Ich bin ein großer Fan der Highschool-Komödien von John Hughes. Es freut mich deswegen ganz besonders, dass ich ein weiteres mal die Ehre habe, den Text für Ein Herz für Klassiker schreiben zu können, denn Ferris macht blau zählt neben Breakfast Club – Der Frühstücksclub eindeutig zu den Meilensteinen der Coming-of-Age Filme. John Hughes lässt uns gemeinsam mit Ferris (Matthew Broderick), Cameron (Alan Ruck) und Sloane (Mia Sara) für einen Tag die Schule schwänzen.
Warum ich Ferris macht Blau mein Herz schenkte
Ich verlor mein Herz bereits in den ersten fünf Minuten an Ferris. In Form einer Auflistung der Do’s und Dont’s beschreibt Ferris, wie das Blau-machen am Besten anzustellen ist. Das Ganze spielt Matthew Broderick mit einem jugendlichen Charme, peinlicher Genauigkeit und einer ass-kicking Smartness. Ferris ist dieser Freak, den in der Schule jeder kennt und dank seiner sympathischen Art auch jeder liebt (O-Ton der Sekretärin von Ed Rooney (Edie McClurg): Sportskanonen, Motorfreaks, Junkies, Blöde, Faulenzer, Streber, Querdenker.). Wahrscheinlich ist dafür auch seine unglaublich schöne Leopardenweste verantwortlich. Kann mir zufällig jemand sagen, wo ich einen derartig heißen Fetzen kaufen kann?
Warum auch andere Ferris macht Blau lieben werden
Wer weiß es…wer weiß es… Schule stinkt. Wer das noch nicht weiß, hat in seinem Leben eine entscheidende Erkenntnis verpasst. Jeder von uns hat vermutlich irgendwann in seiner schulische Karriere mal Fünfe gerade sein lassen. Nicht nur einmal, war auch ich in dem moralischen Zwiespalt zwischen “Liegen bleiben” und “sich zur Schule quälen”. Es ist deswegen doppelt so sympathisch zu sehen, dass Ferris einfach das tut, was in mir manchmal schlummert: Rebellisches Regeln brechen und dreistes Lügen. Viel zu selten steht uns allen dabei die Vernunft mit erhobenem Zeigefinger im Weg. Engel und Teufel sitzen uns im Nacken und diskutieren unnötig lange darüber, ob nun Möglichkeit A oder B die bessere Wahl ist. Aber mal im ernst: Who cares?
Warum Ferris macht Blau einzigartig ist
Was Ferris so sympathisch macht, ist die professionelle und konsequente Durchführung seines Plans, die irgendwo zwischen Spontanität und detaillierter Genauigkeit stattfindet. Eine ähnliche Gratwanderung unternimmt Ferris Bueller auch in der Beziehung zu seinen Highschool-Kollegen. Auf der einen Seite ist er der Nerd, dabei jedoch unglaublich beliebt. Als seine Mitschüler von seiner “unheilbaren Krankheit” erfahren, rufen sie sogar die Initiative “Save Ferris” ins Leben und sammeln Spenden für ihn. Zwischen all den Zwiespälten wird der Zuschauer von Ferris jedoch mit in das Geschehen gezogen. Seine direkte Ansprache in die Kamera gibt uns das Gefühl, gemeinsam mit Ferris, Cameron und Sloane unterwegs zu sein. Ferris ist ein sympathischer Rotzlöffel und Cameron fasst seine Zukunft recht passend zusammen: “Er wird mal Pizza-Koch auf der Venus.” Den Höhepunkt erreicht der Film mit Sicherheit als Ferris auf einem der Paradewagen eine astreine Twist und Shout Performance abliefert. Selten habe ich übrigens in einem anderen Film einen so besessenen Schuldirektor wie Ed Rooney kennengelernt. Ich stelle mir dabei gerne meinen alten Schuldirektor vor, wie er wie ein wildes Tier, auf der Jagd nach Schulwänzern, durch unseren Vorgarten kriecht.
Warum Ferris macht Blau die Jahrzehnte überdauert
Es geht in Ferris macht blau lange nicht nur darum, die Schule für einen Tag zu schwänzen. Wie auch in anderen John Hughes Filmen geht es in erster Linie um das Erwachsen-werden. In Coming-of-age Filmen werden die Charaktere oftmals mit dieser einen besonderen Situation konfrontiert, der Moment, in dem sich ihr Leben schlagartig ändert. In Ferris macht blau übernimmt sein bester Freund Cameron einen dieser einschneidenden Momente. Cameron ist ein Jugendlicher mit wenig Selbstbewusstsein und lebt gefangen in den lieblosen Ketten seiner wohlhabenden Eltern. Der Ferrari seines Vaters verkörpert die gebündelte Liebe, die Cameron dank dieses Autos verwährt wurde.
Gleich zu Beginn des Films sagt Ferris: “Menschen sollten nicht an -ismen glauben, sie sollten an sich selbst glauben!” Diese Aussage ist nicht nur ein einfacher Satz, sondern seine tatsächliche Lebensphilosophie, die sich auch auf seine Freunde auswirkt. Dank Ferris findet Cameron den Mut, all seine Wut zu entladen und mit der Zersatörung des Autos durchbricht er all das, was sich in den letzten Jahren in ihm angesammelt hat. Ferris macht blau thematisiert das Streben nach Unabhängigkeit der Jugendlichen, das Bedürfnis nach Liebe und das Ringen um Anerkennung. John Hughes hat mit seinen Filmen ein Genre kreiert, was zeitlos alle Generationen junger Menschen betrifft.
Denkt also immer an die weisen Worte des Ferris Bueller: “Das Leben geht schnell vorbei, wenn ihr also nicht ab und zu anhaltet und euch umseht, könntet ihr es verpassen!”