Kein Krimi zum Vergessen: Wir sind die Guten - Ein Tatort ohne Zeigefinger

14.12.2009 - 07:00 Uhr
Der fremde im Spiegel - Batic in der Nervenklinik
BR / ARD
Der fremde im Spiegel - Batic in der Nervenklinik
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Thrill statt Botschaft. Im düsteren Einsatz des “Münchner Teams” dominierte die Vergesslichkeit. Ivo Batic halb tot. Kollege Leitmayr kurz vor der Suspendierung. Reicht das für einen guten Film?

Batic richtete die Waffe auf seinen Freund und Kollegen Leitmayr, zwang ihn sich auszuziehen und ließ ihn dann halbnackt am Straßenrand zurück. Nur eine von vielen Szenen, die so vom Münchner Team nicht zu erwarten waren. Doch darin lag auch die Stärke des Tatort: Wir sind die Guten. Statt eines heißen sozialen Themas, wie es in Tatorten oft und gerne verhandelt wird, gab es diesmal einen Verschwörungsthriller im Amigo-Format.

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Miroslav Nemec genoß es sichtlich, für eine Folge den misstrauischen Bourne von der Isar zu spielen, der weder Freunden noch der Polizei im Allgemeinen vertraut und panisch vor einem mysteriösen Mann flieht, der ihn selbst im Krankenhaus zu verfolgen scheint.

Das Spiel mit Schein und Sein, die Konflikte zwischen Batic und Leitmayr, deren Freundschaft einmal mehr auf eine extrem harte Probe gestellt wurde, sorgte für viele spannende Szenen. Auch wenn die Anlage der Geschichte mit den üblichen Klischees der korrupten Vorgesetzten, arroganten Kollegen (diesmal durften sich die Drogenfahnder als unausstehliche Idioten gerieren) und haluzinierten Hinweisen nicht neu war und sich großzügig beim Hollywood-Kino bediente, wusste der Film insgesamt gut zu unterhalten.

Besonders die beiden Hauptdarsteller lieferten sich kleine Kabinettstücken und kosteten die ungewohnte Feindseeligkeit aus, die sie diesmal in ihre etablierten Rollen einfließen lassen durften. Ob Leitmayr Batics Gedächnisverlust zu Anfang nicht ernst nimmt und ihn rüde zusammenstaucht, er solle aufhören zu markieren oder ob er ihn später mit sichtlich gequälter Miene mit der erschreckenden Wahrheit konfrontieren muss, dass der angebliche Verfolger nur in Batics Kopf existiere.

Natürlich stellt sich die Frage, wie schwer eine Figur beschädigt werden kann, ohne dauerthaft an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Und sicher gingen die Macher vom Tatort: Wir sind die Guten diesmal ziemlich an die Grenzen dessen, was einer Figur zugemutet werden sollte, wenn sie auch in Zukunft noch funktionieren soll. Dennoch war der Krimi eine erfrischende Abwechslung im oftmals behäbigen Krimieinerlei, die bewiesen hat, dass Batic und Leitmayr auch nach 2o Jahren noch nicht zum alten Eisen gehören.

Dass der knarzige Chefermittler Stolze sich am Ende als wahrer Bösewicht herausstellt, kam nicht unerwartet, wurde aber als Showdown in der Kirche hinreichend packend inszeniert, auch wenn die unvermeidliche Rückkehr zur Normalität am Ende des Films vielleicht doch etwas zu glatt und leicht gelang.

Jetzt ist eure Meinung gefragt: Wie hat euch der Tatort: Wir sind die Guten gefallen?

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