Florian Lukas zu Warten auf Angelina: Jederzeit wieder

05.01.2009 - 08:50 Uhr
Maik (Florian Lukas) ist gelandet
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Maik (Florian Lukas) ist gelandet
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NEWS» Schauspieler Florian Lukas beantwortet Fragen zur Komödie Warten auf Angelina.

Erzählen Sie doch mal, wie Sie dazu gekommen sind, bei dem Film mitzumachen.

Den Herrn Blumenberg kenne ich schon länger… Mitte der 90er habe ich das erste Mal einen Blumenberg-Film gesehen, rotwang-mu-weg-, eine RAF-Satire. Damals dachte ich: Das ist ja irre! Ich bin seitdem Blumenberg-Fan. Dann hat er mich unter anderem für Planet der Kannibalen gefragt, das Nachfolgeprojekt von rotwang-mu-weg-, eine schwarz-weiße, sehr ungewöhnlich Mediensatire, und im letzten Frühjahr sagte Blumenberg: Lass uns doch mal wieder zusammen was machen! Ich hab da so eine Idee… Wir haben uns dann getroffen, auf seiner Dachterrasse, er hat erzählt, was er gern machen würde und in welchem Zeitraum, und wir haben dann überlegt, wer für die andere Hauptrolle in Frage kommt. Wir hatten zufällig auch die gleichen Leute im Kopf.

Haben Sie selbst auch Paparazzierfahrung, die Ihnen bei der Rollenvorbereitung helfen konnte? Sind Sie schon mal von Fotografen verfolgt worden?

Zum Glück habe ich die nicht so erlebt wie den, den ich da spiele – als Jäger. Dafür bin ich viel zu uninteressant. Inzwischen kennt man sich ja auch ein bisschen über die Jahre… Zu Berlinalezeiten sind die natürlich verstärkt da, aber es ist wahrscheinlich trotzdem unattraktiv zu der Jahreszeit, Promis in dicken Mänteln und mit Mützen zu fotografieren… Ich erinnere mich aber, dass es tatsächlich Paparazzi-Fotos von Angelina gibt, vom Helmholtzplatz, als die mal vor drei Jahren hier war. Die haben damals, glaube ich, dieses Architekturbüro besucht, das das Haus gebaut hat, um das es in dem Film geht!

Ich hab zur Vorbereitung jedenfalls angefangen zu gucken und nachzulesen, wie solche Leute sind, was die sagen, es gibt ja einen Deutschen, Hans Paul, der in Amerika wohnt, mit dem hab ich mir Interviews angeguckt. Dass dann noch so viele Frauen in der Wohnung auftauchen, das habe ich dann erst im Drehbuch gelesen. Blumenberg sagte zu recht: Es wäre einfach zu langweilig, nur zwei Typen, die sich unterhalten, beim Warten zuzugucken. Blumenberg ist ein Charmeur, der schaffte es, die ganzen tollen Frauen da hinzubekommen…

Kennen Sie denn so einen Typ Mensch wie Maik?

Ich glaube ich meide solche Leute eher… aber ich mag solche Figuren, ein bisschen sind das Hochstapler… schließlich ist das ganze Business eine Hochstapelei! Ich mag es jedenfalls sehr, so was zu spielen, mich damit zu beschäftigen. Obwohl man ja bei Maik gar nicht weiß, ob das vielleicht nicht doch stimmt, was der die ganze Zeit erzählt, es wird ja nicht nachgewiesen, dass es nicht wahr ist. Ich hab so ein bisschen an Typen gedacht wie Tom Kummer, dieser Journalist, der immer ausgedachte Interviews veröffentlichte.

Und die Dreharbeiten fanden in der Wohnung des Regisseurs statt…

Ja, der hat da auch noch gewohnt und war besorgt, dass ihm irgendeiner was kaputt macht! Er hat alle Sachen in ein Zimmer geräumt und abgeschlossen, das Zimmer kommt ja auch im Film vor. Letztendlich sind wir abends aus der Wohnung gegangen, wenn Drehschluss war, er hat sich ins Bett gelegt, und morgens nach dem Kaffee standen wir alle wieder da.

Haben Sie sich vorher schon mit Kostja Ullmann getroffen, um sich auf die Rollen einzustimmen?

Wir hatten relativ wenig Zeit. Blumenberg hat ein paar Fassungen geschrieben, wir hatten uns drei Tage zum Proben und Zusammensitzen und Vorbereiten genommen, die haben wir auch eingehalten. Ich kannte Kostja Ullmann aber auch schon, und wusste, dass wir uns relativ schnell zusammenfinden können. Das war auch eine der Voraussetzungen, dass wir jemanden finden, mit dem die Zusammenarbeit gut und schnell klappt!

Was ist denn wichtig bei einer solchen Zusammenarbeit, wenn die beiden Charaktere den Film tragen?

Das ist oft eine Frage von Timing, darauf, ob man sich auf jemanden verlassen kann, ob der Blick in die richtige Richtung an der richtigen Stelle kommt… letztendlich ist es wie Tennis! Mit der Bedingung, ein Ding eine halbe Stunde lang am Laufen zu halten, es darf niemals ausgehen. Wenn man weiß, wie jemand reagiert, funktioniert es von Anfang an besser. Also wenn man schon mal mit jemandem gespielt hat, erleichtert es die Sache. Das ist wie beim normalen Kennenlernen: Wenn man jemanden neu kennen lernt muss man erst mal gucken, wie reagiert der auf Dinge, auf Vorschläge, Ideen.

Wie genau mussten Sie sich ans Drehbuch halten?

Sehr genau. Wir haben teilweise lange Szenen ohne Schnitte durchgespielt, mit sehr viel Text, und weil wir nicht viel Zeit hatten, gab es kaum Änderungen. Hans Blumenberg legte da großen Wert drauf, weil er eben auch viel schreibt. Er benahm sich kurioserweise aber ohnehin so, als ob er ein Riesenteam führt: Von seinen Schauspielern spricht er immer nur als Stars, wenn jemand stolpert, ist das gleich ein Stunt.. eine Gratwanderung zwischen Ironie und kalkuliertem Größenwahn – sehr nett! Deshalb war die Arbeit an sich dann auch sehr konzentriert und ernst, und wir sind gut durchgekommen.

Was können Sie zu dem Verhältnis zwischen Maik und seiner ehemaligen Jugendliebe Karo sagen?

Ich kann mir das vorstellen, dass da so eine Liebe so lange lodert. Solche Entscheidungen stehen ja manchmal an, zwischen einer wahnsinnig toller Möglichkeit, wegzugehen, und einem Partner der sagt tut mir leid, ich werde nicht mitkommen… glücklicherweise war ich noch nie in einer solchen Situation. Mir ist das noch nie passiert, weil ich ja in Berlin aufgewachsen bin, und da kamen immer alle hin! Ich kann mir das aber vorstellen, denn vor allem wenn man in Ostberlin aufwächst und denkt, man kann nicht weg, und plötzlich kommt die Möglichkeit, das zu tun – dass man dann eine Liebe hinter sich lässt, die einen sonst festhalten würde… In den 90ern hatte ich auch das Gefühl dass alle um mich herum sich bewegen, nur ich nicht. Doch irgendwann wurde es doch ein langsamer Abschied von der eigenen Stadt, weil die sich so stark verändert hat. Ich bin im Prenzlauer Berg aufgewachsen, und den Stadtteil meiner Kindheit gibt es ja einfach nicht mehr. Das ist ja auch eine Veränderung.

Praktisch. Haben Sie mit den anderen Frauen, die im Film auftauchen, auch vorher sprechen oder spielen können?

Ich kannte sie, aber einige nicht vor der Kamera, mit einigen wollte ich immer schon mal spielen. Das war dann sehr klasse. Viel Zeit hatten wir nicht, aber Blumenberg hat den Damen wirklich den roten Teppich ausgerollt, so hatten sie zu Recht das Gefühl, dass ihre Anwesenheit eine große Ehre ist.

Also im Großen und Ganzen heißt das, Sie würden wieder mit Herrn Blumenberg arbeiten?

Aber jederzeit! Er ist charmant, witzig, sehr gebildet, ironisch, ist immer entspannt, egal, unter welchem Druck man steht, darum war es auch überhaupt kein Problem, diese ganzen Schauspielerinnen zu fragen, ob sie für einen Tag mitmachen. Ich mag den einfach wahnsinnig gern.

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