Star Trek: Discovery - Geht das so weiter, flieg ich nicht mehr mit

15.06.2018 - 18:46 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Sonequa Martin-Green in Star Trek: Discovery
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Sonequa Martin-Green in Star Trek: Discovery
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Showrunner-Wechsel sind für Star Trek: Discovery zwar nichts Neues, die aktuellen Umstände lassen mich jedoch keine rosige Zukunft für die Serie erwarten.

Die Produktion von Star Trek: Discovery stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Der Start des jüngsten Franchise-Ablegers wurde etliche Male verschoben, Co-Schöpfer und Showrunner Bryan Fuller verließ die Serie noch vor Beginn und übergab an seine Vertrauten Gretchen J. Berg und Aaron Harberts. Die beiden übernahmen zwar die von Fuller erdachte Ausgangslage sowie seine ersten Drehbücher, bekamen aber nicht gesagt, wo er mit der Geschichte eigentlich hinwollte. Jenseits der zahllosen Handlungs-Twists schlug die 1. Staffel dann auch vom erzählerischen Fokus und ihren Aussagen her einige wilde Haken, vor allem im Hinblick auf Captain Lorca. Die Verlängerung ließ aber auf eine 2. Staffel hoffen, die mehr aus einem Guss sein würde. Nun allerdings wurden Berg und Harberts entlassen, wie es heißt teils wegen Problemen im Umgang mit dem Budget, teils wegen ihres beleidigenden Umgangs mit ihren Autoren. Mich stimmt der Abgang sowohl skeptisch für die Zukunft als auch enttäuscht über die Vergangenheit von Star Trek: Discovery.

Steuert Alex Kurtzman die Discovery in einen Nostalgie-Nebel?

Bisher tauchten im Prequel Star Trek: Discovery lediglich einige Nebencharaktere der Originalserie wie Spocks Vater und Harry Mudd auf, für Staffel 2 sind jedoch schon Captain Pike, ein junger Spock in Flashbacks und die Enterprise bestätigt. Ihnen dürften noch viele weitere folgen, denn nach der Entlassung von Gretchen J. Berg und Aaron Harberts ist nun Alex Kurtzman alleiniger Showrunner, er war bisher lediglich einer der Ausführenden Produzenten und Co-Schöpfer. Schon als Co-Autor der ersten beiden Star Trek-Reboot-Filme demonstrierte er seine Hingabe zur guten, alten Zeit und ihren Figuren, anstatt die in den Jahrzehnten danach erfolgte Weiterentwicklung des Franchise zur Kenntnis zu nehmen und etwas wahrhaft Modernes zu schaffen.

Die Discovery trifft die Enterprise

Es würde mich nicht überraschen, wenn Kurtzman als nun Alleinverantwortlicher dafür sorgt, dass Star Trek: Discovery von immer mehr Originalfiguren im neuen Schauspieler-Gewand heimgesucht wird und das Ganze vollends zur Nostalgierveranstaltung verkommt. Anstatt sich wie Star Trek: The Next Generation, Deep Space Nine und Co. eine ganz eigene Identität erarbeiten zu können, neues Leben und neue Zivilisationen ausfindig zu machen, könnten wir es mit einer Mischung aus Achterbahn und Zeitmaschine zu tun bekommen, mit einem Schuss Spiegelkabinett.

Die Showrunner von Discovery haben die Star Trek-Werte verraten

Es mag naiv sein, aber: Dass ein Grund für die Entlassung von Gretchen J. Berg und Aaron Harberts ihr Umgang mit den Autoren sein soll, welche deswegen ihrerseits teils mit Kündigung gedroht hätten, passt weder zum Menschenbild, das Star Trek seit Jahrzehnten als Franchise propagiert, noch zu den in der 1. Staffel von Star Trek: Discovery immer wieder überdeutlich vorgebrachten Statements, wie korrektes zwischenmenschliches Verhalten aussehen soll, und wie gerade nicht.

Wenn ihr Benehmen tatsächlich einer der Gründe für ihre Entlassung war, müssen Berg und Harberts in ihrem Reden und Handeln eher Captain Lorca als der geläuterten Specialist Burnham entsprochen haben. Schon dadurch hätten sie sich disqualifiziert, die jüngste Inkarnation eines Franchise zu leiten, das wie kaum ein Zweites für Werte wie Toleranz und die Achtung anderer steht und damit prädestiniert dafür ist, gerade heutzutage auch ein solches Arbeitsklima in der Produktion zu schaffen.

Burnham liest im Finale der 1. Staffel von Star Trek: Discovery der Föderation die Leviten

Natürlich können ein Werk und seine Aussagen auch losgelöst vom und im Widerspruch zum Verhalten seiner Schöpfer wertvoll sein. Trotzdem wirft dies einerseits einen Schatten auf all die bereits erwähnten Momente in Staffel 1 und lässt andererseits die fünf schon so gut wie fertiggestellten Folgen von Staffel 2, in denen sicherlich nicht nur einmal die Werte der Sternenflotte gepriesen werden, in einem trüben Licht erscheinen.

Noch ist die Zukunft für Star Trek: Discovery nicht verloren

Einen Hoffnungsschimmer sehe ich dennoch: Auch Star Trek: The Next Generation, wie Discovery die erste Serie des Franchise nach einer langjährigen Fernseh-Pause, fand erst mit der 3. Staffel zu der Stimme, die sie zu einer besten Science-Fiction-Serien machte. Wo vorher Rat- und Richtungslosigkeit herrschte, steckte der neu hinzugekommene Showrunner Michael Piller einen klaren Kurs ab, besann sich auf die schon zuvor aufgeblitzten Stärken und formte eine wahrhaft eigenständige Serie. Eine Zukunft, die mit den richtigen Kreativen auch Star Trek: Discovery noch offen steht.

Was haltet ihr von dem Showrunner-Wechsel bei Star Trek: Discovery?

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