalten. Auch dann nicht, als M ihn suspendiert und ihm die Lizenz zum Töten entzieht.

Bond auf sich alleine gestellt, ohne jegliche Hilfe aus London und auf einer privaten Vendetta? Das hat die Welt noch nicht gesehen. Und niemand konnte die Welt auf diesen brutalen Abschluss der 80er-Jahre-Bonds vorbereiten. Derart krass ging es noch nicht zur Sache - gewalttätig, blutig, gnadenlos. Vielen ist das sauer aufgestoßen, mir nicht. Selten zuvor konnte Bond seinen Emotionen so sehr freien Lauf lassen wie in Lizenz zum Töten. Da fließen dem Helden am Ende Tränen der Freude und Trauer über das Gesicht, als die Mission zu Ende gebracht ist. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg.

Und dieser Weg wird - wie schon Xavier Naidoo sagte - kein leichter sein. Einen nach dem anderen bringt Bond Sanchez’ Helfer und Mitarbeiter zur Strecke, wobei er nur selten den Abzug selbst betätigt. Denn der Film ist schlau genug zu wissen, dass Bond trotz allem nicht der Mann ist, der ein Maschinengewehr durchlädt und einfach draufhält. Geschickt und hintergründig spielt der (Ex-)Agent seine Feinde gegen sich selbst aus und verursacht dadurch mehr Morde, als oben beschriebene Methode je erreicht hätte.

Alles beginnt auf den Bahamas, wo dem Zuschauer gleich demonstriert wird, mit welchem Monster Bond es hier zu tun bekommt. Franz Sanchez ist ein Mann, der sich nimmt, was er will und alles tut, um seine Autorität aufrecht zu erhalten. Dazu gehört auch, seine Mätresse eigenhändig auszupeitschen und ihrem Liebhaber bei lebendigem Leibe das Herz aus der Brust zu schneiden. Robert Davi ist für diesen Part wie gemacht (und sieht südländisch genug aus), mit teuflisch unbeschwertem Lachen, mysteriösem Blick und stoßartig aufkochender Aggression porträtiert er einen hassenswerten Drogenbaron, der ohne lange zu überlegen eine Stadt in Schutt und Asche legen würde, wenn es nötig wäre. Aber die Ära der großen Weltenzerstörer liegt hinter uns und so begnügt sich Sanchez damit, ein den Globus umspannendes Drogenkartell zu gründen.

Erschöpft, aber noch nicht geschlagen: Bond und Franz Sanchez.

Die Gegenüberstellung von widersprüchlichen Emotionen steht zu Beginn stark im Mittelpunkt: Gerade haben Felix und Ehefrau Della Bond an der Haustür verabschiedet, da schlägt die Stimmug jäh um, als das Paar von Sanchez’ Schlägern überrascht wird und Felix einem Hai zum Fraß vorgeworfen wird. Unbeschwerte Freude wechselt sich mit purem Grauen ab und John Glen, der hier zum letzten Mal Regie führt, fängt das meisterhaft ein.

Bonds Rachefeldzug beginnt ganz unten in der Befehlskette, bei dem korrupten Cop, den er persönlich dem selben Hai aussetzt, mit dem schon Sanchez Felix folterte. Die Szenerie dieses kaltblütigen Mordes, ein Lagerhaus mit Fischtanks, ist übrigens dem Roman Leben und sterben lassen entnommen, ebenso wie die Figur des Milton Krest (schön fies und schmierig: Anthony Zerbe) an The Robber angelehnt ist. Auch der Haiangriff auf Felix entstammt dem Roman.

Auf der Suche nach Sanchez gelangt Bond an Bord des Bootes Wavekrest, von dem aus Milton Krest den Drogenhandel des Kartells betreibt. Bond kann Sanchez’ Mätresse Lupe (Talisa Soto) ein paar Informationen entlocken, bevor er einen großen Drogendeal zum Platzen bringt, das Kokain vernichtet und nach einer Barfuß-Wasserski-Aktion das kleine Transportflugzeug und die darin verstauten fünf Millionen Dollar stiehlt. Diese Szene erinnert mit ihren Tauchsequenzen an Feuerball, streckt sich im Gegensatz zum 1965er-Film aber nicht allzu lange. Besonders der Wasserski-Stunt sticht hier hervor, schließlich wurde traditionsgemäß die Action handgemacht.

Um Informationen über Sanchez zu erhalten, trifft sich Bond mit der Pilotin Pam Bouvier (Carey Lowell), bloß um gleich darauf in einer massiven Bar-Schlägerei gegen Sanchez’ Killer, allen voran der junge Dario (Benicio del Toro) anzutreten. Zweierlei: Erstens ist Pam Bouvier das wohl unterschätzteste und auch unbekannteste Bondgirl, hat aber mehr drauf als die Bondgirls der letzten zwei Filme zusammen (im Fall von Im Angesicht des Todes spreche ich von Stacey Sutton). Sie steht Bond in Sachen Härte, Sturheit und Durchsetzungskraft in nichts nach und ist ihm eine große Hilfe. Und Carey Lowell legt eine sehr gute Darbietung ab. Zweitens ist “Dario” die erste große Filmrolle von Benicio del Toro, der hier, im zarten Alter von 22, wie ein Heroinjunkie aussieht und sich genau genommen auch wie einer verhält; der Kerl ist ein Psychopath.

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