Gus van Sant & eine schlafende Schöne spalten die Kritiker

13.05.2011 - 09:20 Uhr
Emily Browning in Sleeping Beauty
Screen Australia
Emily Browning in Sleeping Beauty
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Nachdem Woody Allen das Filmfestival in Cannes mit Midnight in Paris leichtfüßig eröffnete, geht es ernsthaft weiter. Restless, den neuen Film von Gus van Sant, gab es zu bestaunen und Sleeping Beauty mit Sucker Punch-Star Emily Browning.

Die ersten beiden Tage des Festival Cannes standen ganz im Zeichen der Jugend. Zumindest die Beiträge Restless von Gus van Sant und Sleeping Beauty von Julia Leigh setzen ganz auf junge Protagonisten, die sich mit den dunklen Seiten des Lebens auseinandersetzen müssen. Dabei sind die Kritikerstimmen weit weniger einhellig als noch beim Eröffnungsfilm Midnight in Paris von Woody Allen.

Der australische Beitrag Sleeping Beauty ist das Regie-Debüt der Schriftstellerin Julia Leigh, in dem Emily Browning (Sucker Punch) sich als Studentin Lucy als schlafende Schöne verdingt, die unter Drogen gesetzt schlummert, während die reichen Freier mit ihr (fast) alles machen können, was sie wollen. Beim Tagesspiegel ist Sleeping Beauty aber gar nicht gut angekommen: “Die Kamera nimmt keine andere Perspektive ein als Lucys Kunden, sie filmt das wehrlose Mädchen schlafend im Bett, auch wenn es allein ist, bei sich zu Hause. Gedankenloser Voyeurismus, als Filmkunst getarnt.”

Michael Sennhauser spricht dem Film mehr Tiefe zu: “Sleeping Beauty ist hochkomplex und sehr intelligent konstruiert. Es ist wohl eher ein Film über Ohnmacht als über Macht, denn auch die machtausübenden alten Männer sind nur noch Schatten ihrer selbst. Und im Gegenzug ist die junge Frau nicht einfach ein arithmetisches Opfer wie in ähnlich gelagerten Geschichten, sondern eine komplexe Gefangene, ein selbstzerstörerisches Schneewittchen im selbst gebauten Glassarg. Dass die Eigendistanz, welche die Hauptfigur einhält, auch vom Film eingehalten wird, sorgt allerdings für seine Sprödigkeit, mitunter hatte ich fast das Gefühl, in einem genderverdrehten Haneke zu sitzen.” Guy Lodge schließt sich hingegen vielen Stimmen an, die insbesondere Emily Brownings Leistung betonen und nennt ihre Rolle in Sleeping Beauty einen “verblüffenden Durchbruch”, der Sucker Punch schnell vergessen lässt.

Weniger Lob schütteten die Kritiker in Cannes für den neuen Film von Gus van Sant (Milk) aus. Restless eröffnete die Reihe “Un Certain Regard”. “Enoch (gespielt von Henry Hopper, dem Sohn von Dennis Hopper) besucht die Beerdigungen von Fremden. Eines Tages begegnet er dabei Annabel (”Mia Wasikowska (Mia Wasikowska)“:/people/mia-wasikowska). Beide sind Teenager, doch dem Tod viel näher, als ihre Jugend erwarten ließe. Annabel leidet an einem Gehirntumor, Enoch hat seine Eltern bei einem Autounfall verloren […]”, schreibt Christina Nord in der TAZ, doch trotz des jugendlichen Themas, mit dem sich der Regisseur schon so oft befasst hat, falle "Restless sehr viel konventioneller aus als die Filme, die Gus van Sant in den letzten Jahren gedreht hat.

Härter geht Todd McCarthy vom Hollywood Reporter mit Restless ins Gericht: “Die banalste und nachgiebigste unter den regelmäßigen Studien Gus van Sants über Problem-Teenager, ist dies ein quälend-süßliches Märchen, das wie eine Indie-Version von Love Story, nur mit schlechterer Musik, daherkommt.” Verständnisvoller begegnet Mike Goodridge dem Film, wenn er schreibt, dass Restless “eine behutsam ergreifende Hymne auf das Leben ist […], die eine ähnliche Kombination aus Ekzentrizität, Melancholie und Tiefgründigkeit wie My Private Idaho – Das Ende der Unschuld des damals 20-jährigen Gus van Sant aufweist, auch wenn sie weniger erinnerungswürdig als dieser Film ist.”

Einen Überblick über den Pressespiegel zum Festival in Cannes findet ihr täglich bei Film-Zeit.de.

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