Selbst heute ist es eher ungewöhnlich, dass sich ein deutschsprachiger Schauspieler in die erste Liga Hollywoods spielt. In den Jahrzehnten unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg lagen die Hürden noch höher. Hardy Krüger aber gelang der Sprung ins internationale Kino. Heute feiert der Kosmopolit seinen 85. Geburtstag und wir gratulieren.
Der 1928 in Berlin-Wedding geborene Hardy Krüger wurde, wie er selbst sagt, “zum Nazi erzogen”. So besuchte er die Adolf-Hitler-Schule der Ordensburg Sonthofen und durchlief eine militärische Erziehung. Ausgerechnet beim Dreh des Ufa-Propagandafilms Junge Adler kam Krüger in Kontakt mit Regimegegnern und revidierte seine Haltung. Nach dem Krieg entdeckte er die Schauspielerei für sich, spielte in westdeutschen Produktionen wie Alibi von Alfred Weidenmann und Der Rest ist Schweigen von Helmut Käutner.
Seinen internationalen Durchbruch feierte Hardy Krüger als Franz von Werra, dem einzigen deutschen Soldaten, der aus britischer Kriegsgefangenschaft fliehen und nach Deutschland zurückkehren konnte. Unter der Regie von Roy Ward Baker mimte er dieses junge Flieger-As in Einer kam durch. Krüger, der von sich selbst sagt, er hätte kein Interesse daran gehabt, Kriegsverbrecher zu spielen, gab hier einen von mehreren guten Deutschen; Männer von großer Intelligenz, die sich durch ihre Fähigkeiten den Respekt ihrer Feinde und des Zuschauers erarbeiten. Der Niedergang des Studiosystems und die Verstärkung internationaler Koproduktionen fielen mit Krügers Aufstieg zusammen. So spielte er in vielen hierzulande eher unbekannten französischen Produktionen, darunter Sonntage mit Sybill von Serge Bourguignon, der 1963 mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet wurde. Er zählte zum internationalen Cast, das mit John Wayne in Hatari! von Howard Hawks auf die Jagd ging, gab den Hauptmann Potzdorf in Stanley Kubricks Barry Lyndon und verkörperte für Peter Schamoni gar den Potato Fritz.
Die Militärs fanden sich auch in späteren Jahren in Hardy Krügers Filmografie (Die Brücke von Arnheim und Die Wildgänse kommen). In keiner Rolle spielte er den spezifisch Krüger’schen Deutschen jedoch mit solcher Vollendung wie in Der Flug des Phönix von Robert Aldrich. Da gibt er den technokratischen Ingenieur Dorfmann, einen genialen Konstrukteur, der das abgestürzte Flugzeug wieder zum Laufen bringen will. Natürlich gerät der junge Mann mit dem stolzen Captain (James Stewart) aneinander, doch beide müssen sich für die Rettung der Passagiere zusammenraufen. James Stewart und Hardy Krüger brillieren in dem intensiven Kammerspiel mitten in der Wüste. Mit seinen wasserklaren blauen Augen, den hellblonden Haaren zieht Krügers Dorfmann von vornherein das geballte Unbehagen der Nachkriegswelt auf sich. Es ist eine Rolle, die wohl mehr über die Zeit aussagt, in der Hardy Krüger internationale Berühmtheit erlangte, als Geschichten von ehrenvollen deutschen Soldaten es je könnten.
Wir gratulieren Hardy Krüger zum 85. Geburtstag.