Fear the Walking Dead - Wir schauen Staffel 2, Folge 13

27.09.2016 - 09:15 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
It's a metaphor, get it?
AMC
It's a metaphor, get it?
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Fear The Walking Dead hat vielleicht ein zentrales Anliegen, aber keinen Plot. Noch nie zuvor wurde das so deutlich wie in dieser Episode, in der die Autoren die Handbremse ziehen. Szenen, die eigentlich in moralischer Hinsicht spannende und aufregende Momente bieten sollten, schläfern nur ein.
Zwei Folgen vor dem Staffelfinale verspürt man bei der neuen Folge von Fear the Walking Dead keine wirkliche Aufregung. Bei dem Spin-off handelt es sich um eine Serie, die komplett in Ruhe ihre Geschichte erzählt. Und während dies nicht unbedingt einen Abfall der Qualität bedeuten muss, wie zum Beispiel die Folge mit Nick in der Wüste bewiesen hat, kann in der neuen Folge Date of Death kein Aspekt des Storytellings überzeugen. Wenn man für Fear the Walking Dead ein Todesdatum feststellen müsste, es wäre wohl der Ausstrahlungszeitpunkt dieser Folge der 2. Staffel.

Die Folge untergräbt die potentielle Spannung binnen der ersten Minuten. Fast schon pathologisch zeigt Fear The Walking Dead, welche Handlungen und Aktionen gut und welche schlecht für die Gruppe waren, anstatt wenigstens einmal im Ansatz ambivalente Geschichten zu erzählen. Madisons (Kim Dickens) Idee mit der Neonschrift am Ende der letzten Folge hat nämlich etliche Flüchtlinge angelockt, die nun an verschlossenen Toren abgewiesen werden. Eine ziemlich offensichtliche sowie ironische Metapher, so bauen schließlich selbst in Mexiko nun die Amerikaner Mauern, um die Einwohner auszuschließen. Madisons Entscheidung war dumm und sie nur bisweilen als latent hysterisch zu charakterisieren, erklärt so eine fadenscheinige Entscheidung nicht, die – so will uns das Ende der Folge beweisen – natürlich Tod und Unheil im Staffelfinale von Fear the Walking Dead bringen wird.

Darüber hinaus ist die Darstellung der Frauen allgemein einen Blick wert. Wieso müssen es eigentlich immer Madison oder Lori oder Deanna aus der letzten Staffel der Mutterserie sein, die dumme Handlungen in einer Führungsposition begehen? Damit möchte ich der Serie keinen böswilligen Sexismus unterstellen, dafür fehlt schlicht Absicht, aber wenn alle Frauen entweder als übermenschliche Kämpferinnen oder als schwächelnde Weiber dargestellt werden, ist ein Muster zu erkennen. Madisons Begründung und bisherige Reise als Figur reichen schlicht nicht aus, um basierend auf den bekannten Informationen diese Entscheidung zu rechtfertigen.

Nein, stattdessen ist es ein offener Bruch mit der Figur, die normalerweise alles tun würde, um ihre Familie zu beschützen. Das Neonlicht lässt lediglich alle Figuren pünktlich zum Staffelfinale am Hotel eintreffen, sodass viele Redshirts sterben können, es mehrere Antagonisten gibt und man ein großes Chaos inszenieren kann. Und das ist generell ein enormes Problem, das sowohl The Walking Dead als auch Fear The Walking Dead plagt. Dass ein gewisses Muster aus „Flucht – Versteck – Attacke – erneute Flucht“ in einem lange andauernden post-apokalyptischen Narrativ entstehen kann, lässt sich nicht von der Hand weisen. Die Comic-Vorlage gibt jedoch auch einen alternativen Weg vor, weshalb insbesondere die kommende 7. Staffel von The Walking Dead interessant sein könnte.

Aber bis dato gleichen sich ganze Staffelhälften nahezu identisch. Es gibt nette Bottle Episodes, die als Lichtblicke agieren und ansonsten teilt man die Figuren auf, um den Plot in die Länge zu ziehen, um im Finale auf die Kacke zu hauen. Die sehenswerten Folgen einer Staffel im Walking Dead-Universum lassen sich an einer Hand abzählen und es ist stets der Auftakt, das Mid-Season-Finale und das Staffelfinale. Dazwischen herrscht oft große Leere. Und so wären wir bei Date of Death angekommen.

Die Folge ist symptomatisch für die Schwächen der Serie. Alles ist vorhersehbar, kein Element dieses Zombiethrillers kann zu einem Zeitpunkt Spannung erzeugen. Das liegt auch daran, dass alle Entscheidungen in ein Schwarz-Weiß-Denken einzuteilen sind und die Konsequenzen nicht nur direkt verdeutlicht, sondern auch umgesetzt werden. Hinzu kommt der Fakt, dass mit der Ausnahme einer Figur in der 1. Staffel bisher keine wichtige Figur gestorben ist (Daniel wird mit Sicherheit zurückkehren) und somit die Konsequenzen ihre Kraft verlieren, bevor deren volles Ausmaß überhaupt bewusst wird. Fear The Walking Dead ist eine unglaublich sichere Show und das ist eine Todsünde für eine Zombieserie.

Dies wurde noch nie so deutlich wie in der Auseinandersetzung von Travis (Cliff Curtis) und seinem Sohn Chris (Lorenzo James Henrie). Chris verhält sich lediglich so, wie die Richtung der Staffel es wünscht. Wir sehen einen Austausch von leeren Worten, keinen wirklichen Konflikt. Beide Figuren sowie der Zuschauer wissen bereits, was sich Vater und Sohn zu sagen haben und der Ausgang ist vorprogrammiert. Wieso zum Beispiel müssen die Apokalypsen-Bros unbedingt so schnell wie möglich abreisen? Es gibt keine tickende Zeitbombe, die die Gruppe von der Farm treibt. Diese bietet ihnen Schutz, Essen und Zombies gibt es auch keine. Nein, sie sind einfach Arschlöcher und wollen deshalb ihren Kindheitsfreund töten, weil das eben jetzt so in der Nachwelt sein muss. Weil das Drehbuch es so will. Weil man jetzt Antagonisten braucht. Weil man ein bombastisches Staffelfinale produzieren will.

Fear The Walking Dead folgt einem Muster. Es ist offensichtlich, simpel und gänzlich frei von Konsequenzen. Fear The Walking Dead ist eine schlechte Serie. Sie enttäuscht fast wöchentlich. Einzelne Lichtblicke können nicht über die dilettantisch zusammengeschusterten Elemente hinwegtäuschen. Die Figuren agieren nicht aus eigenem Antrieb heraus, sondern wie es der Plot verlangt. Die Inszenierung ist bisweilen unterirdisch, keinem Bild wird Zeit gelassen zu atmen. Die Welt wird niemals greifbar, darüber hinaus ist sie schlicht stereotypisch und uninteressant. Würde Fear The Walking Dead in zwei Folgen enden, ich würde die Serie nicht vermissen.


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