Dass das Drogenmilieu in Kombination mit Menschen, die man dort normalerweise eher nicht antrifft, eine Erfolgsformel für Skurrilität, Witz und Spannung sein kann, weiß seit der Erfolgsserie Breaking Bad vermutlich jeder. Das Potential scheint auch der französische TV-Regisseur Jérôme Enrico erkannt zu haben, der mit Paulette 2012 eine Komödie inszenierte, die das nicht gänzlich neue Motiv des kauzig und rassistischen Miesepeter-Rentners bedient, diesen ins Drogenmilieu setzt und einen frechen, amüsanten Film geschaffen hat, der zwar nicht übermäßig originell ist, aber für durchaus kurzweilige Unterhaltung sorgt.
Paulette (Bernadette Lafont) ist eine ältere Dame, die in ihrer Wohnsiedlung einer heruntergekommenen Vorstadt nicht gerade für ihre nette und großmütterliche Art bekannt ist. Früher führte sie ein Restaurant mit ihrem Mann, der verstarb, nachdem das Restaurant immer schlechter lief und irgendwann geschlossen werden musste. Heute befindet sich an der Stelle ein asiatisches Lokal, in das sie hin und wieder Kakerlaken schmuggelt und sie im Essen platziert. Für ihr persönliches Unglück macht sie Ausländer verantwortlich und selbst für ihren dunkelhäutigen Schwiegersohn Ousmane (Jean-Baptiste Anoumon) und ihren Enkel Leo (Ismaël Dramé) hegt sie Abneigung. Dass sie nur die Mindestrente bekommt, bessert ihre Laune auch nicht gerade und als ihre Wohnung eines Tages zwangsgeräumt wird, steckt sie noch tiefer in der Patsche.
Da trifft es sich, dass Paulette in einer als Drogenhochburg bekannten Wohngegend lebt und ihr zufällig eine große Menge Haschisch in die Hände fällt, das ein flüchtiger Dealer wegwirft. Durch ihren Schwiegersohn, der beim Drogendezernat arbeitet, verschafft sie sich dazu Informationen zu den Gepflogenheiten in der Drogenszene. Mit ihrem neugewonnenen Wissen und dem gefundenen Stoff fängt sie selbst an zu dealen, womit sie dank ihres harmlosen Äußeren außerordentlichen Erfolg hat. Auch im Backen von Haschkeksen und -kuchen übt sie sich später. Doch dass die gesamte Konstellation noch erhebliche Komplikationen mit sich bringt, versteht sich von selbst...
Michael Meyns von Programmkino.de meinte zum damaligen Kinostart:
Paulette lebt zum einen von seiner absurden Geschichte, zum anderen von seiner Hauptdarstellerin Bernadette Lafont. Trotz ihrer 84 Jahre noch bemerkenswert agil und vor allem mit einer Spielfreude gesegnet, mit der sie ihre anfangs wenig sympathische Figur langsam zu einer doch liebenswerten Person wandelt – und einen Film, der sich ein bisschen zu sehr auf seine grotesk-überdrehte Geschichte verlässt, zu einer amüsanten Komödie macht.
- Was? Paulette
- Wo? einsfestival
- Wann? 23:35 Uhr