Vor mehr als zwei Jahren wurde Kuckuckszeit gedreht, der Mittwochsfilm, der heute Abend um 20.15 im ARD läuft. Doch er könnte kaum aktueller sein. In Zeiten einer Finanzkrise, die sich nicht recht entscheiden kann, ob sie zuschlagen – oder an uns vorbeiziehen will wie dunkle Gewitterwolken, trifft der Film um das berufliche und private Scheitern einer deutschen Mittelstandsfamilie den Nerv der Zeit.
Kuckuckszeit handelt von einem normalen Ehepaar: Claudia (Inka Friedrich) lebt mit ihrem Mann Jens (Wotan Wilke Möhring) und den beiden Kindern Katja und Max in einer deutschen Kleinstadt. Ihr Mann hat ein eigenes kleines Bauunternehmen und Claudia muss sich als Hausfrau keine finanziellen Sorgen machen, bis sie plötzlich bei der Bank kein Geld mehr bekommt und erfährt, dass das gemeinsame Konto gesperrt ist. Im ersten Moment versucht Jens, die Sache herunterzuspielen, aber bald wird klar, dass er längst insolvent ist. Claudias erster Gedanke ist, das Unternehmen zu retten und die Kinder nicht zu belasten – auch wenn deren Sparschweine geplündert werden, um irgendwie noch an Geld zu kommen. Als Jens mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert wird, übernimmt Claudia sogar die Leitung der Firma, scheitert aber genauso wie vorher ihr Mann. Gleichzeitig beschäftigt sie eine andere Sorge: Wird Jens damit umgehen können, dass er nicht mehr der Ernährer ist? Und wie wird es ihr selbst gehen: Ist ein Jens ohne Unternehmen und ohne Arbeit noch der Mann, den sie liebt? Schließlich müssen sie die Firma aufgeben. Das berufliche Scheitern dringt in das Privatleben des Ehepaares ein – und bald droht die Ehe genauso zu scheitern wie die insolvente Baufirma.
Vor allem das Spiel von Wotan Wilke Möhring lobt Jan Freitag vom Neuen Deutschland: “In Kuckuckszeit braucht er nur ein kurzes Stieren, um die Tragweite einer Mahnung zu verdeutlichen, die ungelesen im Schrank landet. Ihm reicht sein Tick, die Stimme am Ende des Satzes abzuwürgen, um Verzweiflung beim Geständnis der drohenden Pleite zu zeigen. Seine Tränen beim Verlassen der Villa in Richtung Plattenbau mögen gespielt sein; sie nehmen den Zuschauer gefangen.”
“Für solch einen Film braucht es aber auch so hervorragende Darsteller wie Inka Friedrich und Wotan Wilke Möhring, denen die Pausen zwischen den Sätzen nicht weniger bedeuten als die Sätze zwischen den Pausen. Gerade mit ihrem Nicht-Gesagten und Nicht-Gespielten heben sie diesen Film aus der Masse empor”, meint Björn Wirth von der Berliner Zeitung.
David Denk von der TAZ findet, Kuckuckszeit sei “ein schöner leiser Film, der sich ganz auf die daraus resultierende Ehekrise konzentriert.”
Das Einschalten heute Abend lohnt sich also. Wenn Ihr wissen wollte, was noch so läuft, dann schaut in unser Fernsehprogramm.