Fassbinder-Star Günther Kaufmann ist tot

14.05.2012 - 09:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Günther Kaufmann in seiner Rolle als Diener und Prügelknabe Whity.
Berliner Synchron GmbH
Günther Kaufmann in seiner Rolle als Diener und Prügelknabe Whity.
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Zuletzt hatte Günther Kaufmann nur noch wenig durch seine Filmrollen auf sich aufmerksam gemacht. Nun verstarb der Fassbinder-Liebling an einem Herzinfarkt, der ihn nur 64 Jahre alt werden ließ. Wir blicken zurück auf sein bewegtes Leben.

Wer fleißig das Ekel-Fernsehen von RTL verfolgt hat, dem dürfte Günther Kaufmann vor allem noch durch seinen Aufenthalt im australischen Dschungelcamp bei Ich bin ein Star – Holt mich hier raus in Erinnerung geblieben sein. Wie seine mehr oder weniger als echte Promis durchgehenden Mitbewohner hatte auch er Schulden zu begleichen, die sich in schwierigen Zeiten angesammelt hatten. Doch wie konnte es so weit kommen bei jemandem, der als Muse von Rainer Werner Fassbinder galt?

Fassbinder verschaffte Günther Kaufmann den Durchbruch, indem er ihm die Titelrolle im Western-Melodram Whity von 1971 gab. Hier spielte er den unehelichen Sohn des reichen Südstaaten-Farmers Ben Nicholson (Ron Randell) und einer schwarzen Köchin, der nur als Fußabtreter, Lustobjekt und Prügelknabe herhalten musste – bis Whity sich schließlich dagegen zur Wehr setzt. Der Film besiegelte den Beginn einer langen, teilweise auch spannungsreichen Freundschaft zwischen Fassbinder und Kaufmann. Laut der taz soll sich der Regisseur sogar zu seinem Lieblingsdarsteller hingezogen gefühlt haben, der bei seiner Hochzeit mit Ingrid Caven auch noch Trauzeuge war. Die filmische Zusammenarbeit der beiden umfasste neben Whity unter anderem Produktionen wie Die Ehe der Maria Braun, die 14-teilige Literaturverfilmung Berlin Alexanderplatz und Lola.

Nach Fassbinders Tod 1982 sah der Zuschauer Günther Kaufmann vor allem in komischen Rollen wie in Otto – Der Film und er wechselte zunehmend ins Fernsehfach, schlug sich mit Rollen in Krimiserien wie Derrick und Der Alte durch. Doch der richtig große Wurf gelang ihm nicht mehr und privat musste Günther Kaufmann eine persönliche Tragödie verarbeiten. Fast drei Jahre lang saß er unschuldig im Gefängnis, weil er 2001 den Mord an seinem Steuerberater gestand. Damit wollte er seine zu der Zeit an Krebs leidende Frau schützen, wie erst später ans Licht kam. Kaufmanns Image erholte sich nach seinem Freispruch nie mehr wirklich von diesem Vorfall, denn er trug weiterhin unterschwellig das Stigma des Bösen. Vielleicht bemühte er sich auch aus diesem Grund mit seinen letzten Rollen in Türkisch für Anfänger – Der Film und Wickie und die starken Männer wieder vermehrt, den Familienunterhalter zu geben. Allerdings plante er auch schon die Verfilmung seines eigenen bewegten Lebens, für die er selbst als Schauspieler auftreten wollte. Unter dem Titel Die zweite Garnitur Gottes wollte der 1947 als Sohn eines US-Soldaten und einer Deutschen in München geborene Günther Kaufmann vor allem seinen von Diskriminierung geprägten Werdegang nachzeichnen. Seine Autobiografie Der weiße Neger vom Hasenbergl erschien bereits 2004.

Am Donnerstag schließlich erlitt Günther Kaufmann während eines Spaziergangs im Berliner Grunewald plötzlich einen Herzinfarkt – wie die Abendzeitung München berichtet war das Herz vermutlich wegen vermehrtem Alkohol- und Drogenkonsum in der Vergangenheit geschwächt.

Wie werdet ihr euch an Günther Kaufmann erinnern?

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