Oscar 2019 - So wird der Beste Film gewählt

23.02.2019 - 12:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Die Oscars
A.M.P.A.S./Walt Disney
Die Oscars
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Wer dachte, der Oscar für den Besten Film geht schlicht an den, der die meisten Stimmen der Academy-Mitglieder erhält, täuscht sich gewaltig. Lest hier, wie kompliziert die Wahl des Besten Films eines Jahres tatsächlich abläuft.

Bevor es am 24.02.2019 zur Verleihung des Oscar 2019 kommen kann, muss natürlich feststehen, wer die Academy Awards in diesem Jahr überhaupt erhält. Hierzu sind wie üblich die momentan 9226 Mitglieder der Academy of Motion Picture Arts and Sciences aufgerufen, ihre Stimmen in den verschiedenen Kategorien abzugeben. Generell kann jedes Mitglied dabei in jeder Kategorie jeweils eine Stimme verteilen. Der Film bzw. die Person, die in einer Kategorie die meisten Stimmen erhalten hat, wird zum Sieger gekürt. Deutlich komplizierter läuft die Wahl hingegen ab, wenn es um den Besten Film des Jahres geht. Der folgende Artikel ist dabei eine aktualisierte Version der Ausgabe von 2016.

So funktioniert die Wahl zum Besten Film bei den Oscars

Bei der Wahl zum Besten Film stellt jedes Academy-Mitglied eine Rangliste auf, die idealerweise alle Kandidaten für den Besten Film umfasst, wie zum Beispiel Vox  erklärt. Der persönliche Favorit landet auf Platz 1, der Zweitliebste auf Rang 2 und so weiter. Es ist auch möglich, nur für einen oder einige Filme zu stimmen. Die Auszählung der Stimmen für den Bester Film-Oscar verläuft dann meist in mehreren Runden.

A Star Is Born

So werden die Stimmen für den Besten Film beim Oscar ausgezählt

Zunächst werden alle Stimmzettel danach geordnet, welcher Film bei ihnen auf Platz 1 steht. Hat dadurch schon ein Film die absolute Mehrheit der Stimmen, hat dieser den Oscar gewonnen. Da dies aber eher unwahrscheinlich ist, geht das Stimmenverteilen meist in eine zweite Runde. Hier fliegt der Film raus, der die wenigsten Platz 1-Stimmen erhalten hat. Seine Stimmzettel werden aber nicht in den Papierkorb geworfen, sondern neu verteilt. Und zwar jeweils an den Film, der bei ihnen auf Rang 2 gesetzt wurde.

Hat danach abermals kein Film die absolute Mehrheit, geht das Spiel mit den Stimmzetteln des Films weiter, der jetzt auf dem letzten Platz liegt. Sie gehen erneut jeweils an den auf ihnen höchstplatzierten Film, der noch im Rennen ist. Irgendwann ist dann die Umverteilung so weit fortgeschritten, dass ein Film die absolute Mehrheit hat: der Oscargewinner für den Besten Film!

Im Falle eines Gleichstandes aller verbliebenen Kandidaten werden dabei nicht mehrere Gewinner gekürt, sondern folgende Regel angewandt, wie The Wrap  erklärt: Zunächst wird geschaut, welcher der Filme auf den meisten Stimmzetteln auf Platz 1 gesetzt wurde. Hilft dies nicht weiter, wird nach den Platz 2-Stimmen geguckt und so weiter.

The Favourite

Diese Folgen hat das spezielle Oscar-Wahlverfahren für den Besten Film

Dieses Wahlverfahren hat nun einige spezielle Auswirkungen. So kann es gut sein, dass der Gewinner des Oscars für den Besten Film gar nicht auf der Mehrheit der Stimmzettel auf Platz 1 stand. Zum Beispiel dann, wenn kein Gleichstand aufgelöst werden muss. Der Academy zufolge soll mit dem Rangfolgewahl-Verfahren "das kollektive Urteil ihrer abstimmenden Mitglieder" besser zum Ausdruck gebracht werden, so Gold Derby . Die Rangfolgewahl wird allerdings erst seit 2009 wieder verwendet, nachdem sie davor zuletzt 1945 zum Einsatz kam.

Generell haben bei der Rangfolgewahl Filme bessere Chancen, die bei den Abstimmenden weder ganz oben noch ganz unten landeten, sondern im Mittelfeld, wie die L.A. Times  anmerkt. Also Filme, die alle irgendwie ganz gut finden, und die nicht entweder zu Jubelstürmen oder zu Hassausbrüchen hinreißen.

Ein Vorteil des Rangfolgewahl-Systems liegt The Wrap  zufolge wiederum darin, dass die Wähler ihrem tatsächlich präferierten Film durch ihre weiteren Platzierungen der anderen Filme nicht schaden können. Denn diese greifen ja nur, wenn der eigene Spitzenkandidat ohnehin schon rausgeflogen ist. Somit brächte es auch nichts, gar nicht den eigenen Wunschkandidaten für den Sieg auf Platz eins zu setzen, weil man annimmt, dieser sei ohnehin nicht mehrheitsfähig. Es ist nicht nötig, stattdessen einen Kompromisskandidaten zu wählen, wie dies bei Wahlen mit nur einer Stimme gern getan wird, um seine Stimme nicht zu "verschwenden".

Black Panther

Diese Probleme gibt es bei der Wahl zum Besten Film

Problematisch ist in diesem Zusammenhang aber, dass anscheinend zahlreiche Academy-Mitglieder das System gar nicht verstehen, wie ebenfalls die L.A. Times berichtet, und nur für einen Film abstimmen. Wenn dieser Film dann nicht gewinnt, haben sie die Chance vertan, mit ihren weiteren Stimmen die Wahl zu beeinflussen.

Hinzu kommt, dass für eine "gerechte" Wahl die Abstimmenden auch tatsächlich alle Nominierten einer Kategorie gesehen haben sollten. Dies wird von der Academy laut The Wrap  aber absichtlich nicht kontrolliert, und so hatten 2015 über 5 % gar nicht alle Kandidaten für den Besten Film gesehen, wie der Hollywood Reporter  in einer Umfrage ermittelte. Ob diese sich dann auch der Stimme enthalten haben?

Und dann sind da ja auch noch die Oscar-Kampagnen, mit denen die Studios monatelang versuchen, die Abstimmenden mal mehr, mal weniger subtil zu beeinflussen. Alles dazu findet ihr bei uns im Artikel: Oscar-Kampagnen - Warum Faulheit über Gewinner bestimmt.

Wenn ihr wissen wollt, wie die Nominierungen in den einzelnen Oscar-Kategorien zustande kommen, findet ihr hier unsere Erklärung: Oscars 2019 - Wie funktionieren die Nominierungen eigentlich?

Denkt ihr, dass die Oscar-Wahl des Besten Films gerecht zugeht?

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