Johannes Fabrick spricht über Kuckuckszeit

27.05.2009 - 15:15 Uhr
Kuckuckszeit
ARD
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Der Regisseur Johannes Fabrick spricht über den ARD-Film Kuckuckszeit.

In dem Drama Kuckuckszeit geht es um das, wovor viele in der derzeitigen Finanzkrise sich fürchten. Regisseur Johannes Fabrick spricht im Interview über seinen Film, der am Mittwoch, den 27. Mai, um 20:15 im Ersten ausgestrahlt wird.

Wie sah Ihre erste Begegnung mit diesem Stoff aus? Ist das ein Stoff, der gleich Ihre Fantasie angeregt hat oder mussten Sie sich an ihn erst herantasten?

Stoffe, die sich ernsthaft den Problemen des Lebens stellen, sind für mich als Regisseur ein Geschenk. Kuckuckszeit ist so ein Stoff. Als Freiberufler steht man sowieso immer mit einem Bein am Rand des Abgrunds, die Nöte der Hauptfiguren waren mir also sehr nachvollziehbar. Man ist ganz schnell sehr allein in dieser unserer Gesellschaft. Sie schaut auf den Erfolg, nicht auf den Menschen. Jeder, der halbwegs aufpasst und nicht verdrängt, merkt das.

Sie schreiben selbst auch Drehbücher. Gehen Sie anders an eine Regiearbeit heran, wenn Sie einen fremden Stoff inszenieren?

Nicht wesentlich. Beim Vorbereiten und Inszenieren schaut man anders auf ein Buch als beim Schreiben, egal ob es ein fremdes oder eigenes ist. Aber ich bin immer sehr dankbar, wenn ich ein gutes Buch zum Inszenieren in die Hand bekomme. Die Blickwinkel der Autoren sind oft eine große Bereicherung.

Was hat in diesem Fall Ihre Auswahl der Darsteller bestimmt? Gab es ein Casting oder haben Sie die Darsteller auf andere Weise gefunden?

Es gab Treffen und ein Casting. Inka Friedrich hat mir in „Sommer vorm Balkon“ sehr gut gefallen, und Wotan Wilke Möhring ist mir schon vor Jahren in „Hat er Arbeit?“ aufgefallen. Die Chemie stimmte gleich, und es war eine sehr schöne, konzentrierte Arbeit.

Die Darsteller zeigen ein sehr feinsinniges, sensibles Zusammenspiel. Wie haben Sie sie an ihre Rollen herangeführt?

Ich arbeite gerne genau mit Schauspielern, und wenn sie sich darauf einlassen, ist das meist für uns alle ein Gewinn. Wichtig ist, dass sie authentisch agieren, nichts demonstrieren oder behaupten. Wirkliche Menschen stellen ihre Gefühle nicht zur Schau, im Gegenteil, meist versuchen sie sie zu verbergen. Damit auch Schauspieler sich so verhalten können, müssen sie sich emotional tief auf die Geschichte einlassen. Die Bereitschaft dazu ist die Voraussetzung für eine gute Zusammenarbeit. Und die war gegeben.

Wo, würden Sie sagen, haben Sie inszenatorische Schwerpunkte gesetzt?

Mich interessieren immer sehr auch die Momente, wo die Figuren mit sich allein sind, wo sie ihr Schicksal spüren. Ein inszenatorischer Schwerpunkt, wenn man so will, ist also die Öffnung der Zwischenräume, das, was zwischen den Zeilen gespürt, gehofft, gefürchtet wird, die leisen Momente und zugleich, bei aller Härte, mit der uns das Leben manchmal anfasst, seine nüchterne Schönheit. Das soll die Kamera sehen.

Wie wichtig sind solche Filme Ihrer Ansicht nach in Krisenzeiten wie diesen? Glauben Sie daran, dass sie eine aufklärerische oder zumindest sensibilisierende Wirkung entfalten?

Wäre sehr zu hoffen! Ich glaube, die Wende, die wir Menschen vollziehen müssen, ist weitreichender und tiefgehender als irgendein Politiker oder sonst ein Mensch des öffentlichen Lebens zur Diskussion stellt. Der Kapitalismus hat sich selbst zerfressen, geht unter, und die Milliarden, die dem sinkenden Schiff hinterhergeworfen werden, beschleunigen diesen Untergang nur noch. Unsere egozentrische Gesellschaft, die sich nur am eigenen Vorteil orientiert, ist jetzt, wo wir einmal um den Globus rum sind, nicht mehr überlebensfähig. Wenn sich der Schwerpunkt nicht radikal vom Ich auf die Beziehung verlagert, werden wir aussterben.

Was wird Ihr nächstes Projekt sein?

Ich hoffe das, an dem wir gerade in der Entwicklung arbeiten. Eine Geschichte über Vorurteile, Mut und zweite Chancen, auch ein sehr menschliches Thema, das viel mit unserer Alltagswirklichkeit zu tun hat.

Kuckuckszeit läuft am Mittwoch, den 27. Mai 2009, um 20.15 Uhr im Ersten.

Mit Material von ARD.

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