Eine der größten Fantasy-Serien des Jahres bricht endlich den Netflix-Fluch

05.08.2022 - 10:15 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
The SandmanNetflix
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Eine der größten Fantasy-Serien des Jahres ist auf Netflix gestartet und vor allem Fans der legendären Comic-Vorlage werden von Sandman begeistert sein.

Gefühlt jede zweite Netflix-Serie basiert auf einem Comic, einem Videospiel oder einem Anime. Und die meisten davon sind grausam schlecht und ihrer Vorlage nicht würdig. Zu oft schon enttäuschte Netflix mit Flops wie Jupiter's Legacy, Cowboy Bebop oder zuletzt Resident Evil. Die neue Dark-Fantasy-Serie Sandman hat diesen Fluch nun endlich gebrochen.

Sandman ist die Verfilmung einer der wegweisendsten Graphic Novel-Reihen des Fantasy-Genres. Es ist also keine Übertreibung, dass Fans der legendären Vorlage von Neil Gaiman im Vorfeld Befürchtungen vor einer weiteren Enttäuschung hatten. Umso größer ist die Überraschung: Sandman ist eine der besten Adaptionen, die Netflix je hervorgebracht hat.

Fantasy, Horror und alles dazwischen: Das ist Sandman auf Netflix

Aber worum geht es eigentlich in Sandman? Im Zentrum der Serie steht Dream aka Morpheus (Tom Sturridge), der Herrscher über die Welt der Träume und Mitglied der sieben Ewigen. Leider aber muss sein Reich ohne Führung auskommen, als dieser von einem Okkultisten beschwört wird und daraufhin über 100 Jahre in Gefangenschaft lebt.

Als sich Dream in der Gegenwart endlich befreien kann, findet er sein Traumreich zerstört wieder. Doch ehe er dies wieder aufbauen kann, muss er drei gestohlene Insignien zurückerlangen, die ihm seine Macht verleihen: ein Säckchen Traumsand, seine "Krone" sowie ein Rubin-Amulett.

Schaut hier den Trailer zu Netflix' Fantasy-Epos Sandman:

Sandman - Trailer (Deutsch) HD
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Wer die DC-Comic-Vorlage nicht kennt, wird zu Beginn vielleicht etwas irritiert sein – und das liegt nicht allein an dem extrem verzerrten und traumartigen Anamorph-Look der Serie. Sandman folgt nämlich keiner klassischen und linearen Struktur.

Jede der ersten sechs Folgen wirkt wie ein eigenständiges und oft in sich geschlossenes Kapitel. Diese Erzählform bringt uns ein Panoptikum an unterschiedlichen Orten, Charakteren, Themen und Genres (von Fantasy bis Horror) – und erinnert in diesem Kurzgeschichten-Format stark an die Auftaktstaffel von Netflix' The Witcher.

So trifft Dream in einer Folge zum Beispiel auf die Auftragsexorzistin Joanna Constantine (Jenna Coleman), während er sich in der nächsten schon ein abgedrehtes Gedankenbattle mit Lucifer Morgenstern (Gwendoline Christie) in der Hölle liefert.

Ein Highlight dieser Kurzgeschichten ist die von Hob Gadling, ein Mann aus dem Jahr 1389, der eines Tages beschließt, dass er nicht sterben wird. Fortan trifft sich Hob einmal alle Hundert Jahre mit Dream in einer kleinen Gaststätte, um aus seinem Leben zu berichten. Daraus wird ein faszinierender 30-minütiger Abriss der Evolution des Menschen und der Gesellschaft über einen Zeitraum von über 600 Jahren.

Oft dient der Sandmann aber lediglich als verbindendes Element der einzelnen kaleidoskopartigen Geschichten, die uns durch ihre Motiv-Vielfalt mehr über diese besondere Welt und der Wechselwirkung von Träumen und menschlichen Begierden verraten.

Sandman bei Netflix: Eine exzellente Adaption mit kleinen Anpassungen

Nur wenige Comic-Adaptionen bleiben ihrer Vorlage so treu wie Sandman. Und das ist nicht nur ein Netflix-Problem, wobei zuletzt Heartstopper eine erfreuliche und seltene Ausnahme darstellte. Viele Adaptionen versuchen sich von ihrer Vorlage zu lösen und eigene Wege zu beschreiten. Hier aber bekommen Fans exakt das, was Neil Gaimans Magnum Opus schon so exzellent gemeistert hat.

Das liegt vielleicht auch daran, dass der Schöpfer selbst an der Entwicklung und den Drehbüchern zur Serie gemeinsam mit Allan Heinberg und David S. Goyer beteiligt war. Die ersten sechs Folgen liefern eine beeindruckende Umsetzung des ersten Sammelbandes.

Die letzten vier Episoden widmen sich den Ereignissen aus dem zweiten Band, Das Puppenhaus, und formen daraus eine zusammenhängende Handlung mit neuen Figuren und mehreren verschachtelten Erzählebenen rund um drei entflohene Träume, eine Serienkiller-Convention und die Jugendliche Rose Walker (Kyo Ra).

Natürlich ist Sandman keine hundertprozentig exakte Kopie der Vorlage. Einige Elemente wurden sinnvoll modernisiert, entschlackt und für das neue Medium angepasst, während die wichtigsten Kernelemente aber erhalten bleiben. Die größten Änderungen betreffen die DC-Verbindungen der Sandman-Comics, die größtenteils gestrichen wurden.

Zum Beispiel spielt in der Netflix-Adaption zwar Wonder Womans Tochter eine wichtige Rolle, deren familiärer Hintergrund findet jedoch keine Erwähnung mehr. Auch Orte wie das Arkham Asylum oder Figuren wie der DC-Dämonologe John Constantine haben deshalb neue Namen erhalten.

Sandman: Das düstere Fantasy-Epos ist ein Geschenk an die Fans

Aber am Ende bleibt Sandman ein Liebesbrief an die Fans der Vorlage. So werden ikonische Szenen nahezu Panel für Panel zum Leben erweckt, während auch essentielle Dialogpassagen zum Teil direkt aus dem Comic übernommen wurden.

Für Nicht-Kenner:innen jedoch könnte gerade diese Nähe zum Original einige befremdliche Momente hervorrufen. Denn viele (sehr kurz geratene) Figurenauftritte und Erwähnungen von Namen und Ereignissen könnten ohne Wissen über ihre Bedeutung für den späteren Handlungsverlauf und den Kontext des großen Ganzen fast schon willkürlich wirken.

Ist die Sandman-Serie durch ihre Vorlagentreue der Graphic Novel ebenbürtig? So gut ist die Netflix-Adaption dann leider auch nicht. In Sachen Brutalität, Sex und Drastik der Geschichte macht sie manchmal kleine Kompromisse. Doch keine Sorge: Sandman ist weit von familienfreundlicher Unterhaltung entfernt.

Der wilde Fantasy-Mix mit seinen atemberaubenden Bildern ist alles, was sich Sandman-Fans eigentlich erhoffen konnten. Er hebt sich aus dem Einheitsbrei der Netflix-Serien visuell und strukturell ab. Hardcore-Fans könnten sich vielleicht an den Abweichungen stören. Aber gehört nicht genau das zur Kernthematik von Sandman? Entweder man akzeptiert die Veränderung ... oder man stirbt.

Werdet ihr euch die Netflix-Adaption von Sandman ansehen?

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