Machts gut Leute, ich geh' nach Hause...

28.06.2014 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Screw you Guys, I'm going home.
Comedy Central
Screw you Guys, I'm going home.
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Burger-Friday, Kate Uptons Brüste, Robbenbabys und Waffeltag. Viel gegessen, viel gelernt, noch mehr geschrieben, manches verpasst, viel erlebt. Nun ist die Zeit gekommen, Revue passieren lassen, und natürlich, um ordentlich nachzutreten.

Wer schon mal in Kreuzberg war, weiß, dass dort auf den Gehwegen am frühen Werktagmorgen die nächtlich zu Boden geschmetterten Bierflaschen liegen wie abgestorbenes Laub. Den frühen Fahrradfahrer erwartet ein scharfzüngiger Scherben-Slalom, ein Ausweichen auf Leben und Tod, auf unversehrte und perforierte Reifen. Die ersten Tage in der moviepilot-Redaktion erging es mir ähnlich wie auf dem Weg dorthin; Ausweichen und die Fallen, Fettnäpfchen, Fauxpas umgehen, erstmal nichts falsch machen. Bis ich mich von Kate Uptons nackten Fakten und der Erkenntnis erhohlt habe, dass manch ein User nach dem Wörtchen Brüste, kaum noch dem dazugehörigen Text-Absatz die Ehre seiner Restaufmerksamkeit erweist und sogleich zum lustvollen Echauffieren in die Kommentarleiste stolziert, hat es dann doch ein wenig gedauert.

Getränke-Switch-Komödie
Drei Monate später lasse ich die Scherben intuitiv links liegen, und fahre, wenn es mir passt, auch mal schnurstracks durch. Währenddessen setzte Ines Walk, ich nenne sie mal Ines, so wie eigentlich immer, die journalistischen Feilen dort an, wo es weh tut, wo es nötig war. Ich habe bei moviepilot gelernt, sehr viel sogar – überrascht hat mich das eigentlich aber nicht, nur war die Fülle der Kniffe des Online-Journalismus dann doch beeindruckend. Reichen da 100 Tage, vor allem wenn sie in die Jahreszeit mit der höchsten Feiertagsdichte fallen?

Nicht ganz so lang hat es übrigens gedauert, bis sich herausstellte, dass am Burger-Friday (immer Freitags bricht das halbe Büro zu einem Kreuzburger Berger-Schuppen auf) der Texas-Burger mit Barbecue-Soße die beste Wahl ist, der Gast dort aber unter keinen Umständen Cola Light bestellen sollte, wenn jemand anderes das konservative Pendant bestellt hat, oder eine Sprite, wenn freakingmuse ein Wasser bestellt hatte. Die immergleiche, immerfröhliche Bedienung ist dennoch nett.

An Game of Thrones führt kein Weg vorbei!
Die wahrscheinlich wichtigste Lektion, die the gaffer mir mit auf den Weg gebracht hat, hat nur wenig mit dem moviepilot-Handwerk oder risikoreichen Bestellungen in der kulinarischen Vielfalt Berlins zu tun. Sie lautet schlicht: Du musst Game of Thrones schauen! Bei moviepilot zu arbeiten und Game of Thrones nicht zu kennen, zu sehen, zu lieben ist wie bei McDonalds Burger zu braten (womit wir doch wieder bei püriertem Rindfleisch wären) und Vegetarier sein. Wahrscheinlich lohnt sich das auch, um an the gaffers – wie mir zu Ohren gekommen ist – über alle Maßen grandiosen Recaps teilzuhaben. Zweiter Ratschlag fürs leibliche Wohl: Die Waffeln in der Kantine des Rathauses Kreuzberg/Friedrichshain mit dem Ausblick über Zentral-Berlin sind keineswegs zu verachten.

Robbenbabys und Helene Fischer
In Verpackungspapier unheilvoll knisterndes, belegtes Brot dagegen durchaus. Stullen. Das war immer eine schlechte Nachricht. Das bedeutete. dass undDerwolf seine Reißzähne in ein trockenes Brot fahren lassen würde, während die anderen beim Vietnamesen (nahezu) einstimmig Menü 1, gerüchteweise mit Süßkartoffeln, bestellen. Stulle – ein düsteres Code-Wort, das verhieß, dass einer weniger am Mittagspausentisch sitzen und sich kleine Robbenbabys (eine pralle Calzone, um Missverständnissen vorzubeugen), beim inzwischen nicht mehr Vierfünfzig- sondern Vierneunzig-Italienier (aka Gasflaschen-Italiener) ordern würde.

Einer weniger wurden wir auch als das Assoziations-Monster BetterCallSaul sich vor den Cop gestoßen fühlte und die Biege machte, und als Mave einen Monat später seinen Platz neben mir räumte, seltsamerweise kurze Zeit nachdem er meinte, er wolle nicht immer diese Trailer zu Horrorfilmen bearbeiten, die würden ihm Angst machen – genauso sehr wahrscheinlich wie das herzhafte Lachen von Redaktions-Sonnenschein science’NASA-Pulli’fiction, die tapfer mit mir gemeinsam die erste Halbzeit Deutschland vs. Portugal verpasste, und tapfer mit mir gemeinsam den fußballerischen Hitchcock USA vs. Deutschland überstand, der ich aber erstmal erklären musste, wer das Schlagerwunder Helene Fischer ist und welch legendären Fauxpas diese sich bei beim Bambi… äh Echo geleistet hat.

Ein paar Sentimentalitäten
Auf Maves noch warmen Bürostuhl ließ sich Filmfestival-Fetischist Liverbird92 nieder, der mit seinem weichen luxemburgischen Akzent souverän mit mir über Fußball fachsimpelt und erfolglos versuchte, mich davon zu überzeugen, dass Luis Suárez nicht der Teufel/Dracula in Person ist. Ich hoffe außerdem, er vergibt mir, dass ich sein winziges Heimatland und Steuerparadies so oft mit anderen winzigen Ländern verwechsle – manchmal auch nicht ganz unabsichtlich.

Zum Schluss bedanke ich mich noch bei den fleißigen Arbeitsbienen im Content-Team, die mir jeden Film- und Serienwunsch umgehend erfüllten. Darunter LauraMi, mit der ich meine erste Berliner Pressevorführung und Spider-Man 2-IMAX-Offenbarung teilen durfte. Und Beeblebrox und unser perfektes Gleichgewicht zwischen Meinungskonsens- und Diskurs, egal ob es um Parma- und Hawaii-Pizza oder die unterschätzten Spielberg-Werke Krieg der Welten und A.I. – Künstliche Intelligenz geht.

Klingt alles etwas sentimental, ja. Aber das ist natürlich kein richtiger Abschied von dem, der kein Surfer und nur manchmal etwas rosa ist. Körperlich ja, virtuell und, nun ja, seelisch, nicht. Bin ja schon seit ein paar Jahren dabei und werde es auch bleiben. Bis denne.

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