Sci-Fi-Highlight: Der Start der neuen Star Trek-Serie ist eine gewaltige Enttäuschung

24.06.2022 - 16:00 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
Star Trek: Strange New WorldsParamount
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Star Trek: Strange New Worlds bietet großartige Sci-Fi mit einer liebenswerten Crew. Nur leider muss das deutsche Publikum ewig darauf warten.

Haben wir alle eine Zeitreise unternommen, ohne es zu merken? Wie kann man sonst erklären, dass eine der großen Science-Fiction-Serien des Jahres aus einem der bekanntesten Franchises ganze acht Monate für die Reise nach Deutschland braucht? So geschieht es mit Star Trek: Strange New Worlds, auch wenn die Zeitspanne vermuten ließe, es ginge um Battlestar Galactica oder Lost.

Vor 15 Jahren war das ganz normal, heute wirkt die Strategie kundenfeindlich. Was schade ist, denn mit Star Trek: Strange New Worlds kommt die beste Serie der neuen Star Trek-Ära auf uns zu – irgendwann.

Star Trek Strange New Worlds steckt wegen Paramount+ im Streaming-Limbo

In der neuen Science-Fiction-Serie aus dem Star Trek-Universum begibt sich Captain Christopher Pike (Anson Mount) mit seiner Crew auf eine Fünf-Jahres-Mission. Aktuell werden Pike und Co. aber in einer dusteren Zwischenwelt gefangen gehalten, zumindest in Deutschland. Während die Serie in den USA bereits am 5. Mai los düste, herrscht in deutschsprachigen Gefilden eine gähnende Leere. Das wird eine Weile so bleiben.

Schaut euch den Trailer für Star Trek Strange New Worlds an:

Star Trek Strange New Worlds - S01 Trailer (English) HD
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Der Deutschland-Start von Star Trek: Strange New Worlds hängt vom neuen Streaming-Dienst Paramount+ ab. Der kommt erst im Dezember, wie diese Woche in einer (das ist nur eine kleine Übertreibung) Schreckensnachricht bekannt wurde. Es gibt sicherlich gute Gründe, warum der späte Deutschland-Start für Paramount+ die beste Lösung darstellt, zum Beispiel:

  • Die Produktion von deutschsprachigen Originals kann bis zum Start fertig gestellt werden.
  • Es bleibt Zeit, um Ordnung im hiesigen Lizenzgetümmel der Filme und Serien zu schaffen.
  • Die Weihnachtszeit verspricht lockere Geldbeutel, das Sommerloch weniger.
  • Disney+ hat das doch auch so gemacht mit The Mandalorian!

Aber das interessiert mich ehrlich gesagt ziemlich wenig. Erstens, weil die Wartezeit bei The Mandalorian damals kürzer war (5 vs. 8 Monate). Zweitens, weil der Umgang mit Star Trek: Discovery zeigte, dass es eine Lösung geben könnte. Kurz vor der Netflix-Premiere von Staffel 4 wurde Disco aus dem Katalog genommen. Fans regten sich auf, daraufhin wurden die neuen Folgen unter anderem als Kaufversion angeboten. Sonst hätten die Trekkies nämlich ein Jahr darauf warten müssen, wie wir jetzt wissen. Bei Strange New Worlds fehlt die Option eines Staffelpasses.

Strange New Worlds ist eines der Sci-Fi-Highlights des Jahres

Dabei verdient Strange New Worlds genau die gleiche geballte Aufmerksamkeit des mehrsprachigen Internets, die der lauwarme Obi-Wan-Aufguss bei Disney+ gerade erhält. Die neue Star Trek-Serie hat eine ähnliche Ausgangsidee: Auch sie arbeitet mit Bekanntem. Sie erzählt die Vorgeschichte von Raumschiff Enterprise, bringt Spock (Ethan Peck) und Uhura (Celia Rose Gooding) mit, kleidet sie in altmodische Uniformen und folgt einem traditionellen Format. Jede Folge erzählt eine für sich allein stehende Geschichte. Strange New Worlds hätte sich leicht auf diesem nostalgischen Gepäck ausruhen können. Nur geschieht das nicht.

Star Trek Strange New Worlds - Uhura Spot (English) HD
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Stattdessen etabliert sie eine frische Crew, die einem sofort ans Herz wächst. Das kann von Star Trek: Picard und Discovery in dieser Form nicht behauptet werden. Jede Figur wird klar umrissen und erhält früh in der Serie Raum für spannende Hintergrundgeschichten, ohne sich in tränenreichen Arcs zu versteigen.

Clevere Dialoge produzieren Lacher, aber die Drehbücher wechseln in Windeseile zu tiefschürfenden Botschaften und wieder zurück. Strange New Worlds ist nämlich eine Sci-Fi-Serie, die ihre Zukunftsvision nicht nur für visuelle Effekte, Robot-Action, Twists oder ähnliches ausbeutet. Sie folgt vielmehr der Original-Serie um William Shatner und Leonard Nimoy mit ihrer Mischung aus gut gelauntem Entdeckergeist und moralischen Zwickmühlen.

Dem hiesigem Publikum wird also eine Serie vorenthalten, die den Glauben an Star Trek wieder herstellen könnte. Wenn das kein Argument für eine Verkürzung der Wartezeit ist, dann bleibt mir nur noch ein Argument: Die von Folge zu Folge wachsende Haar-Tolle von Christopher Pike steigert die Lebensqualität des Publikums garantiert um 107%. Was will man mehr?

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