Sie fliegen, sie fliegen jeden Samstag! Kommt näher. Möchtet ihr einen Ballon haben? Wir haben euch ein paar gesammelt, die andere Kinder irgendwo auf moviepilot zurückgelassen haben - und jeden Samstag lassen wir einen davon fliegen! Für jede Angst, die euch ein Film je gemacht hat, jedes Trauma, das eine Serie in euch ausgelöst hat, jeden Clown der euch schlaflose Nächte bereitet hat - habt ihr schonmal einen solchen Ballon gefunden? Dann kommt ein bisschen näher und gebt ihn her! Beep beep...
Der Kommentar der Woche
Da draußen wartet es auf dich. Oder vielmehr er: Der eine Film, der dir soviel Angst einjagt, dass du dein Leben lang heimlich Ausschau nach wankenden Untoten, merkwürdigen Klopfzeichen oder verdächtigen Clowns hältst. Für SukiMae war dieser Film Stephen Kings Es - und dass wir alle ängstlich so viel besser schmecken, war damals bestimmt nur ein schwacher Trost...
Ich glaube beinahe jeder hat seine eigene Geschichte zu Stephen Kings Es, so auch ich, welche ich euch ganz unnarzisstisch auf den Bildschirm brennen möchte:
Es war ein lauer Sommerabend, ich war zarte 8
Jahre alt und meine Eltern hatten Freunde zu Besuch. Auf meine kindliche
Art rupfte ich wie üblich meinen Barbiepuppen die Haare aus und
bastelte an einem Vogelhäuschen für das Spatzenpärrchen auf unserem
Balkon. Fernsehen war zu der Zeit nicht so meins, ich besaß kein TV. Ich
hörte mir alte Beatles Platten von meinem Pa an und erfreute mich meiner unschuldigen Jugend. Irgendwann empfand ich eine rege Müdigkeit und
ging ins Bad, um meine drei letzten Milchzähne zu putzen und mein
Nachthemdchen anzuziehen.
Noch ein Kuss für Ma und Pa und dann zu Den Drei ??? einschlafen, ohja welch Wonne.
Ich ahnte nicht, dass der folgende Moment mein Leben für immer in eine Ecke lenken würde, welche mich bis heute nicht loslässt.
Die
Freunde meiner Eltern hatten Videokassetten dabei, denn der Rekorder
musste ja eingeweiht werden. Aus heutiger Sicht: danke Marco und Irene!
Ich öffnete die Tür zum Wohnzimmer. Zwei der insgesamt sechs
Besucher standen auf dem Balkon und rauchten, was ich damals ziemlich
widerlich fand und was ich auch mehrfach durch plakatives Husten und
genervtes Krächzen zum Ausdruck brachte.
Meine Eltern saßen auf dem Sofa und tranken mit den beiden anderen Rotwein zu heiteren Gesprächen und Käsehäppchen.
Ich ging zu meinem Papa und drückte ihn, danach zu meiner Ma und drückte sie.
Dann
sagte "Onkel Marco" etwas angesäuselt unter den amüsierten Augen seiner
ebenfalls angesäuselten und reichlich zugekleisterten Frau: "Komm doch
mal zu mir, Kleines, ich möchte dir etwas Wichtiges mit auf den Weg
geben." Er deutete auf den Fernseher: "Das passiert wenn du von Fremden
Süßigkeiten annimmst oder mit ihnen mitgehst..."
Auf dem Bildschirm flimmerte ein großer, bös drein blickender Clown mit spitzen Raffzähnen der aus der Kanalisation nach einem kleinen Jungen im gelben Regenmantel griff und augenscheinlich versuchte ihn zu sich hinunter zu ziehen. Der kleine Junge schrie und der Clown wiederholte immer wieder: Sie fliegen!
Oh Gott! Was war das?
Völlig paralysiert und geschockt lief ich wortlos in mein Zimmer, den Clown vor Augen und das Kreischen in den Ohren.
Ich
schlüpfte unter die Decke, alle Lichter an, und versuchte mich mit den
Drei ??? abzulenken. Aber nicht einmal der gläserne Hund im Swimmingpool
vermochte mir meine Angst zu nehmen.
Eine knappe Woche später kam ein Polizist (wie ich nicht wusste: ein Freund meines Vaters) auf mich zu und wollte mich auf dem Heimweg von der Schule nachhause begleiten. Zu dieser Zeit gab es in unserem Teil von Berlin einige Kindesentführungen. Ich brüllte ihn an, er solle mir bitte nicht den Arm ausreißen und mich dann in sein Loch ziehen, und rannte weg. Der arme Kerl erzählte später, man hätte ihn festgehalten und zur Wache bringen wollen, ehe er erklären konnte, wer es sei und was er eigentlich im Sinn hatte, als er das verstörte Balg ansprach, dass plötzlich wie eine Furie mit wirbelnden Armen davon lief.
Erst mit zwölf fasste ich mir ein Herz und kurierte diese Angst vor Horrorfilmen, indem ich mir Armee der Finsternis gefühlt 1000mal in Dauerschleife ansah. Vor Clowns hab ich immer noch Angst, aber Pennywise steht mittlerweile als limitierte Actionfigur in meinem Wohnzimmer und ich grüße ihn ab und an.
Meine Eltern sind immer noch mit Marco und Irene befreundet, aber Marco wurde von mir der Onkel-Titel aberkannt. Ich denke er kommt drüber hinweg.
Nun ja als ich mich dann endlich mit 13 traute ES zu sehen, war ich einfach Stolz.
Daher fällt meine Bewertung wohl auch ein wenig höher aus.
Auf Pennywise: Den Auslöser einer schweren Zeit und dem Grund einer langsam hoch gewachsenen Leidenschaft.