Wenn diese Zeilen online gehen, sitze ich wahrscheinlich gerade in irgendeinem Kino in Hamburg, in der Aufnahmefähigkeit bereits gezeichnet durch das Filmfest, seelisch in der Vorbereitung auf 228 Minuten Lav Diaz. Jetzt sitze ich aber noch im Büro, es ist Donnerstag, mein letzter Arbeitstag.
Ich habe es geschafft, in den 3 Monaten hier im Schnitt weiterhin jeden Tag einen Film zu sehen. Darunter auch einige, die direkt und indirekt mit dem Praktikum zusammenhängen. An dieser Stelle möchte ich mich schon einmal bei Alex bedanken, mit dem ich den Großteil meiner Pausen verbracht habe und auch abseits von Bildschirm und Bürostuhl unterwegs war. Ich verliebte mich in die grausame Intensität von Only God Forgives im Open-Air-Kino und sichtete Stalker auf der großen Leinwand, schämte mich durch The Shallows und wurde auch bei der wiederholten Sichtung von Drive im Kino relativ ernüchtert zurückgelassen. Ich habe über 200 Artikel in meiner Zeit hier geschrieben. Konnte mich ausführlich über die Bourne-Reihe auslassen, Liebesbriefe an zeitlose Klassiker schreiben, über Themen schreiben, die mich sowieso stark interessieren oder auch mal ewig an einer Top 7 schreiben, unter die dann Leser ein Inhaltsverzeichnis posten.
3 Monate. Ich kann mich immer noch nicht entscheiden, ob das kurz oder lang klingt bzw. eine kurze oder lange Zeit ist. Rückblickend scheint es jedenfalls ewig weit weg zu sein, dass ich noch im alten Büro am Mehringdamm meinen Platz eingenommen habe. Auf der anderen Seite haben die Leute, mit denen ich tagtäglich zu tun hatte, dafür gesorgt, dass 3 Monate an mir vorbeizogen wie ein 90-Minüter. Ich habe viel gelernt, über das Schreiben und auch über mich. Viele Leute kennengelernt, bei denen ich froh bin, dass ich sie in nächster Zeit weiterhin in Pressevorführungen oder außerhalb des Kinos antreffen werde.
"It happens sometimes. Friends come in and out of our lives, like busboys in a restaurant."
Es ist Zeit für weitere Danksagungen. Am 29. April hatte ich mein Bewerbungsgespräch. Das weiß ich so genau, weil das erste Geschenk zu meinem 19. Geburtstag die direkte Zusage für das Praktikum war. Danke an Ines, die mich eingestellt hat und vom ersten Tag an dafür sorgte, dass ich mich wohlfühlte. Danke an Jenny, neben der ich die letzten 3 Monate saß, bestimmt immer viel zu laut Radiohead hörte und von der ich hilfreiche Tipps für meine Texte bekam. Dabei konnte mir auch Christoph immer wieder unter die Arme greifen und mein Bewusstsein für Textstruktur schärfen. Ich konnte mit 1 Matthias über alle möglichen Filme reden und von Serien hören, die außer ihm nie jemand gucken wird. Mit Max konnte ich im neuen Büro die Sonne auf der Terrasse genießen, mit Hendrik immer mal wieder ein paar nette Worte wechseln und die Fragen der Woche von der schnellsten Tastenhauerin der Welt Andrea beantworten. Danke dafür. Danke auch an meine anderen Mitpraktikanten Johanna, Sebastian, Mariella, Sophia, Maike und Dr. Pepper Manuel.
Was ich jetzt mache, steht noch nicht ganz fest. Auf dem Filmfest in Hamburg werde ich erst mal eine Woche lang so viele Filme gucken, wie es nur geht. Erst danach wird es seltsam sein, nicht mehr um kurz nach 7.00 Uhr in den Bus zu steigen und ins Büro zu fahren. Temporär wieder ausschlafen klingt aber gut, ohne den Mate-Vorrat im Büro würde ich sonst sowieso nicht mehr wach werden. Ich hoffe, auch ihr, die Community, habt Gefallen ein meinen Texten gefunden, ich konnte euch das ein oder andere Thema näher bringen oder einfach nur die Informationen liefern, nach denen ihr gesucht habt. Auf moviepilot war ich schon vor dem Praktikum aktiv und werde es weiterhin bleiben, fleißig Filme schauen, auf meinem Blog texten und die Überlegenheit von Gossip Girl über Game of Thrones propagieren. Richard Linklater verehren und bestimmt auch noch im nächsten Jahr über Neill Blomkamp und James Wan schimpfen.
"No man, seriously. Am I weird?"
"Yeah, but so what? Everybody's weird."