Nach Hause kommen mit Paul Thomas Anderson

26.08.2013 - 19:01 Uhr
Paul Thomas Anderson
Universal
Paul Thomas Anderson
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Dieser moviepilot-User hat den Regisseur Paul Thomas Anderson als seinen Lieblingsstar gewählt. Anderson ist für Filme wie Boogie Nights, Magnolia und There will be blood verantwortlich.

Es ist ja so: wenn die Leidenschaft für’s Kino entfacht wird, hat man erst mal ganz, ganz viel zu entdecken, Lieblingsfilme, -regisseure und –schauspieler geben sich die Klinke in die Hand, alles ändert sich schlagartig, wenn man mal wieder was neues entdeckt hat. Wenn man jetzt aber sich schon eine gewisse Weile mit diesem Medium beschäftigt hat, merkt man, dass man irgendwie immer an den gleichen Personen hängen bleibt – auch wenn es natürlich immer noch eine Menge Unbekanntes gibt, aber man ist sich vorläufig erst mal sicher, vielleicht das Richtige gefunden zu haben. So in etwa fühlte sich das an, als ich Paul Thomas Anderson (PTA) kennen lernen durfte.

Pünktlich zum Beginn der 1970er geboren, kommt der kleine Paul Thomas aufgrund eines bekannten Schauspielers und TV-Ansagers als Vater schon früh mit der Film- und Fernsehlandschaft in Berührung. So ist es kaum verwunderlich, dass er von Kindheitsbeinen an den Traum hegte, eines Tages Filmregisseur zu werden. Er versucht sich an einer Filmschule, bricht das Studium aber recht schnell ab, weil er meint, dass es nicht nötig wäre, da alles Wissen bereits zur Verfügung stehen würde. Damit spielt er auf die zurückliegende Filmgeschichte an, von welcher er sich so einiges abschaut, wie zum Beispiel von der britischen Legende Stanley Kubrick.

Und genau das merkt man seinen Filmen auch an. PTA macht Filme, wie es heute keiner mehr tut, vor allem nicht im amerikanischen Kino. Gerade das macht ihn und seine (weitere) Karriere so spannend, wo er doch die große Hoffnung für das scheinbar unterzugehende amerikanische Kino ist. Ob opernhaftes Ensemblekino, kleiner, undurchsichtiger Thriller, Kapitalismuskritik in Poesie oder kleine Charakterstudie, getarnt als untypische Romanze: PTA schafft sehr facettenreiches Kino, jedoch ist immer sein individueller Fingerabdruck zu erkennen. Ich bin kein Filmkritiker, weshalb ich das jetzt auch nicht einzeln und ausführlich darlegen möchte, aber Besonderheiten sind schon immer die spezielle Komposition von Bild und Ton, seine exquisite Kameraführung sowie die inhaltlichen wirklich bedeutenden Geschichten und seine Fähigkeit, aus allen Schauspielern das Maximum herauszukitzeln, gewesen.

PTA und seine Filme habe ich verhältnismäßig leider erst spät kennengelernt. Trotz des Lobes von allen Seiten konnte ich mit dem Namen gar nichts anfangen und die Filme brachte ich mit ihm auch gar nicht in Verbindung. Als ich dann Last Exit Reno gesehen hatte, war ich ganz baff ob der Genialität, die da im kleinen Verborgen lag. Boogie Nights erinnerte mich dann nicht ohne Grund an seinen Freund Quentin Tarantino (man denke an legendäre Szenen, die mit Donuts oder Rick Springfield zu tun hatten), weil er oberflächlich betrachtet so skurril und absurd daherkam, aber insgeheim doch so viel zum Zuschauer transportierte. In Magnolia fand ich dann schon sein Meisterwerk: Ensemblekino über die Wechselwirkung von Menschen und dem Leben. Punch-Drunk Love, eine untypische Romanze, die eigentlich nur eine Charakterstudie ist, herrlich subtil. There Will Be Blood als dröhnendes, pulsierendes Wahnsinnswerk mit Hommage an Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum. Und schließlich The Master, die nun vollständige Abkehr vom Mainstream.

Es war, als ich die Filme ansah, als würde ich nach Hause kommen. Zu Beginn hatte ich ja davon gesprochen, dass man immer auf der Suche ist nach etwas Neuem, wenn die Einstiegsdroge in die Filmleidenschaft fad geworden ist oder wenn man einfach so ein wenig Abwechslung benötigt. Doch als ich das erste Mal die Filme von PTA sah, das war letztes Jahr (2012), da war ich nicht nur schlicht überwältigt und eingenommen von der Größe und Genialität dieses Mannes, sondern es fühlte sich angenehm, perfekt und irgendwie bekannt an. Ich möchte das mit meiner Lieblingsband vergleichen: als ich das erste Mal The Shins gehört habe, fühlte ich Ähnliches. Es ist dieses Gefühl, dass man etwas gefunden hat, nach dem man schon immer gesucht hat (oder womöglich gar nicht wusste, dass man danach sucht). Es ist vielleicht auch wie die große Liebe zu finden, auch wenn das jetzt ein wenig pathetisch klingen mag und ich natürlich auch keine Ahnung habe, ob Letzteres zutrifft. Aber die Vermutung liegt nahe, dass es gar nicht so falsch sein kann.
In der Musik von James Mercer und seinen Kollegen fühl ich mich zuhause und genauso fühlt es sich bei PTA an. Haltet mich für verrückt oder nicht, aber seine Filme sind, seit ich um ihre Existenz weiß (was hier bedeutet = ich habe sie gesehen), ein fester Bestandteil von mir.
Ich wüsste auch sonst nicht, wie ich besser beschreiben könnte, warum PTA mein „Lieblingsstar“ ist. Mein Lieblingsregisseur, dessen Filme mich zum lachen, weinen, nachdenken und philosophieren bringen, die mich sowohl künstlerisch in höchstem Maße überzeugen, aber andererseits sogar wunderbar unterhalten können. Besser geht’s eigentlich nicht.


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