Hollywood wird militarisiert - G.I. Joe & Transformers sind die aktuellen Speer-Spitzen

07.08.2009 - 15:00 Uhr
Transformers - Die Rache
Universal Pictures
Transformers - Die Rache
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Krieg und Militär sind in Hollywood immer anwesend. Die einen Filmemacher kritisieren es, andere sind da nicht so empfindlich und nutzen die militärische Hardware unumwunden für ur-amerikanische Erweckungsmomente.

Es wird kolportiert, dass viele männliche Zuschauer gleich nach ihrem Kinobesuch von Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel (1986) eine Anmeldung für die US-Army unterschrieben haben. Der von Jerry Bruckheimer produzierte Fliegerfilm mit dem Kampfflieger Lt. Pete “Maverick” Mitchell (Tom Cruise) war an den Kinokassen überaus erfolgreich und danach traten wohl einige neue Rekruten zum Marschieren an. Das US-amerikanische Verteidigungsministerium war auch sonst mit dem Film überaus zufrieden. Der britische Regisseur Tony Scott wurde großzügig von der US-Navy unterstützt, mit umfangreichem Fachwissen und hochqualifizierten Fliegern wie Flugmaschinen; einige Millionen Dollar zur Herstellung des Films gab es ebenfalls. Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel ist nur ein Beispiel für die Beziehung zwischen Hollywood und dem Militär. Bruder Ridley Scott und wiederum Produzent Jerry Bruckheimer griffen bei Black Hawk Down (2002) auf die Militärs zurück. Auch wenn die Filme schon vor knapp 25 bzw. 7 Jahren gedreht wurde, hat sich nicht viel geändert, eher in der Zusammenarbeit verbessert… das Militär lockt mit seinem ganzen Waffenarsenal und hat damit Zugriff auf Hollywood.

Heute heißen die Filme G.I. Joe – Geheimauftrag Cobra oder Transformers – Die Rache, die unverhohlen für das Militärische werben. Besonders Michael Bay hat sich rühmlich hervorgetan und ist für seine sehr gute Beziehung zum Verteidigungsministerium bekannt. Seine Filme entstehen fast immer mit Hilfe des Ministeriums und so ist es nicht verwunderlich, dass er mit allerlei modernen Waffen auffahren kann, die die Männerherzen höher schlagen lassen und bei dem einen oder anderen den Wunsch wecken, mit dabei sein zu dürfen. Da mussten die Macher der Spiele-Verfilmung G.I. Joe – Geheimauftrag Cobra – wie Thomas Wahl in der Berliner Zeitung in seinem Text feststellt – etwas zurückstecken und wurde schnell von der Realität überrollt, weil die von ihnen gewünschten gepanzerten MRAP-Lastwagen gerade im Irak und in Afghanistan im Einsatz waren. Macht nichts: Es gibt genügend andere Kriegsmaschinerie, die eingesetzt werden kann, mit hoheitsvoller Erlaubnis der Militärverantwortlichen. G.I. Joe – Geheimauftrag Cobra – ab den 13. August in unseren Kinos – ist aktuell das wohl bekannteste Beispiel für die Verbindung von Hollywood, Militär und Spiele-Industrie.

Auch die Filmemacherin Kathryn Bigelow stütze sich bei ihrem Film Tödliches Kommando – The Hurt Locker, der ebenfalls in der nächsten Woche in die Kinos kommt, auf die Erfahrungen von Drehbuchautor Mark Boal, der als “embedded journalist” ein Bombenräumkommando in Irak begleitet hat. Sie besuchte solche Kommandos in Amerika und Kuwait. Die Hauptdarsteller wurden von den Militärs unterrichtet, die Lager bis ins kleinste Detail nach militärischen Vorgaben eingerichtet. So entdeckt Anke Leweke von der Berliner Zeitung hier auch den “Kampf mit dem Kriegsmaterial gegen anderes Kriegsmaterial. Hier tritt die Hightech-Ausrüstung der Amerikaner gegen die selbst gebastelten Bomben irakischer Terroristen an.” Die Regisseurin – anders als ihre männlichen Kollegen – enthält sich allerdings eines Kommentars und zeigt, wie das Handwerk des Krieges und der tägliche Kampf ums Überleben aussehen. Natürlich sehen wir Machoismus, Waffenbegeisterung und überschäumende Patriotismus, aber immerhin bleibt der Anspruch, Realität nachzubilden.

Das ist nicht immer der Fall, denn oft artet die militärische Beratung schnell zur Bevormundung aus. Ein Mann namens Philip M. Strub ist vom Pentagon als “Special Assistant for Entertainment Media” (auch als Pentagon-Unterhaltungsbeauftragter oder mit dem internen Spitzname Mister Hollywood bezeichnet) dafür verantwortlich, die kreativen Filmkünstler umfassend zu beraten und ihnen unterstützend unter die Arme zu greifen. Er sichtet die Drehbücher und entscheidet dann, ob für den Film die Kasernentüren aufgeschlossen werden, ob er zusätzliche Unterstützung erhält oder ob der Film keine militärischen Orden gewinnen wird. Es geht immer darum, die US-Armee im besten Licht erstrahlen zu lassen. Peter Bürger benennt auf telepolis in einem etwas älteren Text Zensur und Drehbuchänderungen, die durch eine militärische Beratung passierten. Da tauchen Titel wie Star Trek IV – Zurück in die Gegenwart (1986), Jagd auf Roter Oktober (1990), James Bond 007 – GoldenEye (1995) oder James Bond 007 – Der Morgen stirbt nie (1997) auf, bei denen Änderungen im Auftrag und für das Militär getätigt wurden. Sogar in Filmen, die unverhohlen den amerikanischen Patriotismus feiern und jegliche System-Kritik ausgeschlossen ist, wird verändert, etwa beim gesinnungsfreundlichen Black Hawk Down (1993). Wer dagegen nicht mitspielt, hat Pech bei der Einfahrt ins Militärlager: Für ihn bleiben die Tore geschlossen.

Zum Beispiel erhielt Apocalypse Now von Francis Ford Coppola, der das amerikanische Desaster in Vietnam zeigt, verständlicherweise keine Unterstützung vom Militär. Diese Sicht auf den verlorenen Krieg war dann doch etwas zu pessimistisch. Obwohl der Film Die Akte Jane – wieder von Ridley Scott – mit einem weiblichen, ehrgeizigen Rekruten (Demi Moore) der ganzen Militärmaschine zuarbeitet, hat er keine Förderung erhalten. Dass eine Frau im großen Männer-Spiel mitmachen will, hat den Verantwortlichen so gar nicht gepasst.

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