Mads Mikkelsen hat von Marvel bis Star Wars alles durchgespielt – jetzt legt er sich mit Indiana Jones an

06.07.2023 - 17:40 UhrVor 1 Jahr aktualisiert
Indiana Jones und das Rad des Schicksals
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Indiana Jones und das Rad des Schicksals
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Keine Filmreihe kann ohne Mads Mikkelsen überleben. Der jüngste Beweis ist Indiana Jones. In Teil 5 spielt er den Nazi-Bösewicht Jürgen Voller. Im Interview verrät er die Inspiration hinter der Rolle.

Nur wenige europäische Filmstars haben eine dermaßen bemerkenswerte Karriere wie Mads Mikkelsen. Seitdem er James Bond in Casino Royale folterte, wird der dänische Schauspieler in jedes große Franchise eingeschleust, angefangen beim Marvel Cinematic Universe (Doctor Strange) bis hin zur magischen Welt von Harry Potter (Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse).

Auch die bei Lucasfilm beheimatete Star Wars-Galaxis hat er bereits besucht. In Rogue One spielte er einen Wissenschaftler, der in den Bau des Todessterns involviert ist, schlussendlich aber auf sein Gewissen hört und zur Zerstörung der Superwaffe beiträgt. Sieben Jahre später kehrt Mikkelsen erneut zu Lucasfilm zurück – dieses Mal in der Rolle eines puren Bösewichts, der den Lauf der Geschichte verändern will.

Mads Mikkelsen im Interview über Indiana Jones 5: Welches historische Vorbild versteckt sich hinter Jürgen Voller?

In Indiana Jones und das Rad des Schicksals übernimmt Mikkelsen den Part von Jürgen Voller, einem Nazi-Wissenschaftler, der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs für die US-Regierung den Weltraum erobert. Diese Eroberung ist Voller nicht genug. Er will nicht nur den Raum, sondern auch die Zeit kontrollieren. Doch welches historische Vorbild steckt hinter der Figur? Darüber und mehr habe ich mit Mikkelsen im Interview gesprochen.

Achtung, es folgen Spoiler!

Moviepilot: Nach James Bond, Star Wars, Harry Potter und Marvel könnte man meinen, dass du bereits jedes Franchise durchgespielt hast. Bei Indiana Jones warst du bisher aber noch nicht zu Gast. Wie bist du zu der Rolle gekommen?

Mads Mikkelsen: Im Grunde war es nur ein Telefonat. Jim [Mangold], der Regisseur, hat mich angerufen und gefragt, ob ich die Rolle spielen will. Witzigerweise hatte mir kurz zuvor ein Freund genau das gesagt, was du gerade auch angedeutet hast: "Du hast schon in so vielen Franchises mitgespielt, aber nicht in Indiana Jones. Das wird niemals passieren." Und eine Woche später kam der Anruf.

Bei so einer Fortsetzung einer ikonischen Filmreihe hängt viel dran. Die Fans haben Erwartungen, das Studio will einen weiteren Hit. Spürst du da einen gewissen Druck, wenn du bei einem etablierten Franchise neu dazustößt?

Bei jedem Film gibt es diesen Druck, da sehr viel schiefgehen kann. Aber wenn du dir darüber zu viele Gedanken machst, dann zögerst du nur. Du steckst fest und kannst dich nicht bewegen. Du musst deinem Traum folgen und an dich glauben. Natürlich ist der Druck bei diesem Projekt ein bisschen größer, weil es Menschen gibt, die der Geschichte der Figur seit 42 Jahren folgen. Wir müssen das respektieren, was einen Indiana Jones-Film ausmacht. Trotzdem brechen wir die Reihe ein bisschen auf und schauen, wie weit wir sie dehnen können. Das Indiana Jones-Gefühl darf aber nicht verloren gehen.

Wenn du sagst, dass bei einem Film viel schiefgehen kann – was ist da deine größte Angst?

Ich würde nicht sagen, dass ich eine bestimmte Angst hatte, als wir den Film gedreht haben. Ich meine, wenn man am Set herumläuft und Angst hat, dann sollte man nach Hause gehen. Man sollte Vertrauen in das haben, was man tut. Wenn ein Fußballspieler beim Elfmeter Angst hat, wird er niemals ein Tor schießen.

In Indiana Jones und das Rad des Schicksals spielst du den Nazi-Bösewicht Jürgen Voller. Wie hast du dich auf die Rolle vorbereitet? Gab es eine konkrete Inspiration?

Bei einem Indiana Jones-Film ist das Drehbuch die wichtigste Recherche. Darauf berufe ich mich, da steht alles drin. Die historischen Fakten sind dabei nicht ganz so wichtig. Dennoch haben wir uns Inspiration aus der Vergangenheit geholt. Bei meiner Figur war es Wernher von Braun, der Teil der Operation Paperclip war [bei der nach dem Zweiten Weltkrieg deutsche Wissenschaftler von der US-Regierung rekrutiert wurden. Von Braun entwickelte für das Nazi-Regime zuvor Raketen]. Wir haben uns sein Aussehen, diesen Dandy-Look, abgeschaut und uns mit seiner Geschichte beschäftigt. Er konnte sich einfach frei in Amerika bewegen, ohne dass jemand hinterfragt hat, was er da tut und was er in seiner Vergangenheit getan hat.

Obwohl die Geschichte des Films in der Zeit zurückgeht, wird am Ende deutlich, dass es um das Hier und Jetzt geht. Beim Drehen des Films kam allerdings eine Technologie zum Einsatz, die Harrison Ford digital verjüngt hat, um uns den Indiana Jones einer längst vergangenen Ära zu zeigen. Ist das ein Widerspruch?

Du hast dir darüber schon mehr Gedanken gemacht als ich, wie ich sehe. Ich würde sagen, das war der einzige Weg, wie wir diese Szenen umsetzen konnten. Harrison [Ford] wird nie wieder 35 sein. Für einen Film wie diesen ist die De-Aging-Technologie ein fantastisches Werkzeug. Vermutlich wär es anders, wenn es vorher nie einen Indiana Jones-Film gegeben hätte. Dann könnte man einfach einen Schauspieler casten, der um die 30 Jahre alt ist und die junge Version von Harrison spielt. Dann kommt der Zeitsprung und Harrison übernimmt. Da wir aber schon mehrere Indiana Jones-Filme hatten, erinnert sich jeder an den Harrison Ford in seinen 30ern. Ein junger Schauspieler kam also nicht infrage.

Wie stehst du selbst zum De-Aging? Würdest du das für einen Film machen?

Wie gesagt, für diesen Film war die Technologie perfekt. Aber wenn du mich fragst, ob ich einverstanden damit wäre, wenn jemand einen kompletten Film ohne mich, aber mit meinem digitalen Ebenbild macht – nein, danke. Das geht komplett an dem vorbei, was mich an der Schauspielerei interessiert. Ich liebe es, vor der Kamera zu stehen und eine Figur zum Leben zu erwecken. Genau das haben wir hier getan. Selbst wenn du den jungen Indy siehst, war es am Ende des Tages immer noch Harrison, der alle Szenen gedreht hat. Er war am Set. Das De-Aging kam erst danach.

Wie kann ich mir ein Indiana Jones-Set vorstellen? Woran erinnerst du dich besonders vom Dreh?

Es gibt viele Dinge, an die ich mich gerne erinnere. Eine der tollsten Sachen war, dass ich so viel mit Harrison spielen konnte. An einem Tag haben wir für eine Szene sehr viel Zeit in einem Wagen verbracht. Da konnte ich ihm ganz nah bei der Arbeit zuschauen. Einfach nur zu sehen, wie subtil er spielt, war großartig. Er streckt seine Hand nicht nach der Kamera aus. Er spielt so gut, dass die Kamera zu ihm kommt. Das ist wirklich große Kunst. In so einem Moment wirkt sein Spiel unglaublich echt.

Ich kann mir vorstellen, dass das Ende des Films kontrovers diskutiert wird. Was war deine Reaktion, als du realisiert hast, dass der Film tatsächlich in der Zeit zurückgeht?

Ich fand das brillant. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass die Geschichte des Films anders verlaufen wäre. Das passt perfekt zu Indiana Jones. Im dritten Teil ging es um Unsterblichkeit. Wir hatten also einige Freiheiten, was hier möglich ist.

Wenn du dir einen Punkt in der Vergangenheit aussuchen könntest, wohin würdest du reisen? Und wen würdest du dort treffen wollen?

Ich wollte schon immer einmal in die Hochzeit von Dschingis Khan reisen. Er hat so viele Menschen auf dem Gewissen. Trotzdem glauben viele Leute heute immer noch, dass er cool ist. Wie kann das sein? Er muss ein ziemlich gutes PR-Team haben. Diese Typen will ich kennenlernen. Wie haben sie das geschafft?

Glaubst du, du würdest den Trip überleben?

Hoffentlich. [lacht] Ich würde mich in eine Ecke stellen und nur beobachten.

Indiana Jones und das Rad des Schicksals läuft seit dem 29. Juni 2023 im Kino.

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