Wie die Bücher, besticht Game of Thrones auch in Serienform mit jeder neuen Staffel mit immer komplexeren Handlungsbögen, pompöseren Settings und bildgewaltigeren Szenen. Entsprechend aufwändig müssen auch die visuellen Effekte den Anforderungen angepasst werden, wie die zahlreichen Making-Of-Videos beweisen. Nicht ohne Grund wurden die Visual Effects aller bisherigen Staffeln mit einer Emmy Nominierung bedacht. Letztes Jahr konnte die zweite Staffel sogar die Trophäe für sich verbuchen. Vor wenigen Tagen wiederholte die Fantasyserie den Erfolg und wurde im Zuge der Verleihung der Emmy-Nebengatekorien abermals für die besten VFX ausgezeichnet. (via)
Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass die beeindruckenden Drachen aus Game of Thrones nicht irgendeiner Effektschmiede zu verdanken sind, sondern Pixomondo, dem deutschen Aushängeschild, wenn es um digitale Zauberkunst in Hollywoodfilmen geht. Aber: Das Unternehmen rühmt sich zwar gerne und oft mit seinen illustren Preisen, aber gilt längst als einer der unpopulärsten Arbeitgeber unter den internationalen Effektfirmen. Zahlreiche freie Mitarbeiter, die an Game of Thrones und anderen Projekten mitarbeiteten, warten bis heute auf ihr Geld. Manche Rechnungen gehen in die fünfstelligen Bereiche und drängen so manchen Digital Artist an den Rand der Existenz.
Ein Aufreger der Woche über die Ausbeutung des kleinen Artists in Deutschland – aber auch auf der ganzen Welt – der für den Traum von Hollywood alles tun würde. Und über Firmen wie Pixomondo, die sich die fragwürdigen Methoden zu Nutze machen.
Quo vadis, Pixomondo?
Viel hat das 2001 bei Darmstadt gegründete Unternehmen erreicht, das muss man ihm lassen. Neben den beiden gewonnenen Emmys und zahlreichen weiteren Preisen bildete der 2012 verliehene Oscar für ihre Arbeit an Hugo Cabret von Martin Scorsese den bisherigen Höhepunkt. Es folgten Aufträge für Blockbuster wie Die Tribute von Panem – The Hunger Games, The Amazing Spider-Man oder Star Trek Into Darkness, die den Ruf als junges aber ambitioniertes Studio untermauerte. Hinter den Mauern der zahlreichen Niederlassungen auf der ganzen Welt brodelte es aber bereits seit einigen Jahren. Unmut über zu spät oder gar nicht beglichene Rechnungen machte sich breit. Nichts neues, in Kreativbranchen sind zu späte Zahlungen an der Tagesordnung. Im Falle von Pixo wurden aber aus Wochen Monate und aus Versprechungen Vertröstungen. Die Zahlungsfaulheit des Unternehmens scheint nicht bloß aus der Not heraus entstanden zu sein, sondern sich als lukrative Firmenpolitik bewährt zu haben um Geld für eine besonders sprunghafte Art des Unternehmensexpansion frei halten zu können.
Pixomondo wurde 2001 von Thilo Kuther zunächst als Designstudio gegründet. Kurz darauf wurde das Leistungsspektrum durch die Erstellung von Motion Graphics und Animationen für Produktfilme und Commercials ergänzt. Ende 2003 arbeiteten 40 VFX-, CGI und Compositing-Spezialisten am ersten Standort in Pfungstadt bei Darmstadt. 2005 eröffnete Pixomondo in Ludwigsburg einen Feature-Film Standort. Dort entstanden als erstes Projekt die visuellen Effekte zum Kinofilm Der Rote Baron. Ebenfalls 2005 eröffnete das Unternehmen ein Studio in London. Im Jahr 2007 wurde der Standort in Frankfurt eröffnet und im Juli 2008 in Los Angeles. Im selben Jahr wurde Pixomondo von Roland Emmerich mit der Produktion von 100 Shots bestehend aus kompletter CG-Umgebungen für seinen Katastrophenfilm 2012 beauftragt. 2009 folgte auf dem asiatischen Kontinent Pixomondo Shanghai und Peking. 2010 wurde der Standort London ausgebaut, die Standorte München und Hamburg kamen hinzu. 2011 kam der Standort Toronto hinzu.
Berlin ist out, Köln ist in
In Zeiten, in denen andere namhafte Postproduktionshäuser Insolvenz anmelden mussten, legte das deutsche Unternehmen einen beispiellosen Expansionskurs hin. Einer, der zwangsläufig irgendwann ein Ende finden musste. Tatsächlich begann der steile Aufstieg bald seine ersten Opfer zu fordern. Die schwankende Auftragslage, der harte Konkurrenzkampf unter den VFX-Studios, aber auch die VFX-Krise im Allgemeinen offenbarte die Fehler in der Unternehmensstruktur. Interne Umstrukturierungen und Neuausrichtung wurden angekündigt (auf den chinesischen Markt wolle man sich konzentrieren und weg vom Hollywoodgeschäft kommen, via) und die Schließung der Büros in Detroit, London und Berlin beschlossen. Außerdem die Zusammenlegung der Zweigstellen in Burbank und Los Angeles sowie Shanghai und Peking. Heute beschäftigt Pixomondo noch 500 von ehemals 670 Effektspezialisten. Ob aus den turbulenten Entwicklungen der letzten Jahre gelernt wurde, bleibt zweifelhaft. Für die Arbeit an Der Medicus wurde in Köln bereits eine neue Pixomondo Niederlassung eröffnet.