Das späte Comeback ikonischer Leinwandhelden aus den 1980ern kann ganz schnell ganz schön in die Hose gehen. Steven Spielberg hat es beispielsweise 2008 mit Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels demonstriert und als Bruce Willis 2007 in seiner Paraderolle des Gesetzeshüters John McClane für Stirb langsam 4.0 zurückkehrte, hatte er nicht nur seine Haare verloren, sondern auch seine schlagfertige Coolness.
Und so ließ es sich Sylvester Stallone Mitte der 2000er Jahre nicht nehmen, gleich zwei seiner ikonischen Figuren wieder auf die große Leinwand zu bringen: Rocky Balboa und John Rambo. Doch während ihm mit der Rückkehr des famosen Boxers eine überaus solide Fortsetzung der Rocky-Reihe gelungen ist, kann man dies von John Rambo eher weniger behaupten.
Die großen Worte des John Rambo
Wie auch schon bei seinem Rocky-Comeback entschied sich Sylvester Stallone bei John Rambo dazu, das Drehbuch zu schreiben und die Regie zu übernehmen. Dass das vielleicht nicht die beste Idee war, könnt ihr heute Abend um 23:05 Uhr auf ProSieben selbst sehen.
Denn leider entpuppt sich
Sylvester Stallone nicht gerade als ein Shakespeare, wenn es um das Schreiben von Dialogen geht. Rambo wird uns zu Beginn des Films als kalter, zynischer
Veteran vorgestellt, der jegliche Lebensfreude verloren hat. Er lebt vereinsamt
und zurückgezogen als Schlangenfänger in Birma, wo ein brutaler Konflikt zwischen dem
Militär und dem unterdrückten Karenstamm herrscht.
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Als ihn ein Team von freiwilligen
Helfern für eine Escort-Mission anheuern will, lehnt der alte Griesgram
natürlich ab. Doch seine eiserne Haltung wird nach nur wenigen Minuten
gebrochen. Der Grund dafür ist der Überzeugungsversuch einer jungen Dame
namens Sarah. Ein Gespräch, das so belanglos ist, wie eines der hundert Opfer,
die in John Rambo ins birmanische Gras beißen. Denn der Sinneswandel scheint absolut
nicht nachvollziehbar.
John Rambo übertreibt es maßlos
Diese Schwäche versaute dem Kriegsheimkehrer schließlich auch seinen würdigen Abgang. Die Dialoge wurden in Rambo: Last Blood nämlich auf die Spitze getrieben, indem man den alten Mann immer wieder die selben drei Themen anreißen lässt, ohne eines davon vernünftig zu Ende zu bringen. Wie der Großvater, der immer nur über das Wetter, die Messe und das letzte Fußballspiel redet. Nur gut, dass Old Rambo schon den passenden Schaukelstuhl besitzt.
Was der The Expendables-Schöpfer an
Dialogen verhaut, versucht er jedoch in der Inszenierung wieder rauszuholen.
Und das mit ganz schön gewagter Ambition. Vergewaltigungen, das Hinrichten von
Kindern oder sogar Babys, die bei lebendigem Leib ins Feuer geworfen werden: Slyvester Stallone inszeniert den Schrecken des Krieges in einer schonungslosen
Härte und mit expliziten Gewaltdarstellungen.
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Da wäre beispielsweise die Szene, in der John Rambo mit einem Geschütz eine Horde Soldaten niederschießt oder besser gesagt zerschießt. Denn für kurze Zeit verteilt der Dschungelkämpfer einen wahrlich abnormalen Kugelhagel, dass es kurz darauf Soldatenstückchen regnet. Ein Splatterfest, das die Messlatte selbst für Rambo-Verhältnisse auf ein komplett neues Niveau hievte.
John Rambo ist ein cineastisches Kriegsverbrechen
Das Traurige an dieser brutalen Action ist allerdings, dass John Rambo am Ende des Tages nicht viel zu sagen hat. Der erste Ableger der Rambo-Reihe sowie etliche andere Filme haben die Gräuel des Krieges bereits wesentlich besser kommentiert und mit weniger morbiden Bildern oder Tabubrüchen in Szene gesetzt.
Es wirkt beinahe so, als wäre der
Schrecken des Krieges bloß ein Vorwand, um sich einmal im Actionmetier in brutalster
Manier austoben zu dürfen. Und mit diesem Gedanken erscheint der 4.
Kampfeinsatz des traumatisierten Supersoldaten letztendlich selbst wie ein cineastisches Kriegsverbrechen.
Was haltet ihr von dem späten Comeback des ikonischen Dschungelkämpfers?