Geniale Vampir-Serie aus Deutschland: Wir brauchen mehr Anti-Fernsehen wie Der Upir

13.10.2024 - 16:12 UhrVor 8 Monaten aktualisiert
Der UpirJoyn
0
3
Wenn ihr auf der Suche nach einer frechen Horror-Komödie seid, dann dürfte euch die bizarre Vampir-Geschichte Der Upir mit Rocko Schamoni und Fahri Yardım sehr glücklich machen.

Eine Comedy-Serie über Vampire? Muss das sein? Ja! Denn was Multitalent Rocko Schamoni und jerks.-Star Fahri Yardım gemeinsam mit Regisseur und Drehbuchautor Peter Meister in der Joyn-Serie Der Upir auf die Beine stellen, hat weder den Schmonzettencharme der Twilight-Reihe noch den Kultstatus von Nosferatu, sondern setzt auf Dilettantismus und Improvisation.

Der Upir verwandelt auf Basis einer Vampir-Story ein Horror-Szenario in eine selbstironische Buddy-Komödie. Während die Handlung in acht kurzen Folgen immer mehr in den Vampirkosmos und Bluthumor abdriftet, bleibt immer noch ein Funken Realismus. Dadurch kommen Vampirfans wie auch Leute, die mit dem Genre nichts anfangen können, gleichermaßen auf ihre Kosten. Die absurd-komische Serie ist auf Joyn streambar.

Der Upir bei Joyn: Bittersüße Horror-Komödie über einen werdenden Vampir

Im Zentrum von Der Upir steht der Berliner Burgerbuden-Besitzer Eddie (Fahri Yardım), der einfach zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Als er eine marode Villa besichtigt, die zum Kauf angeboten wird, verschwindet erst die Immobilienmaklerin Frau Solbach (Stephanie Petrowitz), dann saugt der Vampir Igor (Rocko Schamoni), der jahrzehntelang im Keller eingesperrt war, erst die Immobilienmaklerin aus und nuckelt später an Eddies Zeh. Eddie ist fortan ein Upir – ein Vampir auf Probezeit. Denn nach U(pir) folgt der V(ampir). Das will Eddie tunlichst vermeiden.

Eine Chance hat er noch: Schlägt er sich 30 Tage lang als Diener gut und beseitigt unter anderem für Igor Leichen, bekommt er den erlösenden Upir-Kuss und wird wieder Mensch. Deshalb ist für Eddie klar, dass er seine Freundin Julie (Aenne Schwarz) nicht in Kenntnis setzen wird. Natürlich wird Eddie scheitern. Und die Polizistin (Lana Cooper) ist ihm auch dicht auf den Fersen.

Anti-Fernsehen deluxe: Der Upir begeistert mit Figuren, die allesamt Idioten sind

Der Regisseur nimmt den Mythos des Blutsaugers auf die Schippe. Er zeigt am Beispiel von Eddie die unerwünschten Nebenwirkungen des Vampirseins. Es ist fürchterlich unpraktisch, plötzlich im Supermarkt zu schweben oder im heimischen Badezimmer Blutdurst zu bekommen (das Opfer ist ein Tampon). Immerhin haben die Vampire das Problem mit der Sonne in all den Jahren in den Griff bekommen und verbrennen daran nicht mehr.

Es ist Antifernsehen deluxe, denn die männlichen Hauptfiguren sind allesamt Karikaturen und Vollidioten. Igor ist ein bebrillter Sonderling im Pelzmantel (eine Mischung zwischen Dickie Schubert aus der Mockumentary-Band Fraktus und Oscar Wilde), der anhand seiner Zehennägel sein Alter zählt. Er schläft in einem Schrank, weil er keinen Sarg mehr hat und richtet seiner sexbesessenen Cousine Thekla (Andrea Sawatzki, diesmal schwäbelnd) zuliebe eine Orgie aus.

Eddies Kumpel Andi (David Scheid) taucht nicht nur in den ungünstigsten Momenten auf, ist aber zum Glück hart im Nehmen. Genauso doof stellt sich sein Chef Uwe (Bernhard Schütz, schon in Das schwarze Quadrat grandios fehlbesetzt als David Bowie) an. Er bezeichnet sich als "zertifizierter Schleicher" und glaubt, schlauer als Andi zu sein, stellt sich aber genauso doof an.

Es macht Spaß, allen beim Scheitern zuzusehen und mit ihnen zu leiden, denn Meister nimmt seine Figuren ernst. Dass es weder Kinder (Der kleine Vampir) noch junge Erwachsene (Twilight, Love Sucks) sind, sondern einfach mal Menschen in ihren 40ern oder älter, macht die Serie in ihrem Rahmen umso glaubhafter.

Dabei ist der trashig-tabulose Humor von jerks. nicht allein durch die Präsenz von Fahri Yardım, der grandios den verzweifelten Zwangsfreund von Igor spielt, spürbar. Gerade das Dilettantische zählt zum Reiz der Serie. Streckenweise improvisieren Yardim und Schamoni, was die Serie in all ihrer Absurdität authentischer macht. Dass Peter Meister auf prominentes Anticasting setzt, ist ein Statement gegen Altersdiskriminierung, Schubladendenken und Formatfernsehen.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News