Zwischen immer neuen Riesenbudgets, die Streaming-Dienste wie Netflix in ihr nächstes großes Franchise pumpen, vergisst man schnell: Ein guter Film muss nicht teuer sein. Manchmal ist es sogar kontraproduktiv, wenn eine Produktion zu poliert aussieht und ausgerechnet auf Netflix könnt ihr aktuell einen Horror-Film streamen, der genau das beweist.
Creep von und mit Patrick Brice und Mark Duplass ist die perfekte Mischung aus Found-Footage-Horror und psychologischem Kammerspiel. Der Kameramann Aaron (Brice, der auch Regie führte) glaubt, einen einfachen Job anzunehmen, als er auf die Anzeige von Josef (Duplass) reagiert. Der ist nach eigener Aussage sterbenskrank und will ein Video für seinen Sohn aufnehmen, dessen Geburt er nicht mehr erleben wird. Das Honorar für einen Tag Dreh: 1.000 US-Dollar. Doch dann verhält sich Josef immer seltsamer.
Horror-Tipp bei Netflix: Creep ist eine Achterbahnfahrt der Angst
Durch die Linse von Aarons Kamera erleben wir, wie die Stimmung langsam, aber sicher kippt. Erst wirkt Josef wie ein bemitleidenswerter Trottel ohne jedes Gefühl dafür, dass sein Gegenüber sich unwohl fühlt. Doch dann werden seine Anekdoten und sein Verhalten immer bedrohlicher. Irgendwann zieht er sogar eine Maske aus dem Schrank und gibt sich als ein Wolf namens "Peachfuzz" aus.
Ist Josef Opfer einer Krebserkrankung oder ein verschlagenes Raubtier, das lügt, seitdem Aaron sein Haus betreten hat? Nach 82 Minuten haben nicht nur Aaron, sondern auch wir die Antwort. Und die ist durch ihre simplen Mittel ungleich schockierender.
Wie No Film School berichtet, verriet Mark Duplass in einem Seminar für Indie-Filmschaffende, wie billig Creep wirklich gedreht wurde:
Es gibt viele kreative Wege, einen Film für 500 Dollar zu produzieren. Creep hat [quasi] kein Geld gekostet, weil es ein Found-Footage-Film ist und unsere Crew aus drei Leuten bestand. Netflix hat uns den Film für eine siebenstellige Summe abgekauft.
Das bedeutet: Die komplette Produktion von Creep hat nur die Hälfte dessen gekostet, was Josef im Film für sein "Abschiedsvideo" zu zahlen bereit ist.
Mittlerweile gibt es sogar eine Serie zum Low-Budget-Horror
Ob es nun an dem Low-Budget-Charme lag oder Mark Duplass' Performance einfach der Wahnsinn ist: Creep wurde schnell zum absoluten Geheimtipp unter Horror-Fans und so gefeiert, dass eine Fortführung der Geschichte von "Peachfuzz" und seinem menschlichen Alter Ego nur eine Frage der Zeit war.
Hier könnt ihr den Trailer zu Creep 2 schauen:
2017 erschien mit Creep 2 die Fortsetzung zum Netflix-Hit, in der eine moralisch fragwürdige YouTuberin auf die Anzeige des "Creeps" reagiert. Spätestens mit der Serie The Creep Tapes wurde der Kultfilmreihe dann endgültig zum Horror-Franchise.
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Seit 2024 läuft die Show beim US-amerikanischen Sender Shudder und erzählt in jeweils 30-minütigen Folgen weitere Treffen zwischen Peachfuzz und seinen Opfern. Staffel 2 startet im November 2025. Die dritte Staffel wurde bereits bestätigt und soll 2026 erscheinen.
Ein Ende für eine der überraschendsten Horror-Erfolgsgeschichten der Gegenwart scheint also nicht in Sicht – zumindest in den USA. Während Creep und Creep 2 bei Netflix im Abo verfügbar sind, ist The Creep Tapes aktuell bei keinem Streaming-Anbieter in Deutschland zu streamen.