Ist es in Blade Runner Zeit zu sterben?

26.07.2012 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Lost in Time: Rutger Hauer als Replikant Roy Batty
Warner
Lost in Time: Rutger Hauer als Replikant Roy Batty
33
28
Im heutigen Filmzitate-TÜV nehmen wir eine der legendären Zeilen aus Ridley Scotts Blade Runner unter die Lupe. Ein Moment für die Ewigkeit oder schon verschwommen like Tears in the Rain?

Obwohl Blade Runner mittlerweile Kultstatus besitzt und – nicht zuletzt wegen seiner Rolle als entscheidender Vorbereiter des visuellen Cyberpunks – als einer der wichtigsten Science Fiction-Filme gehandelt wird, erfreute sich das Meisterwerk von Regisseur Ridley Scott nicht von Anfang an großer Beliebtheit. Der bei seiner Erstveröffentlichung 1982 kommerziell wenig erfolgreiche Film mauserte sich erst in den Folgejahren zum absoluten Kultphänomen. Angefangen bei einer erneuten Kinoauswertung mit dem Director’s Cut bis hin zum bisher endgültigstem Release, dem Final Cut, ist die Blade Runner-Historie geprägt von Veränderungen und Unstimmigkeiten. Potential an zitierfähigen Dialogen ist somit auch vorhanden und für alle, die den Film bis dato noch nicht gesehen haben, gilt: Spoiler Warnung!

Modell
All diese Momente werden verloren sein in der Zeit, so wie Tränen im Regen. Zeit zu sterben.

Baujahr
1982

Karosserie… oder in was das Zitat eingefasst ist
Blade Runner ist das Gemälde einer dystopischen Version von Los Angeles im Jahre 2019. Die Stadt ist ein Moloch, der jeden grünen Keim erstickt und von leuchtenden Reklametafeln sowie unendlichen Regenmassen geprägt ist. Mitten in diesem tristen und kulturell überfüllten Szenario hängt Rick Deckard (Harrison Ford) völlig durchnässt und physisch am Ende seiner Kräfte an einem hervorstehenden Eisenträger und droht in die Häuserschlucht abzustürzen. Der von ihm gejagte Replikant Roy Batty (Rutger Hauer) steht eindeutig über ihm. Doch anstatt den Blade Runner seinem Schicksal zu überlassen, rettet Roy ihm das Leben, nachdem er selbst erkannt hat, dass sich sein eigenes als Replikant dem Ende zuneigt. Einen Moment innehaltend, setzt er sich sich auf das nasse Dach und reflektiert, was er alles gesehen hat. Schließlich kommt er zu dem fatalen Schluss kommt, dass all diese Dinge verlorene Momente in der Zeit seien, so wie Tränen im Regen.

Überführung nach Deutschland… oder wie das englische Original lautet
All those moments will be lost in time, like tears in rain. Time to die. Inhaltlich sowie in der Wortwahl schließt die deutsche Übersetzung an den englischen O-Ton an. Trotzdem hört sich die Version hierzulande weit weniger episch an als im Original. Der Dokumentation On the edge of Blade Runner zufolge, hat Rutger Hauer (im deutschen von Thomas Danneberg synchronisiert) diese Textzeile während dem Dreh sogar improvisiert, da im Drehbuch von David Webb Peoples und Hampton Fancher nur eine alternative Version von Roys letzten Worten geschrieben stand.

Profiltiefe… oder wie tiefschürfend diese paar Worte sind
Blade Runner ist allgemein für seine existenzialistischen Exkurse bekannt. Basierend auf dem Roman Träumen Androiden von elektrischen Schafen? von Philip K. Dick, webt Ridely Scott ganz beiläufig Metaphern, Assoziationen und Fragen in seine Dystopie ein, die meist nur als Denkanstöße fungieren und den Betrachter dazu auffordern, sich über den Kinobesuch hinaus mit dem Werk zu beschäftigen. Einer dieser Impulse ist zweifelsohne das hier besprochene Zitat. Was bedeutet unsere Existenz, wenn wir selbst nur einen ganz kleinen, schon fast unbedeutenden Teil von etwas Großem darstellen? Selbst wenn wir (scheinbar) bedeutende Dinge wie das Tannhäuser Tor oder gigantische, brennende Schiffe vor der Schulter des Orion (natürlich lässt sich in diese Metapher jedes andere denkbare Ereignis oder Geheimnis unserer Welt einsetzten) gesehen haben, dann sind all diese Momente trotzdem nur wie ein Tropfen Wasser auf den heißen Stein – wie Tränen im Regen. Und am Schluss bleibt die Erkenntnis, dass alles zu Ende geht. Ob bedeutend oder nicht. Panta rhei.

Alltagstauglichkeit… oder wie ich das Zitat selbst anwenden kann
Ehrlich gesagt ist es schwer, die Worte von Rutger Hauer in einer Alltagssituation wiederzugeben. Wenn ihr euch nicht gerade in filmisch interessierter Gesellschaft befindet, braucht es schon eine vom aufsteigenden Dunst verhangene Gasse und etwas Regen, damit ihr in der passenden sentimentalen Stimmung seid, um über das Sein, die Zeit sowie die Ewigkeit zu philosophieren. Trotzdem ist es eines dieser Zitate, die letzten Endes die Zeit überdauern werden und nicht wie Tränen im Regen langsam verblassen. Dazu ist der Moment des Gesagten viel zu ergreifend.

Pferdestärken… oder wie viel Power das Zitat unter der Haube hat
Jetzt liegt es an euch, wie gut das philosophisch angehauchte Zitat bei unserem TÜV abschneidet. Wart ihr ebenfalls von dieser entscheidenden Szene in Blade Runner begeistert oder eher dem Einschlafen nahe? Wie viel PS bekommt das legendäre Like Tears in the Rein-Zitat von euch?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News