Küsse, Schüsse und eingeschlafene Füsse

01.09.2010 - 07:00 Uhr
Gefährlich geht's zu in Küsse Schüsse Rindsrouladen
© SAT.1 / Andrea Mayer-Rinner
Gefährlich geht's zu in Küsse Schüsse Rindsrouladen
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Küsse, Schüsse, Rindsrouladen – wer einen Gangsterfilm unter diesen drei Schlagwörtern konzipiert, tut dies wohl nur mit einem Augenzwinkern. Naiv und streckenweise behäbig: Sat 1 brachte uns kein großes Kino, sondern mittelprächtige TV-Unterhaltung zum Vergessen.

Küsse, Schüsse, Rindsrouladen – Wer sich traut, bei einem solchen Filmtitel einzuschalten, war wohl kaum vom naiven Spannungsaufbau, der laienhaften Gesamtinszenierung und den platten Charakteren irritiert, die im gestrigen “großen” Sat 1-Abendfilm präsentiert wurden. Ohnehin richtete sich die in Wien spielende Gangsterkomödie ausschliesslich an die ganz hartnäckigen Fans von Streifen wie Küsse à la carte oder der Serie Der letzte Bulle, die Henning Baum mal als zum bösen Albino geschminkten Bösewichten erleben wollten. Alle anderen dürften bei der Vielzahl von nervigen Nebenfiguren spätestens nach dem furiosen Intro abgeschaltet haben, als der Film das gemächliche Tempo eines Wiener Briefmarkensammlers annahm.

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Denn nach dem Banküberfall passierte im Grunde genommen nichts mehr. Henning Baum gab bis zu guter Letzt den fiesen Kriminellen und Janine Kunze die Stripperin Jenny, die sich – von Männern wie Chester (Baum) angewidert – in den seltsamen Kauz (verkörpert vom österreichische Comedian Robert Palfrader) verliebt, weil der endlich mal ihre inneren Werte schätzt, anstatt sie für Sex zu bezahlen. Ganz schön naiv, doch vielleicht sind die Nutten in Wien eben doch noch nett. Obwohl sie während der Dreharbeiten bereits im sechsten Monat schwanger war, verkörperte Janine Kunze (bekannt aus diversen Schrott-Shows im TV wie als Carmen Krause in hausmeister-krause-–-ordnung-muss-sein) die Stripperin Jenny und bot dem Zuschauer einen Blick auf ihren wohl gerundeten Körper. Sex sells.

Für alle anderen wurde als Kontrapunkt zum Rotlichtmilieu die Tante Herta eingeführt (Brigitte Neumeister), die mit ihren “50” Jahren auf www.lonelyhearts.com ihren persönlichen John Wayne suchte und abgesehen davon ständig am Rindrouladen-Kochen war, die sie ihrem vegetarisch lebenden Neffen vorsetzte. Rindsrouladen als Dauergag – da haben sich die Macher von Küsse, Schüsse, Rindsrouladen wohl zu weit über den Tellerrand gebeugt, denn witzig war dies kaum. Dass gerade die resolute Tante schliesslich das Leben des trotteligen Neffen rettete und ihm eine rosige Zukunft mit der Ex-Hure sicherte, war irgendwie auch schon von Beginn an absehbar.

Küsse, Schüsse, Rindsrouladen – Sat 1 hielt sich an den Titel und servierte uns lauwarmen Konservenfraß, nach dem einem leider ein wenig übel wurde.

Was sagt ihr: War der Film zu ertragen oder nicht?

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