Welche Idee steht hinter ihrem Film?
Ich wollte die Generation, die zur Zeit der Gründung der Bundesrepublik geboren wurde, 50 Jahre später zeigen, zu einem Zeitpunkt, an dem sie gezwungen wird, ein Resümee ihres Lebens zu ziehen und zu erkennen, was sie aus ihren Träumen und aus ihrem Leben gemacht hat. Diese Männer sind emotional gescheitert, ihren Frauen und ihren Kindern gegenüber. Das ist ihr großes Manko, und sie ahnen es.
Dabei stammen sie ja aus einer Zeit, in der immer alles gut ging und aus einer Generation, die über Jahrzehnte nur Wohlstand kannte, und immer nur vorwärts wollte. Nun werden diese Männer mitten im Leben plötzlich angehalten. Sie müssen sie sich fragen, ob sie den für sie richtigen Weg gegangen sind.
Für die dynamischen Jahre von Wirtschaftswunder und Wohlstand steht im Film der Ferrari. Die Idee für diesen Film ist aber auch ihrem Kurzfilm “Ferrari” geschuldet?
Ich habe vor Jahrzehnten einen Kurzfilm gedreht, mit dem Titel “Ferrari”, wo ein junger Typ, der ein Jaguar Coupé fährt, in einem Schaufenster einen Ferrari erblickt und verkündet, dass er diesen Wagen haben muss. Mein Traum ist ein Ferrari, sagt er von da an…
Dieser Traum erfüllt sich 30 Jahre später. Ich wollte einfach wissen, was aus diesem jungen Mann, was aus seinem Leben und seinem Traum geworden ist, in welcher Lage er sich heute befindet.
Eine sensationelle Besetzung – wie ist es zu der Besetzung gekommen?
Mir war es wichtig, Schauspieler zu finden, die vor allem Leichtigkeit ausstrahlen können und nicht diese Schwere in sich tragen, die man bei deutschen Schauspielern oft findet. Das hätte den Film so bedeutungsschwanger gemacht, wie ich ihn überhaupt nicht haben wollte.
Dass jeder dieser Schauspieler seine Figur sozusagen überzeugend darstellen kann, versteht sich von selbst, genau so wichtig war mir, wie man filmisch, visuell gestaltet, ihnen eine “Erscheinung” auf der Leinwand gibt, die von ihrem üblichen Image abweicht. Mir lag es daran, diese bekannten Schauspieler so zu filmen, dass man sie neu entdecken kann. Armin Rohde z. B., den man ja als oft als quirligen, lauten Schauspieler erlebt, einfach nur still und sanft, sozusagen minimalistisch, sein zu lassen. Wenn ich Sibylle Canonica eine Perücke aufsetze, dann um aus ihr einen ganz anderen Typus zu schaffen. Und Peter Lohmeyer wirkt derart anders mit Bart und kommt dadurch von seinem eigenen Image weg, was für seine Figur wichtig war. Mein Hintergedanke war, Leichtigkeit und Tiefe in die Darstellung zu kriegen.
Sie hatten ein Ensemble von hochkarätigen und viel beschäftigten Schauspielern, aber relativ wenig Drehtage. Alles Profis, keine Frage, aber muss man nicht gerade mit derart profilierten Darstellern zunächst das Zusammenspiel proben?
Also, diese Zeit für ausführliche Proben hatten wir natürlich nicht. Und dann will ich auch nicht vorher unbedingt alles wissen, es ist keine Theaterarbeit, es ist Film, der eine eigene Magie entfaltet. Ich mag es beim Filmen und beim Drehen, mich überraschen zu lassen, von den Schauspielern, vom Licht, von etwas, was sich direkt am Set aus der Situation aufdrängt. Und was die Rollen anbetrifft, so sind es ja keine psychologischen Figuren, die eine Entwicklung durchlaufen, sie brauchen deshalb auch keine Studien betreiben. Das Spiel der Darsteller besteht ja aus einer Mischung aus eigenen Empfindungen und jener, die diese Figur ihnen abverlangt. Mit wenig Gestus viel ausdrücken, das ist eine Linie, an der ich entlang arbeite. Und dabei ist letztlich doch nur wichtig, dass du einem Menschen in die Seele schauen kannst, und die Schauspieler dir dies ermöglichen.
War es schwer mit den Schauspielern, jeder für sich doch ein Star zu arbeiten?
Eigentlich nicht. Sie waren alle interessiert an so einem Thema. Aber jeder von denen ist ja ein alter Fuchs in diesem empfindsamen Beruf. Und da musst du manchmal als Regisseur wie ein Diplomat agieren, um so viele große Namen zum Zusammenspiel zu bringen und sich nicht einer von ihnen in den Vordergrund spielt. Wichtig war mir dabei, eine gewisse Unschuld in ihrem Spiel herzustellen, auf ihren Gesichtern etwas zu evozieren, die ja nicht mehr jung sind, aber auch nicht alt. Ich wollte sie, das hört sich jetzt vielleicht ein bisschen pathetisch an, zum Leuchten bringen – durch das Licht der Kamera, durch subtile Nuancen in ihrem Spiel, durch Blicke, durch die Bewegung des Körpers – und ich hoffe, dass es mir geglückt ist.
Dass alle vollkommen unkompliziert waren, würde ich nicht sagen. Also nicht ganz, zum Glück nicht, denn nur so sind sie, nachdem der Regisseur “Action” gebrüllt hat, gleichzeitig wie aufgeladen und erlöst. Das kann sehr faszinierend sein, wie sie dich dann mit einer Einfachheit im Spiel überraschen, mit der es ihnen gelingt, ihre Figuren zu transzendieren.
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