Noch einmal lädt SuperRTL im Zuge der Anime-Reihe zur Studio Ghibli-Werkschau und zeigt heute Abend zur Primetime Chihiros Reise ins Zauberland von Hayao Miyazaki, der seit seinem Gewinn beim Oscar und der Berlinale das Mainstream-Interesse an japanischer Animation gewaltig angekurbelt hat. Aufmerksamkeit, die Chihiro wohlgemerkt dem Vorgänger Prinzessin Mononoke zu verdanken hatte, der die Goldfigürchen vielleicht sogar mehr verdient gehabt hätte, wie so mancher der Ansicht ist.
Der englische Titel Spirited Away sowie die im Originaltitel anklingende Götterentführung geben im Gegensatz zum deutschen Namen Aufschluss über die von japanischer Mythologie inspirierte Geschichte: Während des Umzugs ins neue zu Hause kommen Chihiro und ihre Eltern vom Weg ab und landen in einem alten Vergnügungspark, wo die Eltern beim ungehaltenen Verzehr der Speisen plötzlich in Schweine verwandelt werden. Die kleine Chihiro flüchtet daraufhin in ein von Shintô-Göttern besuchtes Badehaus, das von der gerissenen Hexe Yubaba geleitet wird. Diese stellt Chihiro schließlich widerwillig bei sich ein, während die Eltern im Stall gehalten werden. Auf ihrem langen Abenteuer lernt sie viele mysteriöse Figuren kennen: Den Jungen Haku etwa, den Chihiro von früher zu kennen scheint, die fleißige Kollegin Rin, die sie im Badehaus einarbeitet, das nimmersatte Ohngesicht ohne Manieren und unzählige Kami, die einfach mal ausspannen wollen.
Im Shintô stellen die wackelig mit Götter übersetzten Kami entweder Naturgeister dar, die allem Lebendigem und manchmal auch Gegenständen innewohnen, als Schutzwächter über bestimmte Gebiete gelten oder die Geister verstorbener Ahnen sind. Somit gibt es im Prinzip unendlich viele dieser Kami, was angedeutet wird, wenn Yubaba von den acht Millionen Göttern spricht, die zum Urlaub ins Badehaus gereist kommen. Die Assoziation mit Alice im Wunderland, die durch den deutschen Titel suggeriert wird, ist auch nicht ganz fehl am Platz, denn Chihiros Reise ins Zauberland ist ebenso ein naturverbundenes Mutmachmärchen wie eine einfühlsame Coming-of-Age-Geschichte.
Dank Nina Hagen, die in der deutschen Version kongenial als aufbrausende Badehauschefin gecastet wurde, möchten wir auch Originaltonfanatikern ans Herz legen, zumindest einen Blick zu riskieren. Der furchtbare Boyband-Song aus dem Trailer ist übrigens nicht im Film enthalten. Den badenden Göttern sei dank!
Was: Chihiros Reise ins Zauberland
Wann: 20:15 Uhr
Wo: SuperRTL
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