Eine neue Harry Potter-Serie kommt, aber alles daran ist falsch

13.04.2023 - 12:00 UhrVor 1 Jahr aktualisiert
Harry Potter soll mit einer Serie neu aufgelegt werden
Warner Bros.
Harry Potter soll mit einer Serie neu aufgelegt werden
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Für viele Fans geht mit der geplanten Harry Potter-Serie ein Traum in Erfüllung. Bei näherem Hinsehen wird daraus allerdings ein Alptraum.

Update: Dieser Meinungsartikel bezog sich ursprünglich auf die unbestätigten Berichte über eine neue Harry Potter-Serie. Das Projekt wurde inzwischen auch von Warner und HBO verkündet. Details, die zuvor durchsickerten, sind nun offiziell bekannt. Wir haben den Artikel entsprechend angepasst und auf den neuen Stand gebracht.

Es ist sowas wie der Ur-Wunsch aller Harry Potter-Fans: Eine Serie, die die Bücher von J.K. Rowling adaptiert. Der Stoff der sieben Romane mit ihren teilweise über 1000 Seiten, so die Annahme, war schon immer zu umfangreich für das enge Filmformat mit maximal 2,5 Stunden Laufzeit.

Eine Serie ist das Beste, was Harry Pottter passieren kann? Nicht wirklich.

Eine Serie, bei der je eine Staffel ein Buch verfilmt, könnte sich der Hogwarts-Saga mit der notwendigen Detailtreue nähern. All das wird bald passieren. Der Warner-Streaming-Dienst Max plant einen Serien-Reboot der Harry Potter-Geschichte. Sieben Bücher, sieben Staffeln.

Das klingt im ersten Moment verführerisch. Aber eine Harry Potter-Serie in dieser Form und zu diesem Zeitpunkt würde dem Franchise fast nur schaden. Wir erklären, warum.

Grund 1: Die umstrittene Harry Potter-Schöpferin J.K. Rowling ist beteiligt

J.K. Rowling soll die Serie produzieren. Die Harry Potter-Schöpferin verbreitet jedoch seit Jahren gefährliche Aussagen über trans Frauen – und lässt sich von ihrem Kurs auch nicht abbringen. In großen Teilen des Fandoms steht sie deshalb in der Kritik. Auch die Original-Darsteller um Daniel Radcliffe distanzierten sich von ihr. Sie bleibt ein Klotz am Bein ihres eigenen Franchises. Hier könnt ihr euch tiefer in die J.K. Rowling-Problematik einlesen.

Grund 2: Der Harry Potter-Reboot kommt viel (!) zu früh

Das erste Buch ist 26 Jahre alt, der erste Film 22. Viele Potter-Heads der ersten Generation kriegen gerade eigene Kinder oder haben schon welche. Sie geben ihnen die Bücher zum Lesen, zeigen ihnen die Filme. Als die Harry Potter-Reihe letzten Herbst ins Netflix-Angebot strömte, enterten mehrere Teile gleichzeitig die Top 10.

Wir als Popkultur-Gesellschaft haben das "alte" Harry Potter noch lange nicht zurückgelassen. Die Filmwelt wird weiterhin von drei bis vier Generationen gleichzeitig konsumiert. Vier Generationen, die ein sehr genaues, tief verwurzeltes Bild von allem haben, was mit Harry Potter zu tun hat. Wir werden womöglich zwei Hogwarts-Expresse haben, die miteinander konkurrieren, zwei Hogwarts-Schlösser, zwei verschiedene Designs der Schuluniform, die in Merchandise-Stores weltweit verkauft wird. Wenn wiederum, wie der erste Teaser zur Serie andeutet, die bekannte Schriftart, die Musik und das Hogwarts-Design auch in der Serie genutzt werden, muss man die Frage stellen, was diese Serie eigentlich bringen soll.

Harry Potter Series - Announcement Teaser (English) HD
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Grund 3: Die Zielgruppe kennt die Harry Potter-Handlung auswendig

Und mal ehrlich: Ist ein Serien-Reboot wirklich spannend? Die Buch- und die Filmreihe wurde quasi parallel veröffentlicht. Als Harry Potter und die Heiligtümer des Todes 2 im Jahr 2012 in die Kinos kam, kannten nur Buch-Fans das Ende der Geschichte.

Wenn die Harry Potter-Serie rauskommt, sind geschätzt 90 Prozent der Zielgruppe zumindest mit dem groben Handlungsverlauf vertraut. Nicht wenige können die Dialoge mitsprechen. Ja, natürlich macht es Spaß, sich auch ohne die "Was passiert als nächstes"-Ungewissheit in der Welt zu bewegen und sie neu zu entdecken. Aber eine neue Geschichte ist dann doch das Salz in der Suppe.

Grund 4: Der Reboot spaltet das Harry Potter-Universum

Die Phantastische Tierwesen-Reihe ist mit ihrem ungewöhnlichen Ansatz gescheitert. Warner will jetzt um jeden Preis neue Inhalte aus Harry Potter pressen und endlich wieder Geld mit dem Franchise verdienen. Eine sichere Nummer mit bekannten Figuren und vertrauter Umgebung (mehr Hogwarts!) muss her. Die Harry Potter-Serie ist genau diese einfache, kurzfristige Notlösung – die dem Universum jedoch langfristig schaden wird.

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Es entstehen zwei parallele Universen. Doch worauf beziehen sich künftige Spin-offs und Fortsetzungen? Auf die Filmreihe oder die Serie? Vor dieser Entscheidung stehen die Harry Potter-Verantwortlichen spätestens, wenn das Harry Potter-Theaterstück Das verwunschene Kind verfilmt werden soll, was irgendwann sicher passiert. Die Geschichte spielt nach Teil 7. Sollen dann die beliebten Schauspieler:innen Daniel Radcliffe, Emma Watson, Tom Felton und Rupert Grint in ihre alten Rollen schlüpfen? Wollen die überhaupt noch, wenn sie ihr Figuren-Erbe mit anderen Stars teilen müssen? Oder setzt das Studio auf eine neue Besetzung? Eine der beiden Harry Potter-Reihen wird zwangsläufig irrelevant. Das kann eigentlich niemand wollen.

Ja, eine Neuinterpretation der Buchreihe bietet auch Chancen. Sie kann ein modernisiertes, diverseres Hogwarts zeigen. Sie kann die Handlung so weit neu interpretieren, dass auch Hardcore-Fans etwas von der Serie hätten. Das können originelle Spin-off-Ideen, von denen es etliche gibt, aber mindestens genauso gut leisten.

Egal, wie man es dreht und wendet: Die Last der Nachteile aufseiten eines Reboots ist derzeit übermächtig.

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