Preacher - Zwischen guter Verfilmung und vollkommenem Quatsch

18.08.2016 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
PreacherAMC
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Nach The Walking Dead setzt AMC mit Preacher auf die nächste Serie, die auf einem Comic basiert. Das Ergebnis ist ein wilder Mix aus Humor und Drama, der zu fesseln weiß. Mein Herz für Serie geht deswegen heute an den zweifelnden Prediger.

Garth Ennis und Steve Dillon haben mit Preacher eine einzigartige Geschichte erfunden, die durch fiese Gewalt, gut durchdachte Fantasy und einer der überwältigendsten Liebesgeschichten der Comicwelt besticht. Lange wurde versucht, diese für die große Leinwand aufzuarbeiten. Letztlich sind es Seth Rogen und Sam Catlin gewesen, die für AMC ein überzeugendes Serienkonzept abliefern konnten. Und obwohl viele Comicfans an der Serie herummeckern, geht Mein Herz für Serie heute an den seltsamen Prediger und seine noch seltsameren Weggefährten.

Wo sind wir eigentlich?

Tom Cruise ist tot. Bei einer Kundgebung ist er einfach in die Luft geflogen. Der Grund dafür ist eine seltsame schwarze Wolke, die derzeit über unsere Erde düst und in die verschiedensten Personen eindringt. Der erste Mensch, dessen Eingeweide nach der Beschlagnahme seiner menschlichen Hülle nicht explodiert sind, ist der Prediger Jesse Custer (Dominic Cooper). Dieser zweifelt seit einer Weile an seiner Funktion im texanischen Örtchen Annville und widmet sich lieber einer gepflegten Flasche Whiskey, anstatt an seiner sonntäglichen Predigt zu arbeiten. Doch mit dem Eindringen ebenjener Wolke verändert sich sein Gedankengut und er entdeckt Fähigkeiten an sich, die wahrscheinlich jeder von uns gern hätte.

Dominic Cooper als Jesse Custer in Preacher

Wie es der Zufall so will, kommen genau in diesem Moment zwei weitere Charaktere in dem beschaulichen Städtchen an. Zum einen ist da Tulip O'Hare (Ruth Negga), die Jesse schon seit Kindertagen kennt und mit der ihn eine geheimnisvolle Vergangenheit verbindet. Zum anderen ist da die irische Kodderschnauze Cassidy (Joseph Gilgun). Frech und sonnenscheu nistet er sich ziemlich schnell in Jesses Kirche ein und erfreut sich am Spießbürgertum der Ortsansässigen.

Der Comic-Fan wird bockig

Die Frage, die sich der Nicht-Comic-Kenner stellt: Was soll das alles und wohin geht die Geschichte? Die Frage, die sich der Comic-Kenner stellt: Was soll das alles und wann geht die Geschichte verdammt nochmal los?! Die Serie Preacher ist keine Bewegtbild-Version des Comics, ganz im Gegenteil: Alles scheint anders zu sein, einzig Motive werden aufgegriffen. Die Charaktere sind noch in der Entwicklungsphase, während der Comic deutlich selbstsicherer daherkommt. Erst zum Ende der zehnteiligen 1. Staffel fällt der Groschen. Uns wird hier eine ausgedehnte (wenn auch leicht veränderte) Vorgeschichte geliefert, der im Comic vielleicht geschätzte zehn Seiten zugesprochen wurde. Man könnte meinen, Preacher sei auf mindestens die Länge der Dallas-Saga angelegt. Der einzige Unterschied: Preacher könnte dabei bis zum Ende spannend bleiben.

Josph Gilgun und Dominic Cooper in Preacher

Versteht mich nicht falsch, ihr habt hier nicht das Serien-Highlight der letzten hundert Jahre. Eher sollte Preacher als Probierplatte im Fernseh-Büffet dienen. Das zehnteilige Fantasy-Comedy-Drama-Thriller-Ding zeigt euch, was im Fernsehen alles möglich ist. Immer wieder scheinen die Macher mit Bild, Ton und diversem anderen Krimskrams zu experimentieren. Keine Folge sieht wie die letzte aus und auf nichts können wir uns verlassen. (Für die Comic-People da draußen:) Nicht einmal auf die Geschichte! Alles wird durcheinander geworfen, immer und immer wieder. Trotzdem haben wir am Ende jeder Episode das Gefühl, nicht wirklich zu wissen, was das alles soll.

Preacher Staffel 2, oder: Jetzt geht's wirklich los!

Ich gebe zu, Preacher benötigt vielleicht ein wenig Binge-Sitzfleisch, aber aus irgendeinem Grund hat sich die Serie unheimlich gelohnt. AMC vertraut dem Ganzen anscheinend auch, denn trotz eher mauer Quoten kriegen wir eine 2. Staffel, die sogar noch mehr Episoden bekommt. Und dann geht's endlich hinaus in die Welt. Zehn Folgen Texas sollten reichen. Für alle, die die Comics nicht gelesen haben: Freut euch auf unfassbar wahnsinnigen, abgedrehten und zu Herzen gehenden Scheiß! Für die Comicfans: Freut euch auf etwas komplett anderes! Denn ich erwarte nicht weniger als eine 2. Season, die noch einmal eine Schippe drauflegt.

Ruth Negga als Tulip O'Hare in Preacher

P.S.: Tom Cruise ist nicht wirklich tot. Aber der Gag war gut.

Was haltet ihr von der Preacher-Verfilmung?

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