Otto Preminger - Mehr als nur ein Handwerker

24.11.2012 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Preminger: Anatomy of a Filmmaker
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Preminger: Anatomy of a Filmmaker
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Bei Cine qua non ist eine Otto Preminger-Box erschienen, die einen Blick lohnt. Ihr könnt einen Regisseur entdecken, der als einer der ersten freien Filmemacher in Hollywood zu den Gründervätern des Independentfilms zählt.

Wer kennt Otto Preminger? Cineasten natürlich, normale Kinogänger wohl kaum. Dabei lohnt sich mehr als ein Blick auf das Werk des Österreichers, der in Hollywood zu den führenden Filmemachern der 1940er und 1950er zählte. In Deutschland ist allerdings nach der Berlinale-Retrospektive 1999 zu Otto Preminger nicht viel passiert: Wichtige Filme sind in unseren Landen noch nicht einmal auf DVD oder Blu-ray erschienen. Das ist seit einigen Tagen anders, denn das kleine Label Cine qua non hat eine sorgsam editierte und überaus schön gestaltete DVD-Box mit drei seinen Filmen und einer Dokumentation über den Regisseur, Produzenten und Schauspieler veröffentlicht. Die Filme in der DVD-Box – Wolken sind überall, Sturm über Washington und Die heilige Johanna – sind erstmals in restaurierter Version in Deutschland verfügbar.

In einem 40seitigen Booklet findet sich neben der Filmographie des Otto Premingers sowie seinen Theaterinszenierungen auch eine Biographie über Saul Bass. Es ist besonders lobenswert, dass das Label dem Meister des Filmvorspanns, der mehrfach mit Otto Preminger – auch mit Alfred Hitchcock, Stanley Kubrick und Billy Wilder – zusammenarbeitete, einen eigenständigen Beitrag zugesteht.

Freche, freizügige Screwball-Comedy – Wolken sind überall
Junges Mädchen trifft auf erfahrenen Mann: Das ist die Zusammenfassung der Gesellschaftskomödie Wolken sind überall. Aber wie sich die Beiden kennenlernen, flirten und herumflachsen, streiten und wieder vertragen ist für die damalige Zeit freizügig inszeniert. Alles in diesem kleinen, heute fast unscheinbaren und harmlos wirkenden Film funktioniert über die witzigen und schnellen Dialoge, die sich Donald (William Holden), Patty (Maggie McNamara) und David (David Niven) nur so zuwerfen. Am Broadway war das gleichnamige Stück von F. Hugh Herbert ein voller Erfolg. Otto Preminger wählte diesen Stoff für seine erste Produktion als freier, unabhängiger Filmemacher, der sich vom großen Hollywood-Studio Twentieth Century Fox nichts mehr sagen lassen wollte.

Durch die spritzigen Dialoge legte sich Otto Preminger mit der Zensurinstanz der Motion Picture Association an. Berufsmässige Jungfrau, verführen, schwanger werden (zudem ohne Trauschein) waren zwar Worte, die auf der New Yorker Theaterbühne funktionierten, aber auf der Leinwand für Gegenwehr sorgten. Trotz Änderungsforderungen beharrte der Regisseur auf seiner künstlerischen Version und ließ den Film ohne Siegel (Seal of Approval) verleihen. Er produzierte damit einen Skandal, den er allerdings so geschickt nutze, dass er dem Film zum Erfolg verhalf. Kleiner Hinweis am Rande: In der Schlußszene auf der Aussichtsplattform des Empire State Buildings sind Johanna Matz und Hardy Krüger zu sehen, die in der deutschen Filmversion Die Jungfrau auf dem Dach das Paar verkörpern. Beide Filme wurden parallel im gleichen Set gedreht.

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