Mit Andrew Botwin wird es nie langweilig

03.09.2012 - 08:00 Uhr
Weeds
moviepilot / Showtime
Weeds
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Dieser moviepilot-User schaut viele TV-Serien, hat sich aber für einen Text über einen etwas unsympathischen Helden entschieden. Mit dem wird es allerdings nie langweilig. Lest selbst!

Als echter Filmeliebhaber und Serienfreak habe ich bis jetzt nicht nur die hochgelobten und mit Preisen überhäuften Serien wie z.B. Breaking Bad oder Dexter gesehen, sondern auch alle Staffeln von My Name Is Earl, Prison Break, The Walking Dead, Underbelly – Krieg der Unterwelt und Weeds – Kleine Deals unter Nachbarn. Von einigen dieser Serien bin ich regelrecht fasziniert, denn sie bieten wirklich gute Unterhaltung, teilweise auf hohem Niveau, und es macht Spaß sie zusehen. Bei den vielen dargestellten Charakteren gibt es immer die einen, die man sympathisch findet und die anderen, die man von vornherein einfach nicht mag. Von allen zusammen schafft es jedoch nur einer, mich persönlich immer wieder zum Lachen, zum Nachdenken oder zum Schmunzeln zu bringen: der coole Onkel Andy aus der amerikanischen Dramedy-Serie Weeds-kleine Deals unter Nachbarn!

Aus reiner Neugierde schaute ich mir vor einigen Jahren die ersten paar Folgen von Weeds, von Jenji Kohan mit ein wenig Skepsis und Vorurteilen zuhause an und lernte schnell, dass man dieser Serie nicht, z.B. wegen des Titels, damit begegnen sollte. Ich denke jedoch, dass meine Begeisterung für die Darstellung des Onkel Andys, von Justin Kirk, über den ich mich seit nun acht Staffeln köstlich amüsiere, maßgeblich dazu beiträgt, dass ich Weeds mit anderen Augen sehe, als es z.B. ein paar meiner Freunde tun, die meine Meinung nicht teilen. Weshalb genau ich also ein wenig über Andrew Botwin und nicht etwa Jesse Pinkman, Debra Morgan oder Randy Hickey schreiben möchte, versuche ich, im Folgenden an ein paar meiner Lieblingsszenen darzulegen.

Andy ist der Bruder von Nancys verstorbenem Ehemann und steht eines Morgens in ihrer Küche und scheucht sie und seine beiden Neffen Silas und Shane aus dem Bett, als er beim Kochen den Feueralarm auslöst. Man lernt gleich seine tollpatschige und kindliche Art kennen und merkt schnell, dass er eine Vorliebe fürs Kochen hat und gegen jede Art von Konventionen verstößt. So schenkt er seinem zehn Jahre alten Neffen Shane bspw. eine Ninja-Waffe, bringt ihm die Ding-Dong-HighVerteidigung bei: „Schütz dein Ding-Dong und schwing das Teil, als hinge dein Leben davon ab!“, chattet high mit Silas Freundin, um sie ihm „startklar“ zu machen und verkauft T-Shirts mit der Aufschrift „Christ ist tot“ vor der Grundschule. Innerhalb von nur einer Folge war ich von Andys Vielschichtigkeit unterhalten und er war mir auf Anhieb sympathisch, auch wenn man ihn böswillig als arbeitslosen Kiffer, der alleine nichts auf die Reihe bekommt und sich überall durchschnorrt, abstempeln könnte.

Weil er um sich herum alles aufwirbelt und scheinbar nur Chaos verbreitet, will Nancy, dass er auszieht. Doch da er sich genauso gut aus dem Mist, den er verbockt hat, wieder rausreden kann, wie er sich reinmanövriert hat, bietet er ihr seine Mithilfe im Drogenbusiness an, wodurch sich dieses nach und nach zum Familiengeschäft entwickelt und Onkel Andy wird einfach unersetzbar. Er übernimmt u.a. Erziehungsaufgaben, wie die Aufklärung des kleinen Shane. In der legendären Szene nimmt er eine fast schon spirituelle Haltung auf dem Küchentisch ein und erläutert dem Zehnjährigen die Vor- und Nachteile des Mastrubierens mit dem Ergebnis, dass sich in der Mikrowelle vorgewärmte („nicht zu heiß!“) Bananenschalen am besten dafür eignen.

In einer anderen Szene liegen Andy und Silas mit Cocktails in der Hand auf Luftmatratzen und lassen sich im Pool die Sonne auf den Bauch scheinen. Weil sie sich von Nancy nicht wertgeschätzt fühlen, beschließen sie kurzerhand, ihr eigenes Geschäft aufzuziehen, denn es sei „scheiße, wenn der Kuchen, den du gebacken hast, vor deinen Augen verteilt wird“ und sie verständen was vom „Geschäft“ und seien „Unternehmer“. Ihr Tagtraum zerplatzt jedoch, als sie merken, dass sie beide
kein Geld haben. Um sich gelegentlich ein kleines Taschengeld zu verdienen, kocht Andy z.B. bei einem Pornodreh, spielt in ein paar obszönen Szenen als „Fußficker“ selber mit oder nutzt seine spirituelle Ader, um sich als Pastor auszugeben und in einem Trailerpark Meth-Junkies im aufblasbaren Swimmingpool zu taufen.

Der Grund, weshalb ich ihn trotz seiner moralisch fragwürdigen Aktionen schätze ist der, dass er sich einerseits immer mehr für die Familie aufopfert und seine Rolle als Vorbild und die Unterstützung für Nancy ernst nimmt, sich andererseits aber immer selber treu bleibt, denn er bleibt der coole Onkel Andy, der Hobbyphilosoph, der liebend gern kocht, der ab und zu ein Tütchen mit seinen Kumpels durchzieht, er liebt die Frauen und die Frauen lieben ihn(dieses Thema ist leider zu umfangreich, um es authentisch wiederzugeben). Zudem kann ich mich, da ich selber ein junger Onkel bin ein Stück weit mit ihm identifizieren und freue mich über das kumpelhafte und vertrauensvolle Verhältnis zu seinen Neffen. Jeder seiner Auftritte ist, egal ob man laut lachen oder fassungslos den Kopf schütteln muss, originell. Er personifiziert größtenteils die gesellschaftskritischen Aspekte der Serie, und wer über seine philosophisch-emotionalen Ausschweifungen nachdenkt, macht sich Gedanken über Weeds und über Gott und die Welt. Er ist der Grund, dass eine Serie, die mich anfangs nicht überzeugt hat, nun schon seit 8 Staffeln fesselt.

Mit ihm würde ich wie man so schön sagt am liebsten mal einen Kaffee trinken gehen, weil es mit Andy bestimmt nie langweilig wird.


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