Game of Thrones im All? So gut ist Nightflyers auf Netflix

01.02.2019 - 17:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
NightflyersSyfy/Netflix
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Mit Nightflyers findet die nächste Geschichte von George R.R. Martin ihren Weg auf die heimischen Bildschirme. Das neue Game of Thrones ist die Serie zwar nicht, Genre-Fans beglücken kann sie aber allemal.

Die dystopische Science-Fiction-Serie Nightflyers startet heute erst bei Netflix, kann einem aber jetzt schon leid tun. Die Vorlage nämlich stammt von niemand Geringerem als George R.R. Martin, dessen Romanreihe Das Lied von Eis und Feuer bekanntlich HBO den bahnbrechenden Fantasy-Erfolg mit Game of Thrones ermöglichte. Dementsprechend hoch waren und sind die Erwartungen an Nightflyers, denn die literarische Vorlage stammt hier ebenfalls aus der Feder des visionären Autors.

So kam, was zumindest in einem gewissen Ausmaß vorherzusehen war: Die Kritiker aus den USA zeigten Nightflyers nach der Premiere auf Syfy überwiegend die kalte Schulter, unter anderem wird die Produktion als "hochbudgetierter Fehlschlag" bezeichnet. Ein derart harsches Urteil hat die ambitionierte Serie jedoch nicht verdient. Über Staffel 1 hinweg erweist sie sich als düsteres Vergnügen mit wohldosierten Charaktermomenten, die aus den unendlichen Weiten des Alls den direkten Weg ins Herz des Zuschauers einschlagen.

Nightflyers

Nightflyers beginnt mit einem grausamen Paukenschlag

Nightflyers wirft sein Publikum unvermittelt an Bord des hochentwickelten zentralen Raumschiffs, welches ausgesandt wurde, um den Erstkontakt zu einer außerirdischen Lebensform herzustellen. Mithilfe der mächtigen, bislang aber noch unzureichend unerforschten Entität soll die Erde samt ihrer Bewohner vor ihrem endgültigen Untergang bewahrt werden. Mithin steht viel auf dem Spiel und es ist genau jene verzweifelte Reise ans Ende des menschlichen Verstandes, für die wir den Trip von vorneherein unweigerlich halten müssen.

Umso mehr verstört es, direkt zu Anfang mit einer Szene konfrontiert zu werden, die von Chaos und Vernichtung auf der Nightflyer kündet. Offensichtlich wird ein Schlüsselmoment zwischen zwei noch wichtig werdenden Figuren vorweggenommen, um den Zuschauer vorzeitig jeder Hoffnung auf ein Happy End zu berauben. Denkbar früh lassen die Macher so unmissverständlich durchblicken, dem gefürchteten fatalistischen Geist George R.R. Martins Rechnung tragen zu wollen - und das schindet durchaus Eindruck.

Nightflyers

Nach dem ersten Schock allerdings schaltet Nightflyers erst einmal zwei Gänge zurück, um seine eigene Mitte zu finden. Behutsam werden die Hintergrundgeschichten und Geheimnisse mehrerer Crewmitglieder entblättert, wozu den Drehbuchautoren der Serie oft wenige, dafür aber kräftige Pinselstriche genügen.

Im Weltall sieht dich niemand trauern

Die todtraurige Situation des Astrophysikers Karl D'Branin (Eoin Macken) steht dafür symptomatisch: Nach Karls Aufbruch mit der Nightflyer verstarb seine Tochter und damit nicht genug, denn im Verlauf der Handlung unterzieht sich seine Frau auf der Erde einer speziellen Psychotherapie. Eine neue Methode sieht vor bzw. ermöglicht es, sämtliche Erinnerungen an das tote Mädchen sowie auch Karl aus dem Gedächtnis der Gattin zu löschen. So kann Trauerbewältigung natürlich auch funktionieren, wenn auch nicht unbedingt für Karl. Er verkörpert eine prototypische, gleichwohl effektiv gezeichnete Figur, deren Ausflug ins All zugleich als versuchte Flucht vor privaten irdischen Turbulenzen lesbar ist.

Nightflyers mit Eoin Macken

Auch dein liebster Filmklassiker wird in Nightflyers zitiert

Definiert Nightflyers das Science-Fiction-Genre neu? Die Bejahung dieser Frage lässt sich nur schwer begründen, denn im Wesentlichen bedient sich die Serie bekannter Versatzstücke, sobald unheimliche oder zumindest beunruhigende Geschehnisse an Bord des Raumschiffs ihren Lauf zu nehmen beginnen. Das jedoch tut sie mit einem konstant hohen Unterhaltungswert, der von so manch kurioser Offenbarung nur befeuert wird.

Immer wieder wartet Nightflyers mit Szenen auf, die auch einem Horrorfilm entsprungen sein könnten, und lässt es sich dann auch nicht nehmen, diverse Klassiker zu zitieren: Gleich mehrere Referenzen an Stanley Kubricks Meisterwerk Shining springen ins Auge, daneben kokettiert die Serie aber auch mit Elementen aus Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt sowie dem philosophischen Solaris. Sichtbar ist außerdem (wie in praktisch jeder Science-Fiction-Produktion seit 1968) der Einfluss von 2001: Odyssee im Weltraum. Die kreativen Köpfe hinter dem Syfy-Projekt haben ihre Hausaufgaben gemacht und von den Besten abgeschaut, darüber besteht kein Zweifel.

Nightflyers

Warum ihr Nightflyers eine Chance geben solltet

Die wohl größte Qualität von Nightflyers besteht darin, den Plot schnell voranzutreiben, ohne das Gefühl von Lücken entstehen zu lassen. Freilich wäre in Sachen Figurentiefe noch mehr drin gewesen, andererseits überrascht die Serie mit einer ansprechenden Mischung aus Spannung, dramatischer Würze und sogar einer feinen Prise Gedankenfutter. Wer die zugrunde liegende Novelle George R.R. Martins nicht kennt, jedoch die Drastik und Dringlichkeit seiner Geschichten schätzt, sollte unbedingt einen Blick riskieren - solange niemand ein neues Game of Thrones erwartet.

Steht Nightflyers auf eurer Netflix-Watchlist fürs Wochenende?

Die 1. Staffel von Nightflyers steht in Deutschland seit 01.02.2019 bei Netflix zum Abruf bereit. Als Grundlage für diesen Serien-Check dienten alle 10 Folgen der 1. Staffel.

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