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Von Liebenden und Geliebten
"Der Mann, der gesagt hat, ich
hätte mehr Glück als Talent, hat große Lebensweisheit bewiesen.
Man will nicht wahrhaben, wie viel im Leben vom Glück abhängt. Es
ist erschreckend, wenn man daran denkt, wie viel außerhalb der
eigenen Kontrolle liegt", erklärt der ehemalige Tennisprofi
Chris Wilton (Jonathan Rhys Meyers) in Match Point und ebnet
damit den Weg für einen leidenschaftlichen Thriller von Woody Allen. Der wohl etwas aus der Allenschen Reihe schlagende Spielfilm
besticht durch seine kühle und dialogstarke Inszenierung. Allen
versteht es, Geschichte und Bild perfekt miteinander verschmelzen zu
lassen.
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"Wer ist mein nächstes Opfer", fragt Nola Rice (Scarlett Johansson) den ehemaligen Tennisprofi Wilton und fordert ihn zu einer Partie Tischtennis auf. Diese Frage wirkt einfach und unschuldig, ist sie aber gar nicht so sehr. Stattdessen beginnen die beiden anderweitig Vergebenen, zwischen denen sofort die Funken sprühen, hemmungslos zu flirten. "Worauf habe ich mich da eingelassen?", muss sie dann auch feststellen, als Wilton ihr relativ uncharmant den Tischtennisball um die Ohren pfeffert und klar wird, dass dieser Mann seine Spiele gerne aggressiv spielt. Woody Allen ohne Doppeldeutigkeit geht eben nicht.
Von Betrügern und Betrogenen
Die Gespräche und Kameraeinstellungen
in Match Point sind auch immer wieder durch Gegensätzlichkeiten geprägt.
Schnell wird klar, dass Wilton den schicken und etwas versnobten
Kreisen, in die er durch die Heirat mit Chloe Hewitt (Emily Mortimer)
gelangt ist, nicht viel abgewinnen kann. Er genießt den Luxus, will
seine Leidenschaft aber mit Rice, einem Mädchen von nebenan,
ausleben. Diese Gegensätze zwischen Sicherheit und Lust, Verrat und
Ehrlichkeit, oder in anderen Worten Gut und Böse werden durch die
Kamera eingerahmt. Sei es die dunkle Kleidung gegenüber der
hellgekleideten Blondine, oder dem hochgestellten Kragen seines
Mantels, der ihn vor abschätzigen Blicken schützen soll: Die
Leinwand ist voller kleiner Details.
Das Bemerkenswerte an Match Point ist für mich, dass ich als Zuschauer Jonathyn Rhys Meyers Rolle nicht sofort als Bösewicht oder sexbesessenen, notorischen Fremdgeher abgestempelt habe. Viel mehr lädt der Film ein, Chris Wilton als komplexeren Charakter zu betrachten. Ein ehemaliger Profisportler, der durch eine Verletzung alles verlor und nun durch seine Triebe wieder alles aufs Spiel setzt. Erst zum Ende hin wird klar, in welche irren Vorstellungen sich Wilton verrannt hat und wie kaltherzig er die ganze Zeit war. Ein Effekt, der wunderbar die Affäre zwischen Wilton und Rice beschreibt. Am Ende bleibt dort für mich nämlich nur noch Mitleid und Ärger übrig.
Von Siegern und Verlierern
Es wäre allerdings kein Thriller von Woody
Allen, wenn er den Zuschauer nicht ein bisschen auf die Probe stellt. Als Beobachter des sich entwickelnden Dramas zwischen Lust und Leidenschaft bekommt man keine Genugtuung geliefert. Stattdessen bietet Allen dem Zuschauer einen geschickt inzenierten Thriller, der die Tragödie unterschwellig mit jeder Faser heraufbeschwört. Ich muss da nur an die Opernmusik denken, für die Wilton schwärmt, und die viele Szenen untermalt. Fatalerweise enden Opern aber oft in Tragödien.
Wer ist bei Match Point Sieger und wer der Verlierer? Gibt es überhaupt einen Sieger? Fragen, die sich jeder Zuschauer nach dem Schauen des Films wohl stellen dürfte. Wilton hingegen glaubt, die Antwort zu kennen, wenn er das am Anfang bereits erwähnte Zitat wie folgt beendet: "Es gibt Augenblicke in einem Match, da trifft der Ball die Netzkante, und kann für den Bruchteil einer Sekunde nach vorn oder nach hinten fallen. Mit ein bisschen Glück fällt er nach vorne, und man gewinnt. Oder vielleicht auch nicht, und man verliert."
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