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Point Break - Kritik & Analyse

25.01.2016 - 00:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Point Break AnalyseConcorde Filmverleih
Die spektakulären 3-D-Bilder unterlaufen unfreiwillig die eigentliche Botschaft des Actionfilms Point Break, meint Wolfgang M. Schmitt jun.

Die 3-D-Brille ist bekanntermaßen in den meisten Fällen eine Zutat, die das Kinoerlebnis in erster Linie teurer und in zweiter Linie spektakulärer machen soll. Teuer und spektakulär kommt auch die Kapitalismuskritik daher, die der Abenteuer-3-D-Film Point Break von Ericson Core formuliert und begeht dabei ganz ähnliche Fehler wie das Original von Kathryn Bigelow aus dem Jahre 1991. Schon in Bigelows glänzend besetzter, aber hoffnungslos unausgegorener Actionreißer erzählte die Geschichte von ein paar Extremsportlern, die nicht nur von einem zum anderen Kick jagen, sondern daneben auch noch internationale Konzerne ausrauben und das erbeutete Geld den Armen und Bedürftigen zurückzugeben, das ihnen durch das ausbeuterische System, das auf Ungleichheit beruht, genommen wurde. Garniert wurde diese Systemkritik aber zusätzlich mit esoterischen Phrasen, wonach man wieder zurück zur Natur müsse, um sich und das Leben selbst endlich wieder richtig spüren zu können. Das Remake mit Édgar Ramírez, Clemens Schick und Luke Bracey verstärkt diese animistisch-vitalistische Komponente noch und verknüpft sie direkt mit der Kritik am Kapitalismus. Diese falsch verstandene Kapitalismuskritik hat eine lange, ins 19. Jahrhundert zurückreichende Tradition; nicht selten mündeten diese Überlegungen in Holismus oder gar Ökofaschismus.

Dahinter steht in der Regel die irrige Phantasie vom einfachen und echten Leben, das wieder zu erreichen sei, wenn man sich von den Fesseln der Zivilisation losreißt und wieder eine neue alte Härte zulässt. Da wo die Wellen am gefährlichsten sind, die Berge am höchsten und die Pisten am steilsten – dort soll man dem wahren Leben näherkommen und sich selbst finden (man fragt sich natürlich, wenn man sich erst finden soll: wo man sonst die ganze Zeit?). In Point Break sind es acht Mutproben, die die Truppe von Extremsportlern und Kriminellen absolvieren will, um dann ins Nirwana eingehen zu können.

Wie gesagt, teuer und spektakulär sind die Bilder aus Point Break und offenbaren deshalb unfreiwillig die Krux an der ganzen Geschichte: Denn in Wahrheit wird uns hier ein touristischer Lifestyle schmackhaft gemacht, der sich auch noch den Anschein von Systemkritik geben möchte.

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Kino anders gedacht. Wolfgang M. Schmitt jun. beleuchtet für seinen YouTube-Kanal “Die Filmanalyse” aktuelle Großproduktionen aus einer etwas anderen Perspektive. Er will mit seinen provokanten Kritiken die Ideologie Hollywoods offen legen, die sich mal offensichtlich, mal im Verborgenen, aber in aller Regel unfreiwillig in den Blockbustern des Kinos auftut. Schmitt jun. schreckt bei seinen oft polarisierenden Analysen auch vor den großen Theorien und Denkern aus Vergangenheit und Gegenwart nicht zurück und sorgt damit immer für kontroverse Diskussionen.

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