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London Has Fallen - Kritik & Analyse

14.03.2016 - 00:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Filmanalyse zu London Has FallenUniversum/Walt Disney Studios Motion Pictures Germany GmbH
Seit Monaten tobt der Wahlkampf um das Amt des US-Präsidenten, nun zeigt unfreiwillig der Film "London Has Fallen", wohin solch ein Personenkult führen kann, meint Wolfgang M. Schmitt in seiner neuen Filmanalyse.

London Has Fallen von Babak Najafi fällt unter die Rubrik „Filme, die die Welt nicht braucht, die aber dennoch interessant sind“, denn ein Blick über den großen Teich zu den anstehenden Präsidentschaftswahlen zeigt, dass die (Irr-)Logik, die der Film verfolgt, auch in der Wirklichkeit anzutreffen ist. Der Kult um den amerikanischen Präsidenten ist kaum auszuhalten – entweder ist er der Messias oder der Teufel, dabei dürfte sich doch längst herausgestellt haben, dass die Veränderungen – man denke an Bush und Obama und suche die Unterschiede – eher marginal sind. Auch mit Donald Trump wird die Welt nicht untergehen.

Der Kult um den Präsidenten verlangt natürlich, dass man ihn in besonderem Maße schützt, vor allem vor terroristischen Angriffen und in London Has Fallen kommt diese Rolle Gerard Butler als Leibwächter zu, der seinen Boss hütet wie seinen Augapfel. Und dennoch, so will es die blödsinnige Dramaturgie des Films, gerät der oberste Mann im Staate bei einem Auslandsaufenthalt in London in die Fänge von gemeingefährlichen islamistischen Terroristen, die so aussehen, als hätte die AfD sie gemalt. London Has Fallen ist reinste patriotische Propaganda, fast schon zu transparent, um überhaupt noch wirksam zu sein. Doch lassen wir uns nicht täuschen: Es mag zwar leicht zu durchschauen sein, dass das B-Movie unverhohlen für mehr Kriege, Waffen und Überwachung plädiert, doch im Hintergrund gibt es noch eine weitere Botschaft, die viel beunruhigender ist und die wohl auch jene anspricht, die mit der offensichtlichen Aussage des Films ihre berechtigten Probleme haben. Der Präsident, der eigentlich nicht mehr ist als ein vom Volk gewählter Repräsentant, wird verehrt wie ein Führer oder Monarch, der unersetzbar zu sein scheint.

Wir sehen hier die finsterste Facette der in der Politik seit vielen Jahren grassierenden Personalisierung und Boulevardisierung, durch die das Politische durch mehr oder weniger ausdrucksstarke Konterfeis verdrängt wird. London Has Fallen erweist zudem den Terroristen einen Bärendienst, er ist nur die andere Seite derselben hässlichen Medaille.

Mehr dazu im Video!

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Kino anders gedacht. Wolfgang M. Schmitt jun. beleuchtet für seinen YouTube-Kanal “Die Filmanalyse” aktuelle Großproduktionen aus einer etwas anderen Perspektive. Er will mit seinen provokanten Kritiken die Ideologie Hollywoods offen legen, die sich mal offensichtlich, mal im Verborgenen, aber in aller Regel unfreiwillig in den Blockbustern des Kinos auftut. Schmitt jun. schreckt bei seinen oft polarisierenden Analysen auch vor den großen Theorien und Denkern aus Vergangenheit und Gegenwart nicht zurück und sorgt damit immer für kontroverse Diskussionen.

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