Richtig gute Horror-Action von Game of Thrones-Macher begeistert mit Ekel-Mutanten und Grusel auf engstem Raum

08.10.2022 - 20:40 UhrVor 1 Jahr aktualisiert
The LairRather Good Films
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Sein Hellboy-Reboot ging an den Kinokassen unter. In seinem neuen Action-Horrorfilm The Lair beweist Game of Thrones-Regisseur Neil Marshall aber wieder, was er am besten kann.

Game of Thrones war ein Sprungbrett, nicht nur für die Stars Kit Harington oder Emilia Clarke, sondern auch für das Personal hinter den Kulissen der Fantasy-Serie. Regisseur Alan Taylor durfte einen Thor- und einen Terminator-Film drehen, Kollege Miguel Sapochnik ist jetzt Showrunner der ersten House of the Dragon-Staffel und Mark Mylod legt mit Die Speisekarte bald einen starbesetzten Restaurant-Thriller vor.

Für Neil Marshall bot das Lied von Eis und Feuer eine Rettungsleine nach dem Flop Centurion. Seine Episoden Blackwater and The Watchers on the Wall gehören zu den beliebtesten der Serie und erinnerten mit ihren Schlachten auf kleinem Raum an sein Talent für Action-Spektakel. Dann kam der Comic-Reboot Hellboy - Call of Darkness, den Marshall als schlimmste Arbeits-Erfahrung seines Lebens bezeichnete. Nach dieser Achterbahnfahrt backt der Schotte wieder kleine Brötchen und das kann er verdammt gut, wie sein neuer Action-Horrorfilm The Lair beweist.

In The Lair deckt eine Pilotin Mutanten-Experimente der Sowjets auf

Besagte Brötchen sehen ziemlich verwest aus, aber unterschätzen sollte man sie nicht. Das lernt auch die britische Airforce-Pilotin Kate (Charlotte Kirk), die im April 2017 bei ihrer letzten Mission in Afghanistan abgeschossen wird. Auf der Flucht vor ihren Häschern sucht sie in einer Bunkeranlage Unterschlupf, die von den Sowjets nach der Invasion des Landes in den 80ern zurückgelassen wurde.

The Lair

Tief unter der Erde findet sie aber nicht nur ein paar vertrocknete Leichen von Forschern, sondern deren gezüchtete Super-Mutanten, die 30 Jahre in einem Wassertank problemlos überstehen können. Gerade so entkommt Kate auch diesen, nichtsahnend dass die modrigen Kampfmaschinen ihr folgen. In einer abgeschiedenen Militärbasis angekommen, glaubt ihr niemand, wessen Zeuge sie geworden ist – bis die anderen es mit eigenen Augen sehen.

Der Action-Horrorfilm strotzt vor B-Film-Charme

Wer sich schon mal in der Filmografie von Neil Marshall herumgetrieben hat, erlebt bei dieser Story vielleicht ein Déjà vu. The Lair bewegt sich nämlich auf den selben Genre-Pfaden wie Marshalls Kultfilm Dog Soldiers aus dem Jahr 2002. Damals begegneten ein paar schottische Soldaten einer Horde Werwölfe. Diesmal werden Kampftruppen in den Bergen Afghanistans von sowjetischen Mutanten belagert. Sowas wie The Lair könnte Marshall wohl im Schlaf inszenieren, aber glücklicherweise tut er das nicht.

Der beinharte Reißer protzt mit ordentlich B-Film-Charme, was sich in dem dreckigen Dutzend von Soldaten-Figuren genauso äußert wie in den Mutanten, denen größtenteils mit detaillierten praktischen Effekten und Kostümen Leben eingehaucht wird. Statt körperlose CGI-Horden auf unsere Held:innen zu jagen, setzen Marshall und sein Team in den Nahkämpfen auf greifbare Monster mit glibberiger Haut und scharfen Beißern, die Venom neidisch machen würden.

Den Dialogen hätte mindestens eine Überarbeitung gut getan, immerhin lässt das stereotype Soldaten-Geplapper den artverwandten Operation: Overlord wie eine Tarantino-Höchstleistung aussehen. Aber letztendlich geht es in einem Film wie The Lair weniger darum, was tagsüber geredet, sondern wie nachts gestorben wird. Und nirgendwo fühlt sich Neil Marshall so pudelwohl wie in engen, dunklen Räumen, die von Gegnern überrannt werden. Egal ob Werwölfe, Wildlinge, Mutanten oder die Armee von Stannis Baratheon die Türen eintreten.

The Lair

Man leidet zwar nicht durchgängig mit den Reißbrett-Figuren in The Lair, wenn Gesichter gehäutet, Kiefer abgerissen und sonstige Körperteile in alle Winde verstreut werden. Aber die deftigen Splatter-Einlagen schleifen sich nicht ab. Der Horror bleibt dem Film erhalten, unter anderem weil die Action relativ bodenständig daherkommt.

Es tut gut, jemandem wie Marshall, der schon mehrfach durch die Hollywood-Mangel genommen wurde, dabei zuzusehen, wie er Spaß hat. Nicht mehr, nicht weniger. Mit einem weinenden Auge ging ich trotzdem gegen halb drei Uhr nachts aus dem Kino, denn von der abgründigen Tiefe seines Meisterwerks The Descent fehlt in The Lair jede Spur.

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