Oscars 2019 - Wie funktionieren die Nominierungen eigentlich?

21.01.2019 - 08:50 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Die OscarsA.M.P.A.S.
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Morgen werden die Oscar-Nominierungen bekannt gegeben. Wir erklären, wie das Wahlverfahren eigentlich funktioniert, und was das Besondere an der Nominierung für den Besten Film ist.

Update, 22.01.2019: Heute wurden die Oscar-Nominierungen 2019 bekannt gegeben, ihr findet sie hier bei uns: Oscar 2019: Das sind die Nominierungen für die Academy Awards.

347 Filme kommen nebst ihrer Beteiligten für eine Nominierung beim Oscar 2019 in Frage, wie die Academy in ihrer Übersicht  verkündet. Da es in den meisten Kategorien aber nur 5 Nominierte gibt, muss eine strenge Auslese stattfinden. Um dabei nicht nur den großen Namen eine Chance zu geben, ist das verwendete Wahlsystem wesentlich komplexer, als einfach nur seinen Favoriten aufzuschreiben. Wir versuchen, die dabei überwiegend verwendete Rangfolge-Wahl auch Nicht-Mathe-Leistungskurslern zu erklären, und beginnen mit den Kriterien, die ein Film erfüllen muss, damit er oder seine Filmschaffenden überhaupt nominiert werden können. Wer erstmal eine Kurzfassung der Regeln für die Oscar-Nominierungen lesen will, findet diese am Ende des Artikels, der wiederum eine aktualisierte Version der Ausgabe von 2017 ist.

Wer darf für den Oscar nominiert werden?

Um eine Oscar-Nominierung erhalten zu können, muss ein Film einige Bedingungen erfüllen, die sich auf der offiziellen Oscar-Seite  nachlesen lassen. Vor allem muss er mehr als 40 Minuten lang sein (das gilt natürlich nicht für die Kurzfilm-Kategorien) und kurz gesagt im jeweiligen Vorjahr mindestens eine Woche lang im Los Angeles County im Kino gelaufen sein. Vorher darf der Film auch nicht anderweitig als im Kino gezeigt worden sein, also etwa im Fernsehen oder per VoD. Eine gleichzeitige Premiere im Los Angeles County und per VoD ist somit aber möglich. Auch ausländische Filme sind prinzipiell für alle Oscar-Kategorien zulässig, wenn sie denn diese Bedingungen erfüllen.

Zusätzlich muss ein offizielles Screen Credits-Formular eingereicht werden. Besondere Regeln gelten für Dokumentarfilme, Animationsfilme, alle Kurzfilme, fremdsprachige Filme sowie Filmmusik und -song.

Black Panther

Was machen die Oscar-Wähler bei der Nominierung?

Bei den meisten Oscar-Kategorien darf für bis zu fünf Kandidaten gestimmt werden, mehr als einer muss aber nicht genannt werden; bei Make-up und Frisuren nur für bis zu drei, weil es dort nur drei Nominierte gibt. Beim Besten Film sind zwar fünf bis zehn Nominierte möglich, trotzdem kann nur für bis zu fünf gestimmt werden. Ihre Favoriten ordnen die Wähler nach Präferenz an, deswegen heißt das Ganze auch Rangfolge-Wahlverfahren.

Allerdings dürfen nur die Mitglieder des jeweiligen Zweiges abstimmen, mit Ausnahme des Besten Films. Also stimmen Regisseure für die Regie-Nominierungen ab, Schauspieler für die Schauspiel-Nominierungen, Autoren für die Drehbuch-Nominierungen etc. Einige Kategorien bestimmen ihre Nominierten durch Komitees (fremdsprachiger Film, Animationsfilm, visuelle Effekte) bzw. erstellen zunächst eine Shortlist (Dokumentarfilm, Make-up und Frisuren sowie alle Kurzfilme).

Wie werden die Oscar-Nominierungen ausgezählt?

Die fleißigen Bienchen der Daten- und Analyse-Abteilung von PricewaterhouseCoopers nehmen die Auszählung tatsächlich per Hand vor, wie Indie Wire  berichtet, indem sie die eingeschickten bzw. ausgedruckten Stimmzettel wieder und wieder zu Häufchen auf- und umschichten, bis alle Nominierten ermittelt sind. Für den Besten Film gelten dabei besondere Regeln.

Zunächst werden alle Stimmzettel nach dem Kandidaten geordnet, der bei ihnen jeweils auf Platz 1 steht. Anwärter, die nirgendwo auf Platz 1 standen, sind nun schon ausgeschieden. Damit soll sichergestellt werden, dass ein Kandidat mindestens einen hingebungsvollen Unterstützer hat, und nicht nur jede Menge halbherzige.

Roma

Was ist die magische Zahl der Oscar-Nominierungen?

Nun kommt die sogenannte magische Zahl ins Spiel (und damit ein wenig Mathematik, also Taschenrechner zücken!): die Zahl an Stimmen, die ein Kandidat mindestens haben muss, um auf jeden Fall nominiert zu werden. Diese magische Zahl wird ermittelt, indem die Anzahl der Abstimmenden durch die Anzahl der zu Nominierenden plus 1 geteilt und dem Ergebnis 1 hinzugezählt (bei ganzzahligen Ergebnissen) bzw. es aufgerundet wird. Erreichen dann so viele Kandidaten, wie es Plätze gibt, diese Zahl, ist es mathematisch unmöglich, dass noch ein weiterer Kandidat genügend Stimmen bekommt.

Für die Oscars 2019 sind insgesamt 7258 Academy-Mitglieder wahlberechtigt, so Gold Derby . Da alle für die Nominierungen für den Besten Film abstimmen durften, gibt es dort mit 660 die größte magische Zahl: 7258 geteilt durch 10 plus 1, dann aufgerundet. Erreichen 10 Kandidaten jeweils mindestens 660 Stimmen, ergibt dies zusammen 6600. Ein 11. könnte dann nur noch 658 erreichen, nicht genug für eine Nominierung.

Der größte Zweig der Academy sind auch 2019 die Schauspieler mit 1305 Mitgliedern, was 218 zur magischen Zahl macht (1305 geteilt durch 5 plus 1, dann aufgerundet). Der kleinste Zweig, der für einen Oscar nominiert wird, sind die Kostümdesigner mit 153, bei denen die magische Zahl 26 lautet (117 geteilt durch 5 plus 1, dann aufgerundet). Immer vorausgesetzt, alle stimmen ab.

Green Book

Die Überschuss-Regel der Oscar-Nominierungen

Da die Abstimmung aber wohl nie so ideal ausfallen dürfte, dass alle Plätze durch sofortiges Erreichen der magischen Zahl besetzt werden, beginnt nun das große Umverteilen: Die Stimmen aller Kandidaten, die bis hierhin mindestens 20 % (abgerundet) mehr Stimmen erhalten haben als die magische Zahl, werden aufgeteilt (aber nur in dieser ersten Wahl-Runde), wie Entertainment Weekly  darlegt: Der Anteil jeder Stimme, den sie zum Erreichen der magischen Zahl benötigen, geht tatsächlich an sie, der (auf eine Nachkommastelle abgerundete) Rest an den Kandidaten auf dem Stimmzettel, der auf dem höchsten Rang darunter steht, der noch im Rennen und noch nicht nominiert ist. Der Grund für die Umverteilung: So kann jeder guten Gewissens für einen Kandidaten stimmen, von dem er annimmt, dass er ohnehin besonders viele Stimmen erhält, ohne dass die überflüssigen Stimmen verloren gehen.

Sollte zum Beispiel A Star Is Born 1650 hingebungsvolle Stimmen erhalten haben, obwohl er doch nur 660 benötigte, braucht er von jeder Stimme nur 2/5, um auf 660 ganze Stimmen zu kommen. Die restlichen 3/5 jeder Stimme gehen somit an einen anderen Kandidaten auf dem Stimmzettel.

Nach dieser Umverteilung wird, wenn es noch nicht genügend Nominierte gibt, eine neue magische Zahl errechnet, da ja nun weniger Stimmzettel im Spiel und weniger Nominierungs-Plätze zu füllen sind, dann geht der Spaß mit einer neuen Runde von vorne los, so Gold Derby .

Immer, wenn dabei überhaupt niemand die magische Zahl erreicht, fällt der letztplatzierte Kandidat weg und seine Stimmzettel werden an die auf ihnen jeweils höchstplatzierten verteilt, die noch im Rennen und noch nicht nominiert sind, und zwar als ganze Stimmen, nicht nur anteilige.

A Star Is Born

Wie funktionieren die Oscar-Nominierungen für den Besten Film?

Für den Besten Film gibt es keine starre Anzahl der Nominierten, sondern 5 bis 10. Zudem muss ein Kandidat auf mindestens 5 % der Stimmen kommen, um als Bester Film nominiert zu werden, so Indie Wire . Damit soll sichergestellt werden, dass nicht alles nominiert werden kann, das nicht bei drei auf den Bäumen ist.

Abermals wird die magische Zahl berechnet, ausgehend von maximal 10 möglichen Nominierungen. Wer sie erreicht, ist nominiert. Erhält ein Kandidat mindestens 10 % (abgerundet) mehr Stimmen, als zum Erreichen der magischen Zahl nötig sind, werden die Stimmen abermals anteilig umverteilt. Dann wird geschaut, ob es dadurch weitere Nominierte gibt.

Hat ein Film nach dieser Umverteilung weniger als 1 % (aufgerundet) der Stimmen, ist er aus dem Rennen und seine Stimmzettel werden ebenfalls umverteilt, und zwar wie gehabt an die auf ihnen jeweils höchstplatzierten, die noch im Rennen sind, jetzt wieder als ganze Stimmen, nicht nur anteilige. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die Stimmen von exzentrischen Wahlen nicht verfallen. Alle Filme, die nun mindestens 5 % der Stimmen haben, sind ebenfalls nominiert.

Sind das mindestens 5 und maximal 10: Juchuu, fertig! Sind es weniger als 5, geht alles mit allen Stimmzetteln ganz von vorne los, allerdings mit 5 statt bis zu 10 zu füllenden Plätzen, und somit einer höheren magischen Zahl. Gibt es mehr als 10 Filme, die mindestens 5 % der Stimmen haben, wird so lange der jeweils letzte Platz umverteilt, bis es höchstens 10 gibt, die die erste magische Zahl erreichen, und nicht nur mindestens 5 % aller Stimmen.

Die Kurzfassung der Regeln der Oscar-Nominierungen:

Die Abstimmenden schreiben bis zu fünf Favoriten für die jeweilige Kategorie auf, in der Reihenfolge ihrer Präferenz. Nominiert sind dann nicht einfach die fünf Kandidaten mit den meisten Erststimmen. Die Stimmzettel werden so lange auf- und umgeschichtet, bis fünf Kandidaten mindestens so viele Stimmen haben, wie sie brauchen, um auf jeden Fall nominiert zu werden, egal, wie viele Stimmen die anderen bekommen. Die Nominierten für den Besten Film müssen zudem mindestens 5 % der Stimmen erhalten.

Wer jetzt immer noch nicht genug hat von Oscar-Mathematik, erfährt bei uns auch, wie der Beste Film gewählt wird.

Wer ist euer Oscar-Favorit?

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