Abgetrennte Gesichter, goldene Pistolen, Mexican Stand/Offs, flatternde Tauben und wehende Mäntel in Slow Motion. Im Körper des Feindes vereint mehr irre Ideen, schillernde Action und saucoole Stilelemente als das gesamte Œuvre von Steven Seagal. Das bildgewaltige Feuerwerk kann getrost als bester Hollywood-Actionfilm der Neunziger bezeichnet werden.
Die Grundlage des Films ist denkbar einfach. Castor Troy (Nicolas Cage), ein Krimineller wie aus dem Bilderbuch, erschoss vor einigen Jahren bei einem Attentatsversuch an Sean Archer (John Travolta) dessen Sohn. Der FBI-Agent jagt seitdem Castor, der zu seinem schlimmsten Alptraum geworden ist. In der Anfangssequenz, in der John Woo den actionreichen Tenor für den Rest des Werks setzt, gelingt es Sean endlich den Schwerkriminellen und dessen Bruder Pollux dingfest zu machen, wobei Castor in ein künstliches Koma versetzt werden muss und Pollux in ein Hochsicherheitsgefängnis verfrachtet wird. Doch schon bald stellt sich heraus, dass die beiden kurz davor waren, einen perfiden Plan in die Tat umzusetzen. Irgendwo in Los Angeles haben sie eine Bombe platziert, die bereits scharf gemacht wurde. Um an die Informationen über den Ort der Bombe zu gelangen, entscheidet sich Sean Archer für eine durchaus ungewöhnliche Lösung. Er lässt sich das Gesicht von Castor per Transplantation verpassen und auch seine Stimme wird an die seines schlimmsten Feindes angepasst. Von niemandem mehr von dem wahren Castor zu unterscheiden, begibt er sich in das Hochsicherheitsgefängnis, um Pollux die lebensrettenden Informationen zu entlocken. Doch in der Zwischenzeit wacht Castor gesichtslos auf. Er tötet jeden, der vom Visagentausch wusste und braucht nun selbst ein Ersatzgesicht…
Die Story ist so wahnwitzig wie unterhaltsam. In den Händen eines minderwertigen Regisseurs hätte sie leicht zu einem lächerlichen Trashfilm führen können. Doch vermag John Woo das platte Ausgangskonzept mit einem Hauch von Tiefgründigkeit zu füllen, die zu keiner Zeit aufgesetzt wirkt oder übertrieben philosophisch anmutet. So werden beispielsweise die selbstironischen Kommentare durch elegische Szenen über die Trauer um den Tod von Archers Sohn ausgeglichen. Und die Action ist sowieso über jeden Zweifel erhaben.
Heute im TV: Im Körper des Feindes
Wann: 22.25 Uhr
Wo: Sat1
Was läuft bei euch heute im Fernsehen?