Ich, Leslie Nielsen & seine nackte Kanone

22.10.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Nach ihm die Sintflut - Leslie Nielsen
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Nach ihm die Sintflut - Leslie Nielsen
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Als die Briefträger die 20-Stunden-Woche wollten, war es schon lange um mich geschehen. Der Slapstick, der Die nackte Kanone berühmt machte, hatte mich sofort überzeugt. Obwohl die Humor-Erfahrung heute eine andere ist, schenke ich dem Film mein Herz für Klassiker.

Es waren lustige Abende, als ich als Kind mit meinen Eltern vor dem Fernseher saß und Leslie Nielsen in Die nackte Kanone bei der Jagd auf Verbrecher zusah. Es war der offensichtliche Slapstick, der mich am meisten zum Lachen brachte. Logisch, blieben mir als Kind doch versteckte Filmanspielungen und andere Blödeleien mangels Erfahrung verwehrt. Nichtsdestotrotz gefiel mir der Film sehr und er avancierte auch im Freundeskreis zu einem Must-See. Wer Die nackte Kanone nicht gesehen hatte, konnte oftmals auf dem Schulhof nicht mitreden, geschweige denn mitlachen, wenn einige Gags besonders rezitiert wurden. Danach war es lange still um den Film. Der Fernseher wurde vom Internet abgelöst, die Palette an Filmen wuchs. Dennoch stimmte mich der Tod von Hauptdarsteller Leslie Nielsen im Jahre 2010 traurig und nicht nur mich: Auf Facebook wurde das Andenken Nielsens geehrt und in Erinnerungen geschwelgt. Das Phänomen um Die nackte Kanone erwachte wieder zum Leben, denn es ist eine Tatsache, dass Nielsen vor allem durch eben jene Rolle des Lt. Frank Drebin in Deutschland bekannt wurde. Zeit für mich, den Film und seine beiden Nachfolger, Die nackte Kanone 2 1/2 und Die nackte Kanone 33 1/3, in den DVD-Player zu legen und zu genießen.

Lt. Frank Drebin ist ein Vorzeigepolizist wie er im Buche steht. Eben noch eine terroristische Konferenz (im wahrsten Sinne des Wortes) zerschlagen, dann schon wieder in Los Angeles dem gewöhnlichen Verbrechen nachgehen. Doch sein Kollege Nordberg (O.J. Simpson) findet sich im Krankenhaus wieder, als er einem Drogendeal auf die Spur kommt. Frank klemmt sich gemeinsam mit Captain Ed Hocken (George Kennedy) hinter die Drahtzieher und kommt einem Komplott gegen Queen Elisabeth II. auf die Schliche. Doch ehe es zum finalen Showdown bei einem Baseballspiel kommt, muss Frank so einige Hindernisse überwinden.

Warum ich Die nackte Kanone mein Herz schenke
Als Kind hatte ich weder die Chance über das Fernsehprogramm am Abend zu entscheiden, noch Einblicke in die Fernsehzeitschrift zu erhaschen. So oblag es völlig meinen Eltern, was bei uns im TV lief, ohne dass ich vorher davon wusste. So eröffnete also der Schriftzug Beirut und mysteriöse Musik den Film und ich fragte mich, welcher spannende Actionfilm wohl diesmal ausgesucht wurde. Die Terroristen halten ihre Versammlung und planen böses, bis sich Lt. Frank Drebin endlich zu erkennen gibt. Sofort ahnte ich, was auf mich zukommt und doch war ich anfangs hinter das Licht geführt worden. Hierbei zeigt sich gleich auch eine Unterscheidung im Verständnis des Humors: Früher diente die Eröffnungssequenz der bloßen Unterhaltung. Später realisierte ich erst, dass mit Ayatollah Khomeini, Mikhail Gorbatschow, Yasser Arafat, Muammar al-Gaddafi, Fidel Castro und Idi Amin berüchtigte „Feinde“ der USA parodistisch zusammengeführt wurden – die Achse des Bösen an einem Tisch.

Neben dem offensichtlichen Slapstick, der wohlgemerkt grandios ist, liegt das große humoristische Potenzial von Die nackte Kanone in den mehr oder minder sichtbaren Anspielungen und Wortwitzen. Absurde Dialoge bilden dabei auch keine Ausnahme: „Lieutenant!“ – „Das beruht auf Gegenseitigkeit.“ So gibt es zum Beispiel eine Einstellung, bei der Ed und Frank mit dem Wissenschaftler Ted (Ed Williams) den nächsten Raum betreten. Dabei hebt Leslie Nielsen, indem er an der Tür vorbeigeht, mit einem Schritt den Bildrahmen auf und zeigt so subtil und doch offensichtlich das Bühnenbild. Szenen dieser Art setzen sich unzählig fort. Die Geschichte gerät dabei ins Hintertreffen. Dass Frank das Attentat vereiteln wird, ist jedem klar. Doch der Weg dahin ist mit so vielen absurden Parodien und Slapstick-Momenten gepflastert, dass wohl kaum ein Auge trocken bleiben kann.

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