Everybody's Fine - Unentschlossen zwischen Drama und Komödie

18.03.2010 - 08:50 Uhr
Everybody's Fine
Miramax
Everybody's Fine
R
2
0
Heute startet Everybody’s Fine in den deutschen Kinos. Die Tragikomödie ist unter anderem mit Robert De Niro und Drew Barrymore hervorragend besetzt, wirkt gegen Ende allerdings zu rührselig.

Frank Goode (Robert De Niro) hat seinen Leben lang in einer Kabelfabrik gearbeitet, um seiner Frau und seinen vier Kindern ein gutes Leben zu garantieren. Im Alter vereinsamt er allerdings zunehmend: Seit dem Tod seiner Frau verliert er immer mehr den Anschluss zu seinen Kindern, war sie es doch, die ihn stets über neue Entwicklungen im Leben der Kinder auf dem Laufen hielt. Das soll sich ändern: Übers Wochenende hat er seine Kinder eingeladen, ihn zu besuchen. Allerdings sagen sie alle nacheinander ab. Trotz der Warnungen seines Arztes bezüglich seiner Gesundheit fasst Frank einen Entschluss: Er will alle seine Kinder nacheinander besuchen und sich selbst einen Eindruck vom Leben des erfolgreichen Künstlers David (Austin Lysy), der Chefin einer Werbeagentur Amy (Kate Beckinsale), des Dirigenten Robert (Sam Rockwell), und der Tänzerin Rosie (Drew Barrymore) machen. Doch schon bald stellt er fest, dass im Leben seiner Kinder offenbar nicht alles so glatt gelaufen ist, wie er bisher dachte und muss auch seine Qualitäten als Vater hinterfragen.

Regisseur und Autor Kirk Jones macht bei seinem Remake des italienischen Films Allen geht’s gut aus dem Jahre 1990 erstmal eine Menge richtig: Er inszeniert Everybody’s Fine angenehm unspektakulär und erzählt die Geschichte leichtfüßig und – zunächst – ohne zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken. Das Thema der „dysfunctional family“ in Tragikomödien ist mittlerweile etwas überstrapaziert, doch Kirk Jones überlässt die „skurrilen Charaktere“ und die Aufarbeitung eigener Neurosen lieber Wes Anderson. Everybody’s Fine kommt stattdessen als ein netter Feelgood-Film daher. Die Charaktere haben zwar allesamt ihre Fehler und Probleme, sind aber letztlich ganz normale Menschen und wirken genau deshalb auch sehr glaubwürdig. Die großartige Besetzung tut ihr übriges, besonders Robert De Niro und Drew Barrymore verkörpern ihre Rollen absolut überzeugend. Betrachten wir die Stimmung und Atmosphäre des Films, erinnert er in seinen besten Momenten an den wunderbaren Little Miss Sunshine.

Im letzten Drittel schlägt diese Stimmung allerdings etwas abrupt um und Everybody’s Fine kippt von einer Feelgood-Komödie zu einem ernsten, fast schon depressiven Drama. Natürlich wollen wir über die Verfehlungen der Vergangenheit und die dramatischen Ereignisse, die seine Kinder bisher vor Frank Goode geheimhalten wollten, nicht lachen, aber die pathetische Szene, in der Frank Goode im Traum auf seine noch nicht erwachsenen Kinder trifft, hätte wirklich nicht sein müssen – oder der Regisseur zumindest darauf verzichten können, dem Zuschauer mit strömendem Regen zu verdeutlichen, dass der Film jetzt dramatisch und traurig wird.

Ein wenig wirkt es, als hätte sich Regisseur Kirk Jones am Ende nicht entscheiden können, ob er ein Drama oder eine Komödie drehen wollte. Das Ende des Films kommt wieder ganz im Geiste der über die ersten zwei Drittel vermittelten Feelgood-Stimmung daher und versöhnt den Zuschauer wieder ein wenig mit dem Film. So unentschlossen und krampfhaft dramatisch der Bruch wirkte: Am Ende verlässt der Zuschauer Everybody’s Fine mit einem guten Gefühl. Everybody’s Fine ist sicher kein Meisterwerk und sicher kein Film, der über Jahre in Erinnerung bleiben wird. Aber er ist eine unterhaltsame, sympathische Tragikomödie, die lediglich im letzten Drittel leider etwas zu rührselig und sentimental daherkommt.

Wählt euer Lieblingskino und gewinnt zwei Kinofreikarten! Moviepilot sucht die beliebtesten Kinos im Lande – die Top 200 findet ihr hier.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News