Leichte Schnittwunde oder innere Verletzungen?

21.11.2011 - 08:50 Uhr
Frank Steier und Conny Mey kommen sich am Tatort näher
ARD
Frank Steier und Conny Mey kommen sich am Tatort näher
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Mit ihrem ersten Fall haben die neuen Frankfurter Tatort-Ermittler Conny Mey und Frank Steier ordentlich vorgelegt. Der Tote im Nachtzug beweist: Das war kein Zufall. Doch wie hat euch der Tatort vom Sonntag gefallen?

In ihrem zweiten Fall mussten sich Conny Mey (Nina Kunzendorf) und Frank Steier (Joachim Król) mit einem mysteriösen Todesfall und alten Wunden herumplagen. Tatort: Der Tote im Nachtzug stellte das zumindest teilweise frische Duo aus Frankfurt erneut auf die Probe und bot erstklassige Dialoge und schon jetzt eines der besten Tatort-Teams, das wir zur Zeit haben. Vor Spoilern in der folgenden Tatort-Kritik sei an dieser Stelle gewarnt.

Lokalkolorit: In Sachen Lokales kam Tatort: Der Tote im Nachtzug im Gegensatz zu Tatort: Eine bessere Welt zwar ohne winterliche Aufnahmen Frankfurter Randgebiete aus. Dafür bot er gleich zu Beginn eine Verfolgungsjagd über das Gleisbett des Hauptbahnhofs und später einen Ausflug in die, nun ja, weniger bürgerlichen Viertel der Stadt. Im Vordergrund beim Frankfurter Tatort stehen aber weiterhin die Flure des Präsidiums mit ihrem typischen Charme eines Schullandheims aus den 70ern.

Plot: Da passt es doch ganz gut, dass Frank Steier nach der Messerattacke im letzten Tatort aus der Reha zurückkehrt und quasi in seinem Büro wohnt. Steiers Einzelgängertum wurde diesmal weiter untermalt, während wir nun endlich wissen, dass Conny Mey schnarcht. Neben diesen privaten Anekdoten bot der Tatort aus Frankfurt wie schon beim ersten Mal einen eher unklassischen Fall, bei dem die ganze Zeit das Rätsel im Raum steht, ob es überhaupt einen Täter und ein Opfer gibt. Diese Frage wurde allerdings spannend und dicht gestellt. Der Tatort basierte diesmal übrigens auf einem Fall aus dem Buch Auf der Spur des Bösen von Axel Petermann.

Unterhaltung: Was soll ich sagen? Von den an Saul Bass erinnernden Credits, die über die Schienen flogen, bis hin zur knisternden Nachstellung der Tat im viel zu engen Zugabteil bot Tatort: Der Tote im Nachtzug unzählige Szenen zum Mitschreiben und Liebhaben. Die ungewöhnliche Story wurde von Regisseur und Drehbuchautor Lars Kraume in den drögen Farben großstädtischer Betonfassaden umgesetzt, vor denen das bunte Jogging-Outfit und überhaupt jedes Outfit von Conny Mey wie eine Dosis Leben wirkt. Frank Steier, der sich über die Jahre seiner Stadt angepasst zu haben scheint, bekommt das ebenfalls zu spüren und genau daraus entsteht die schon nach zwei Filmen einmalige Frankfurter Tatort-Chemie. Ich komme aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus…

Tiefgang: Der Tote im Nachtzug glänzte mit glaubhaften Charakterdynamiken und konzentrierte sich vor allem auf die Kontrastierung seiner beiden Ermittler. Frank Steier beginnt den Fall als lustloser Trinker frisch aus der Reha, der noch in einem Schockzustand verharrt. Währenddessen wirbelt Conny Mey durch den Fall, nimmt einen Feldjäger (Benno Fürmann) mit ins Bett – weil sie es kann – und haucht ihrem Kollegen durch einen kleinen Flirt etwas Vitalität ein. Da gerät selbst die Afghanistan-Problematik des Falls in den Hintergrund, was aber nicht weiter schadet.

Mord des Sonntags: Obwohl es zumindest einen brutaleren Abgang gab, war der Mord des Sonntags dieses Mal gar kein Mord. Oder doch? Die vorgetäuschte Erschießung im Nachtzug erhält schon deswegen diesen Titel, weil sie Conny Mey und Frank Steier für ein paar Minuten in ein 2 Quadratmeter-Abteil gezwungen hat.

Zitat des Sonntags: “Oh nein, Sie sind auch noch Rassist!” oder “Der Chef hat mir so’n Mädchengemüse ins Büro gestellt. Demnächst macht er mir noch’n Heitratsantrag.” oder "Wo ist denn ihre Hose?

Ich war vom Frankfurter Tatort am Sonntag restlos begeistert, aber wie sieht es bei euch aus?

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