Sind denn plötzlich alle schwul geworden?

30.04.2010 - 13:08 Uhr
Sind wir nicht alle ein bißchen schwul?
Sind wir nicht alle ein bißchen schwul?
Nach Jake Gyllenhaal, Heath Ledger, Kevin Kline und Robert DeNiro machen jetzt auch Berufsclown Jim Carrey und Exil-Jedi Ewan McGregor auf schwul. Muss das sein?

Die Presse ist begeistert, wenn Jim Carrey und Ewan McGregor in I Love You Phillip Morris händchenhaltend aus dem Knast in den Sonnenuntergang hüpfen. Trickbetrüger alleine reicht heute nicht mehr. Was früher eine klassische Knaststory geworden wäre, muss heute homophil angeheitert werden. Klar, denn wo läge es näher sich nach der Seife zu bücken als hinter schwedischen Gardinen.

Das Publikum ist ja in der Regel weniger euphorisch, wenn es um den schwulen Hype geht. Die Trailer zu Phillip Morris stießen auf eher gedämpfte Resonanz, wie ich neulich erleben durfte, vereinzelt wurde entnervt aufgestöhnt. Darf man natürlich heutzutage eigentlich nicht mehr laut sagen, aber im Grunde will ich als heterosexueller Mann genauso gern Schwule auf der Leinwand sehen, wie mir mit der Flex die Koteletten rasieren.

Wer das jetzt als Homophobie auslegt, macht es sich zu einfach. Ich hab nichts gegen Schwule, hier bei moviepilot gibt es ja auch Kollegen mit der Veranlagung. Die Frage ist lediglich, wieviel Gewese muss man darum machen? Brokeback Mountain mag ein Meisterwerk sein und ich will auch nichts gegen die schauspielerischen Leistungen sagen, aber ganz ehrlich: Muss ich Gyllenhaal und Ledger beim rummachen zusehen? Reicht da nicht auch eine Andeutung? Und warum ist es überhaupt so wahnsinnig spannend, ob Cowboys jetzt schwul sind nicht? Wenn ich kitschige Chick-Flicks ätzend finde, brauch ich das ganz sicher nicht auch noch mit Homos zu sehen. Und doch wird es immer mehr. Milk macht gleich die schwule Jesus-Tüte auf, A Single Man legt nochmal nach, Brüno zeigt einem ungefragt die epilierten Arschbacken, selbst in Actionkrachern wie Crank darf die Quotentunte nicht fehlen. Ja selbst der Held in Kick-Ass kann erst bei seiner Flamme landen, als er sich als schwul ausgibt. Wir habens kapiert, okay? Schwul ist schick, schwul ist in, schwul ist toll. Toll. Toll.

In der ganz ulkigen Toleranz-Klamotte In & Out rennt die von den Schwulitäten ihres Fast-Mannes überrumpelte Frau panisch aus einer Kneipe und schreit: “Sind denn plötzlich alle schwul geworden? Bin ich hier in der Twilight Zone?” Ein Ausruf, der nicht zu unrecht für große Lacher sorgte, denn in der Tat stellt sich die Frage, wenn man miterlebt, wie überpräsent das Thema in den Medien ist. Auch wenn ein paar prominente Politdarsteller sich öffentlich darüber auslassen müssen, dass sie mit Männern ins Bett gehen – die Mehrheit der Leute ist immer noch normal. Das mag für Medienschaffende und Künstler ja schwer verständlich sein, wo es anscheinend zum guten Ton gehört, aber 99% der Menschen sind nunmal heterosexuell.

Und ja, es nervt, wenn Kino und TV neben den unvermeidlichen Quotentunten immer mehr Werke herauskommen, die unterschwellig zu suggerieren scheinen: Eigentlich bist du unnormal, wenn du normal bist. Und schlimmer noch: Eigentlich ist ja jeder Mann heimlich schwul. Weswegen ja auch gerne mal plumpe Homohasser-Klischeefiguren als heimliche Schwuchteln in Filmen vorkommen.

Auch Carreys Figur ist ja verheiratet und erkennt dann erst im Knast, dass er in Wirklichkeit auf Männer steht. Was natürlich gut ins Bild der schwulen Agenda passt, die uns glauben machen will, wir wären ja selbst heimlich schwul, wenn wir bei knutschenden Männern jetzt nicht vor Freude einen Luftsprung machen oder uns schönere Dinge vorstellen können, als das Rumgetunte von Robert De Niro in Der Sternwanderer.

Wie gesagt, ich hab nichts gegen Schwule und mit den meisten komme ich auch ganz gut aus, aber die, die ich kenne, gehen auch nicht ständig damit hausieren. Wenn wir schon von Normalität reden, dann kann man auch mal ganz normal die Klappe halten. Schrille Homofiguren wie Carrey sie jetzt wieder gibt, dürften nicht unwesentlich dazu beitragen, dass die Leute einfach von Schwulen genervt sind.

Und ganz ehrlich, ich kann es verstehen. Wie war das nochmal mit dem Bärendienst?

Eine Erklärung zum Sinn dieses Texts, den Batzman hier unsererm Herrn Seneca in den Mund gelegt hat, gibt es ganz unten in den Kommentaren. Bitte erst lesen.

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