Netflix' The Woman in the House ... ist die perfekte Thriller-Satire – aber hat ein großes Problem

29.01.2022 - 09:10 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
Kristen Bell in The Woman in the House Across the Street from the Girl in the WindowNetflix
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The Woman in the House Across the Street from the Girl in the Window mit Kristen Bell ist die erste Netflix-Serie, die zu gleichen Teilen fantastisch und furchtbar ist. Sie kann sich nämlich einfach nicht entscheiden, was sie sein will.

Wenn es einen Preis gäbe für den längsten und sperrigen Serientitel des Jahres, The Woman in the House Across the Street from the Girl in the Window hätte ihn schon jetzt gewonnen. Seit dem 28. Januar 2022 gibt es Staffel 1 der Thriller-Serie bei Netflix, in der eine ständig betrunkene Hausfrau (Kristen Bell) den Mord an der Frau vom Haus gegenüber (deswegen auch der Titel) aufklären will.

Der Name der Serie ist allerdings nicht ansatzweise so kompliziert wie das, was uns in den ersten acht Folgen erwartet. The Woman in the House ... (ihr kennt den Rest) ist die vielleicht faszinierendste neue Serie, die Streaming-Riese Netflix in den letzten Monaten veröffentlicht hat. Gleichzeitig hat die wilde Mischung aus Thriller und Satire ein riesengroßes Problem, was mit zunehmender Laufzeit immer schwerer zu ignorieren ist.

The Woman in the House Across the Street from the Girl in the Window auf Netflix ist witzig, spannend und macht verdammt süchtig

Um die vielleicht wichtigste Frage direkt zu Beginn zu klären: Ja, The Woman in the House ... lohnt sich. Die insgesamt acht Folgen zu je um die 25 Minuten vergehen wie im Flug. Auch, weil The Good Place-Star Kristen Bell ihr Talent für komplizierte Charaktere mit hohem Comedy-Potential hervorragend ausschöpft. Von den ersten Minuten an ist klar: Es wird blutig und mysteriös, die Serie hat aber trotzdem keine Angst davor, sich über das Murder Mystery-Genre lustig zu machen.

Immer an Annas Seite: Wein

Kristen Bell spielt die traumatisierte Künstlerin Anna, die nach einer Familientragödie allein in der Vorstadt-Villa zurückbleibt und ihren Alltag damit füllt, absurde Mengen an Rotwein zu trinken, Antidepressiva einzuschmeißen und die Nachbarn zu beobachten. Als der attraktive Neil (Tom Riley) mit seiner Tochter Emma (Samsara Yett) gegenüber einzieht, schöpft Anna neuen Lebensmut. Bis sie durchs Fenster beobachtet, wie Neils Freundin Lisa (Shelley Hennig) ermordet wird.

Weder die Polizei noch ihre Freunde glauben Anna, also nimmt sie die Ermittlung selbst in die Hand. Die Fragen, die sich im Verlauf der Geschichte auftun, bleiben bis zum Schluss spannend: Wer hat Lisa ermordet? Ist Neil wirklich der fürsorgliche Familienvater, als der er sich ausgibt? Und inwieweit können wir Protagonistin Anna überhaupt trauen? Schließlich sieht sie aufgrund ihres Alkohol- und Medikamentenkonsums regelmäßig Dinge, die gar nicht da sind.

Die Netflix-Serie mit Kristen Bell macht sich ihre spannende Prämisse selbst kaputt

Euch wird aufgefallen sein, dass das bisher vor allem nach einem spannenden Krimi-Thriller-vielleicht-sogar-Horror-Mix klingt. Keine Angst, jetzt kommen wir zu den Passagen, die The Woman in the House ... zu mehr machen als einer klassischen "Mord in der vermeintlich perfekten, friedlichen Vorstadt"-Erzählung.

Der Trailer zur Serie sorgte bei einigen Serien-Fans für Verwirrung:

The Woman in the House Across the Street from the Girl in the Window - S01 Trailer (Deutsch) HD
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Der Genre-Mix macht es allerdings auch schwierig, sich emotional in die Story zu investieren. Anna trägt offensichtlich viel Schmerz in sich. Immer wieder scheint einem die Serie entgegenzubrüllen: "Fühlt was! Jetzt!" Kurz darauf kommt allerdings wieder eines diese Details, die alles ins Lächerliche ziehen. Sei es, dass die Off-Erzählung der Protagonistin oft klingt, wie ein grenzgenialer Saturday Night Live-Sketch über den nach wie vor nicht abnehmenden True Crime-Hype. Oder dass die Handlung bewusst alberne Haken schlägt, die deutlich machen: Wer das hier gerade ernst nimmt, ist selbst schuld.

The Woman in the House ... macht als Thriller-Satire nichts neu – oder besser

An sich ist The Woman in the House ... perfekt für Leute, die sich ein bisschen dafür schämen, Filme wie Girl on the Train oder The Woman in the Window und einschlägige Crime-Bücher aus dem Bahnhofskiosk zu verschlingen. Schließlich macht sich die Geschichte über genau diese Storys lustig, ohne etwas wirklich Anderes zu sein. Gleichzeitig lässt sich der Gedanke nicht abschütteln, dass die Serie auch all jene auslacht, die wirkliches Interesse an der Lösung der großen Rätsel haben: Wer hat denn nun Lisa umgebracht und ist Anna wirklich, wer sie vorgibt zu sein?

Als Neil mit seiner Tochter Emma im Nachbarhaus einzieht, passieren plötzlich mysteriöse Dinge

Super engagierte Hobby-Ermittler persiflierte Only Murders In The Building bei Disney+ nicht nur besser, sondern auch empathischer. Frustrierte Hausfrauen, die zu viel Wein trinken und sich plötzlich mit einem Mord auseinandersetzen müssen, gibt es auch in Netflix' Dead To Me, nur eben ehrlicher.

Leider verspielt Netflix hier nicht nur das Potenzial einer Thriller-Satire, sondern auch die Möglichkeiten seines Casts. Weil die Serie einfach nicht zu wissen scheint, was sie eigentlich sein will und sich damit immer wieder selbst ein Bein stellt. Aber vielleicht ist auch das Teil der Ironie – und ich habe es einfach nicht verstanden.

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