Tatort: Roomservice - Lena Odenthal vs. Frauenquote

25.05.2015 - 20:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
SWR
Tatort: Roomservice
SWR
5
3
Was passiert, wenn eine öffentlich-rechtliche Fernsehanstalt den Fall Dominique Strauss-Kahn durch die Drehbuchmangel quetscht? Tatort: Roomservice gibt die Vorschlaghammer-Antwort.

In einem Nobelhotel stürzt ein Zimmermädchen in den Tod. Deshalb schnuppert Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) in Tatort: Roomservice in der großen Politik herum und lässt sich zu diversen Stammtischdiskussionen über die Frauenquote hinreißen. Aber zum Glück gibt es in diesem lauen Lüftchen von einem Polit-Krimi Suzanne von Borsody als pragmatische Gattin des Hauptverdächtigen zu bewundern, dessen Vorbild der frühere Direktor des Internationalen Währungsfonds, Dominique Strauss-Kahn, ist.

Tatort: Roomservice

Da aber hinter diesem Tatort nicht Abel Ferrara steckt (das wäre was geworden!), sind die Eskapaden und möglichen Verbrechen eines hohen Tiers der EU-Politik nur Anlass, um einen Tatort über die Frauenquote zu drehen. Darauf muss man als Autor erst einmal kommen. Der Verdächtige heißt Joseph Sattler (Peter Sattmann), hat das Zimmermädchen als letzter lebendig gesehen und eine Geschichte von Missbrauchsvorwürfen. Gleichzeitig kämpft er, angetrieben von seiner Ehefrau (Suzanne von Borsody), für die Durchsetzung der Frauenquote in Konzernvorständen. Steckt also die Vertuschung einer Vergewaltigung dahinter oder doch eine großangelegte politische Intrige, um Sattler öffentlich zu demontieren?

Lena Odenthal mag nicht an die einfache Version glauben, gerät darüber aber mit ihrer neuen alten Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter) aneinander, die vom LKA auf den EU-Politiker angesetzt wird. Was folgt, sind diverse Diskussionen über Frauen in Führungspositionen und die Notwendigkeit einer Quote. Alles schön und gut, wären sie nicht wie die Anmoderation einer ungenannten Talk-Runde mit Günther Jauch formuliert worden. Die interessanteste Figur in diesem Tatort kommt deshalb beinahe zu kurz. Nein, nicht der schmierige Schmier-Journalist ist gemeint, auch nicht der undurchsichtige Hoteldirektor oder selbst der DSK-Ersatz Sattler, der vor der Kamera für die Frauenrechte wirbt und sich daheim Polizistinnen aufdrängt. Als seine Ehefrau Valerie zum ersten Mal mit der Polizei spricht, scheint die intime Beziehung zu ihrem Mandanten wie ausgelöscht. Nur die nüchterne Anwältin steht da, um über die Affären und Alibis zu reden, als stünde sie Joseph Sattler zum ersten Mal gegenüber. Wann immer Suzanne von Borsody auf der Bildfläche erscheint, bewegt sich der Krimi in seiner Behandlung eines vieldiskutierten politischen Themas durch seine Komfortzone, ist er ganz bei sich. Denn ihre Valerie Sattler scheint das Geschöpf einer Filmwelt zu sein, in der eine ambitionierte Frau wie sie einen (Stroh)Mann braucht, um ihre Ziele zu erreichen. Und ebenso wie sie ihren Mann in der Öffentlichkeit dafür zurecht zu biegen versucht, wurde sie von dieser Umwelt längst pervertiert.

Mord des Montags: Kopfüber in den Tod.

Zitat des Montags: "Worüber denken sie nach?" - "Weiß ich auch nicht."

Was haltet ihr von dem Frauenquotentatort aus Ludwigshafen?

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle findest du einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Du kannst ihn dir mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Externe Inhalte zulassenMehr dazu in unserer Datenschutzerklärung


Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News