Gescheiterte Emanzipation in Game of Thrones

11.04.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Ist Daenerys Targaryen die stärkste Frau aus Game of Thrones?
HBO
Ist Daenerys Targaryen die stärkste Frau aus Game of Thrones?
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Bei derart starker weiblicher Präsenz in der Kultserie Game of Thrones sollte das feministische Herz eigentlich höher schlagen. Doch der Schein trügt. Emanzipierte Powerfrauen sehen wahrlich anders aus.

Sehnlichst haben wir die dritte Staffel der HBO Serie Game of Thrones erwartet und endlich ist sie da. Die Intrigen in Westeros, der nahende Winter und die Bedrohung durch kaltblütige Zombies (im doppelten Sinne) scheinen das Gesprächsthema Nummer Eins zu sein. Auch ich habe mich endlich mit der Saga vertraut gemacht und natürlich ein besonders kritisches Auge auf die weiblichen Figuren geworfen. In der Tat gibt es wohl keine Serie, schon gar nicht im Fantasy Genre, die Frauen derart viel Screentime einräumt. Zudem drehen sich viele der einzelnen Geschichten, die das Game of Thrones Universum formen, um weibliche Protagonisten. Kurz um: Frauen stehen im Mittelpunkt. Ich bleibe dennoch skeptisch.

Die gescheiterte Matriarchin und andere Klischees
Frauen sind in Game of Thrones durchaus in der Lage, Macht auszuüben. Insbesondere Cersei (Lena Headey) und Catelyn (Michelle Fairley) spinnen fleißig ihre eigenen Intrigen, so dass zunächst gar der Eindruck eines Matriachats entsteht. Der kleine König Joffrey (Jack Gleeson) wirkt lange wie die Marionette seiner Mutter und Catelyn Stark übt durch die Entführung Tyrions (Peter Dinklage) einen entscheidenden Einfluss auf die politischen Entwicklungen aus. Während der zweiten Staffel beginnt sich das Blatt jedoch zu wenden und zum Anfang der dritten Staffel befinden sich die beiden Witwen plötzlich erneut unter der männlichen Fuchtel. Cerseis Überlegenheit macht zunehmend dem furchtsamen Respekt vor ihrem grausamen Sohnemann Platz, der – da sind wir uns alle sicher – nicht zögern würde, sie bei anhaltendem Widerspruch aus dem Weg zu räumen. Catelyn wird von ihrem Sohn Robb (Richard Madden) gar in Ketten gelegt und nimmt in der zweiten Folge der dritten Staffel die Universalschuld des gesamten Familienelends auf sich. Beide Frauen sind echte Löwenmütter, die sich vollkommen unreflektiert vor ihre Kinder werfen. Im Grunde ist Catelyn dabei keinen Deut besser als Cersei. Sie mag ihr grundsätzlich moralisch überlegen sein, doch wenn es um das Wohl ihrer Kinder geht, neigt sie dennoch dazu, politische Strategien getrost zu ignorieren. Ihre Impulsivität macht beide Frauen gegenüber den männlichen Figuren letztendlich klein.

Auffällig ist von Beginn an zudem die kleine Arya (Maisie Williams), die sich so gar nicht ins höfische Ideal einer Dame fügen möchte. Statt Etikette lernt sie lieber, mit dem Schwert umzugehen. Mit Jungs scheint sie wenig am Hut zu haben. Im Gegensatz zu ihrer Schwester Sansa (Sophie Turner), die sich viel zu lange vom hübschen Antlitz Joffreys täuschen lässt, ist die Ehe für Arya im Grunde kein erstrebenswertes Lebensziel. Aber die jüngste Stark-Tochter ist dennoch keine Powerfrau im eigentlichen Sinne. Auf Grund ihres Alters ist sie als klassischer Tomboy-Charakter eher niedlich als beeindruckend. Sie mag Mut und Ehrgeiz besitzen, doch wie sich in der letzten Folge gezeigt hat, neigt sie durchaus zur Selbstüberschätzung. Auch Brienne (Gwendoline Christie) ist eine zweischneidige Figur. Auf der einen Seite kann die Ritterin es mit jedem Mann aufnehmen, sogar mit dem sagenumworbenen Jamie Lannister (Nikolaj Coster-Waldau). Gleichzeitig ist Brienne ganz genau das, was wir in unserer Welt eine Kampflesbe nennen würden – ein Begriff, der ja weniger auf die sexuelle Orientierung einer Person als vielmehr auf ihr äußeres Erscheinungsbild anspielt. Game of Thrones lässt keine Gelegenheit aus, sich über ihr männliches Erscheinungsbild lustig zu machen. Die Anspielungen auf ihre „unweibliche“ Statur sind zahllos und schmälern den Respekt, den wir als Zuschauer dieser starken Frau entgegen bringen sollten.

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