Michael Bay dreht jetzt für Netflix, doch seine Filme gehören ins Kino

23.05.2018 - 16:10 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Michael Bay am Set von Pain & GainNetflix/Paramount
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Ryan Reynolds wird in Six Underground die Hauptrolle spielen, zudem soll der Actioner bei Netflix landen -  ein Zuhause, das für einen Michael Bay-Film viel zu klein ist.

Michael Bays jüngster Blockbuster Transformers 5: The Last Knight blieb am Box Office hinter den Erwartungen zurück, aber das ist für den Regisseur kein Grund, Trübsal zu blasen. Vielmehr hat der von Kritikern regelmäßig verschmähte Filmemacher schon wieder neue Projekte in der Pipeline, darunter den Actioner Six Underground, zu dem die Deadpool-Autoren Paul Wernick und Rhett Reese das Drehbuch beisteuern. Wie nun Deadline  berichtet, schlüpft außerdem niemand Geringeres als Deadpool-Star Ryan Reynolds in die Hauptrolle, womit sich ein Puzzle zusammenzufügen scheint. Nicht minder beachtlich kommt derweil die Meldung daher, dass Skydance an dieser Stelle mit Netflix kooperiert: 2019 will der VoD Anbieter das angeblich etwa 150 Millionen Dollar teure Spektakel per Stream aufs Publikum loslassen, was einer Kinoauswertung von Six Underground sehr wahrscheinlich einen Riegel vorschiebt. Geplant ist sogar, auf der Grundlage des Films ein Franchise zu errichten.

Netflix will mit Six Underground konkurrenzfähig bleiben

Six Underground erscheint einerseits wie der nächste logische Schritt in der Evolutionsphase von Netflix. Schließlich stieß der Streaming-Dienst zuletzt bereits mit Bright in Blockbuster-Gefilde vor, wobei dessen geschätztes Budget mit etwa 90 Millionen Dollar noch deutlich unter dem von Six Underground angesetzt war. Nun, wo der VoD-Konkurrent Amazon mit seiner kommenden Herr der Ringe-Serie nach den Sternen greift, muss Netflix nachziehen und darf sich finanziell nicht lumpen lassen. Da liegt es sicherlich nahe, gleich einen Regisseur wie Michael Bay anzuwerben, dessen Transformers-Reihe ohne weiteres als Sinnbild inszenatorischen Blockbuster-Größenwahns gelten kann und der ohnehin nicht gerade dafür bekannt ist, kleine Brötchen zu backen - egal, wie viel Geld er zur Verfügung hat. So entfesselte 2013 beispielsweise auch Pain & Gain ein unnachahmliches Spektakel auf der großen Leinwand, und das bei relativ betrachtet sehr bescheidenen Produktionskosten in Höhe von 35 Millionen Dollar (zum Vergleich: Transformers 5 kostete weit über 200 Millionen Dollar).

Transformers 5: The Last Knight

Netflix ist der falsche Ort für Michael Bay

Genau hier liegt das Problem. Zwar kann Bay mit praktisch jedem Budget umgehen, doch seine Filme benötigen erfahrungsgemäß Platz, um zu ihrer vollen Entfaltung zu gelangen. Genauer gesagt die Fläche einer Kinoleinwand. Michael Bay ist ein Regisseur, der es liebt, jeden Frame mit Körpern, Gegenständen, Metallen, Explosionen und Naturgewalten zu überfrachten. Dabei muss jederzeit alles in Bewegung und die Kamera ideal platziert sein. Bays filmisches Verständnis ist in erster Linie ein visuelles, dem ein gewöhnlicher Bildschirm für den täglichen Hausgebrauch grundsätzlich nicht gewachsen sein dürfte. Dass Six Underground nun ausgerechnet bei Netflix landen soll, klingt für mich wie ein schlechter Scherz, denn der Streaming-Dienst verweigert sich dem Kino bekanntermaßen beständig. Und damit zugleich dem einzigen Ort, der einem klassischen Michael Bay-Film ein standesgemäßes zu Hause bieten kann.

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Als dem ambitionierten Science-Fictioner Auslöschung in diesem Jahr auf internationaler Ebene eine Netflix-Auswertung zuteil wurde, gingen viele Genre-Fans dagegen auf die Barrikaden. Das Werk von Alex Garland sei für die große Leinwand (und nur dafür) gemacht, lauteten jene Proteste, die für Six Underground umso mehr gelten müssen. Zwar sickerten über die Handlung noch keine Details durch, aber bis hierhin spricht alles dafür, dass Bay abermals einen gewaltigen filmischen Adrenalin- und Testosteronschub anstrebt. Wie viel davon sich über den heimischen Monitor auf den Zuschauer überträgt, ist äußerst fraglich. So sehr ich die Netflix'schen Aufrüstungsbestrebungen nachvollziehen kann, so sehr bedaure ich auch, dass die Verantwortlichen auf die voraussichtlichen Eigenarten eines Werks augenscheinlich keine Rücksicht nehmen - geschweige denn auf die Bedürfnisse der Filmfans.

Netflix lässt die Muskeln spielen und schnappt sich den Michael Bay-Film Six Underground mit Ryan Reynolds - wie steht ihr dazu?

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