Meryl Streep rügt männliche Kritiker-Dominanz

08.10.2015 - 13:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Meryl Streep in The GiverWeinstein Company
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Männer bewerten Filme anders als Frauen, sagt Meryl Streep im Rahmen des London Film Festival. Und da es viel mehr männliche als weibliche Kritiker gäbe, würde dies dazu führen, dass manche Frauen sich bestimmte Filme überhaupt nicht ansehen würden.

In Suffragette spielt Meryl Streep Emmeline Pankhurst, jene Frau, die die letzten - da erfolgreichen - Anstrengungen der Suffragetten-Bewegung anführte. Den britischen Suffragetten erreichten, dass mächtige Männer es britischen Frauen erlaubten, politisch zu wählen. Im Rahmen der Vorstellung des Films in London wies Meryl Streep nun darauf hin, dass den weiblichen Kinozuschauern womöglich so manches Filmerlebnis vorenthalten werde. Der englischsprachige Kritikerspiegel werde von Männern derart eindeutig dominiert, dass dies das öffentliche Bild eines Films im Vorfeld seiner Veröffentlichung verzerren würde - zu Ungunsten des weiblichen Publikums.

Mehr: London Film Festival - Vorschau & erste Eindrücke

Sie sei tief in die Strukturen des einflussreichen Filmportals Rotten Tomatoes eingetaucht, sagt Streep. Auf Rotten Tomatoes werden englischsprachige Filmkritiken gesammelt und präsentiert. Bei ihren Recherchen hat Streep herausgefunden, dass weibliche Kritiker dort entsetzlich unterrepräsentiert sind, so der Hollywood Reporter .

Von denjenigen, die Einfluss auf das Tomatometer haben, sind 168 weiblich. Und ich dachte, das ist ja absolut fantastisch. Wenn demgegenüber 168 Männer stehen würde, wäre es ausgeglichen. Wenn da nun 268 Männer sein würde, wäre das unfair, aber ich würde mich damit abfinden. Und wenn es 368, 468, 568 wären ... Tatsächlich aber sind es 760 Männer, die das Tomatometer bestimmen.

Auf der Webseite der New York Film Critics seien die Verhältnisse ähnlich unausgewogen - 2 Frauen müssen sich dort gegen 37 Männer durchsetzen. Auf der Pressekonferenz des London Film Festival erklärte Streep auch, warum ein gewisses Gender-Gleichgewicht wichtig ist.

Ich sage ihnen, dass Männer und Frauen nicht gleich sind. Sie mögen verschiedene Dinge. Manchmal finden sie die selben Dinge interessant, aber die Geschmäcker unterscheiden sich. Wenn das Tomatometer nun so eindeutig einem Geschmacks-Lager zugeordnet wird, beeinflusst dies definitiv die US-amerikanischen Einspielergebnisse.

Entmutigend sei das keineswegs, aber höchst ärgerlich. Daher möchte Meryl Streep ein repräsentatives Bild von einem Film vermittelt wissen. Ob sich Suffragette, der Film, den Streep hier promoten und schützen wollte, tatsächlich vorwiegend an Frauen richtet, sei aber mal dahingestellt. Den langen und zähen, aber auch wendungsreichen und mit aufregenden Persönlichkeiten gespickten Kampf britischer Frauen um das Wahlrecht bereitete das Duo Sarah Gavron (Regie) und Abi Morgan (Drehbuch) auf. In einer weiteren Rolle ist Carey Mulligan zu sehen. Am 4. Februar 2016 kommt das historische Drama zu uns in die Kinos.

Wie denkt ihr über die angesprochene Problematik?

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